Donnerstag, 20.10.16
Nebel umgibt uns in der Früh, die oberen Etagen der hohen Häuser von La Linea sind nicht zu sehen.
Armin funkt die Queensway-Quay-Marina noch mal an. Ja, sie haben einen letzten Platz für uns und werden ihn bis Mittag reservieren. Nichts wie hin! In der Einfahrt sehen wir, dass hier tatsächlich abends der Hafen mit einer Kette geschlossen wird.
Dieses Gefühl des Hochsicherheitstraktes setzt sich fort. Die schweren Metalltore zu den Stegen und sogar zu den Sanitäranlagen sind mit Zahlenschlössern gesichert. Die Waschräume schließen um 21:15 und öffnen erst wieder um 08:30. Ebenso der ganze Hafen.
Armin bucht den Liegeplatz für eine Woche, die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes für die nächsten Tage. Wind bis 30 kn auf die Nase, so wollen wir nicht weiter nach Lanzarote.
Spaziergang am Hafen, Mittagessen bei „The Waterfront“, die Burger und Sandwich-Portionen sind riesig und lecker, dazu noch Pommes, da wird das Abendessen wohl ausfallen müssen.
Der Skipper vom Nachbarboot, ein Österreicher, der die Charteryacht von Alboran-Charter one-way nach Teneriffa überführt, lädt zum Wein ein, als Dank dafür, dass Armin mittags mit unserem Wasserschlauch ausgeholfen hat. Er und seine Mitsegler, ein Hamburger Paar, wollen morgen Richtung Babate und dann weiter die spanische Küste entlang, um eine gute Ausgangsposition für den Schlag nach Madeira zu bekommen. Sie drängt die Zeit, in zwei Wochen müssen sie das Schiff in Teneriffa abgeben.
Freitag, 21.10.16.
Großeinkauf an Gemüse, Obst und scharfen Saucen bei Morrison, dem riesigen Supermarkt in Gibraltar. Blöd nur, dass wir alles in Rucksäcken und Taschen zurück zum Schiff tragen müssen und beide viel zu warm angezogen sind!
Nachmittags tut sich eine neue türkische Baustelle auf: Armin inspiziert die Welle im Motorraum, sie schien ihm gestern „komisch“ zu laufen. Ist aber alles ok. Dafür entdeckt er Korrosion am Generator unter der Wasserpumpe. Da muss irgendwo Sazwasser austreten. Der Generator ist aber bei EMEK gewartet worden! So stand es zumindest auf der Rechnung!
Über das Marina-Büro erreichen wir Steve, einen hiesigen Mechaniker. Er verspricht am Montag zu kommen.
Abends kommen Ute und Peter von der HUGIN 3 zum Klönen an Bord. Die beiden haben eine 15-monatige Auszeit genommen um eine Atlantik-Runde zu drehen. Sie sind seit dem Sommer von Marmaris aus unterwegs.
Samstag, 22.10.16.
Ein Spaziergang durch die Main Street der Altstadt: Gibraltar lebt vom Tourismus, das ist nicht zu übersehen. Hier wechseln sich Kneipen im alten englischen Stiel ab mit kleinen Geschäften mit dem weltweit immer gleichen Touristenramsch, nur dass hier statt „London“ oder „Paris“ eben „Gibraltar“ auf der Tasse oder dem Deckchen steht.
Stoffaffen gibt es in jeder Größe und Ausführung. Es heißt, dass Gibraltar dann wieder an die Spanier fällt, wenn der letzte Affe vom Felsen verschwunden ist. Also hüten und hegen die Briten ihre Affen. Im Gegensatz zu früher, als man noch Futter für die Affen kaufen konnte, ist das Füttern inzwischen bei Strafe verboten.
Gibraltar hat eine große aktive jüdisch-orthodoxe Gemeinde. Männer mit Kippa auf dem Kopf sind überall im Straßenbild zu sehen. Diese Woche ist Laubhüttenfest, viele der jüdischen Geschäfte sind geschlossen.
Einmal möchte ich einen richtigen englischen Nachmittagstee genießen. Bei „The Waterfront“ servieren sie Sandwich, Scones und Kuchen, dazu köstlichen Schwarztee. Sehr lecker!
Vom Nachbarboot kommt ein lautes Knacken und Knistern. Ich entdecke eine Gruppe Fische, bis 30 cm lang, die knapp unter der Wasserlinie am Rumpf des Bootes knabbern. Es klingt, als ob sie den harten Bewuchs durch Seepocken abbeißen würden.
Sonntag, 23.10.16
Wir bekommen unseren Blog nicht zum Laufen. Da auf HUGIN 3 auch mit WordPress gearbeitet wird, holen wir uns Rat bei Ute und Peter. Drei Stunden und zwei Kannen Tee später funktioniert zwar endlich ihr Hot Spot für die Iridium-Datenverbindung, wir sind jedoch keinen Schritt weiter. War aber ein schöner Nachmittag!
Montag, 24.10.16
Steve, der Mann für den Generator erscheint. Armin trägt eines seiner ARC-T-Shirts, was Steve so interpretiert, dass bei uns Eile geboten ist, wir haben einen Termin! Auch gut!
Als er hört, dass der letzte Service am Generator in der Türkei gemacht wurde, lacht er nur. Er scheint auch so seine Erfahrungen gemacht zu haben! Nach kurzer Inspektion des Onan schickt er seinen Sohn Jamie zum Arbeiten. Die Dichtung der Wasserpumpe ist undicht und der Impeller muss gewechselt werden. Jamie nimmt die Pumpe mit, will nachmittags wieder kommen. Wir warten lange, ein Telefonat ergibt, dass er die Teile erst morgen bekommt.
Trotzdem ist der heutige Tag positiv zu bewerten: der Blog ist fertig, fast aktuell, wenn auch noch ohne Bilder. Außerdem funktioniert SailMail/Pactor, wenn das Furuno-KW-Gerät eingeschaltet ist.
Ein Telefonat mit USA, das zigste und viele Emails vorher, bringt auch endlich Klarheit in unser Sailor-Theater. Der Account „is not closed“, das war ein Versehen, und die Email mit unserer Telefonnummer kommt.
Und so nebenbei habe ich noch eine Tasche genäht, die am Steuerstand angeklettet wird und in die unsere Rettungswesten kommen. Leider geht jetzt die Klappe zum Motorraum nicht mehr richtig auf!
Dienstag, 25.10.16.
Armin hat es das Radio auf der HUGIN 3 angetan, ein Fusion-Marine-Radio, wasserdicht und richtig toll! Unser altes Autoradio funktioniert nur noch, wenn es will. Laut Internet ist es in einem Shop in La Linea zu bekommen. Also auf die Räder und los! Durch Gibraltar, zum Glück haben die keinen Linksverkehr mehr, quer über die Rollbahn des Flughafens, kommt ja nur alle paar Stunden ein Flieger, dann wird eben solange gesperrt, und über die Grenze nach Spanien. Durch halb La Linea strampeln wir, im Gegensatz zu Gibraltar ist es hier deutlich schmutziger. Der Laden ist ein kleiner Schuppen im Tiefpaterre, und er hat`s natürlich nicht!
Zurück an Bord war Jamie offensichtlich schon da gewesen. Der Generator funktioniert, ein Ersatz-Impeller liegt im Cockpit.
Die Wetterdaten zeigen ein Wetterfenster für morgen, danach soll es in der Düse der Strasse von Gibraltar wieder mit 30 bis 40 kn blasen. Wir bereiten den Start für morgen vor. Da das Wasser hier im Hafen teuer bezahlt werden muss, verzichten wir darauf, den Wassertank zu füllen. 600 Liter sind noch drin und wir haben ja den Wassermacher, der mal wieder laufen muss.
Autor: Nicole