Donnerstag, 19. Januar 2017
Als gestern um 1200 der Startschuss zu Leg 2 nach San Blas fällt pfeift der Wind immer noch mit 30 kn über den Hafen und durch die Bucht. Eingedenk der Warnung, die Mündung des Rio Magdalena in 40 SM Abstand zu umfahren, um dem Treibgut aus dem Weg zu gehen, begibt sich eine kleine Anzahl Yachten, darunter auch wir, auf Kurs Nord-West. Alle anderen steuern mehr oder weniger dicht am Ufer auf direktem Kurs nach San Blas und mitten durch das Mündungsgebiet. Haben die Informationen, die wir nicht bekommen haben? Am Nachmittag kommt über Funk von HANNA, die am dichtesten an der Flussmündung segelt, die Meldung, dass weder braunes Wasser noch Treibgut zu sehen ist. Wir fühlen uns vereimert, drehen ab und gehen auch auf direkten Kurs. Es wird eine unruhige Nacht. 30 bis 35 kn Wind von schräg hinten, dazu eine 3 bis 4m hohe Welle. Die „guten“ Wellen kommen von hinten angerollt, heben ASHIA hoch, ziehen sie auf ihrem Kamm mit sich und beschleunigen sie dabei auf über 10 kn und lassen sie dann sanft auf dem Wellenrücken wieder hinab, das ist okay. Aber dann gibt es zwischendrin die „bösen“ Wellen. Sie kommen mit aggressivem Rauschen an, brechen sich am Boot, schlagen laut und hart gegen den Rumpf und spritzen mal mehr und mal weniger Wasser über das Deck und ins Cockpit. Sie bringen ASHIA von Kurs ab, sie tänzelt und wackelt und der Autopilot arbeitet schwer, um sie wieder einzufangen. Aber er schafft es zum Glück immer wieder, macht es besser als wir es von Hand könnten. Beim abendlichen Roll-Call, bei dem jede Yacht sich kurz meldet und Wohlergehen oder Probleme meldet, schimpfen alle über das Geschaukel. Die Nacht ist finster, der halbe Mond geht erst nach Mitternacht hinter Wolken auf. Im Laufe des heutigen Tages lässt der Wind nach, jetzt am Abend zeigt die Windanzeige noch 15 bis 20 kn. Eigentlich sollte uns das Amel-System ziehen. Aber durch eine Reihe von unglücklichen Umständen (Fehlbedienungen) reißt das Vorliek des Ballooners am Einfädler ab und das Vorliek trennt sich über 2/3 des Segels ab. Beim Bergen rutscht das Segel dann auch noch unter das Vorschiff, aber wir können es doch noch an Deck ziehen und tropfnass verstauen. Jetzt müssen wir in Panama einen Segelmacher finden. Inzwischen fahren wir mit ausgebaumter Genua und Groß in die Nacht.
Nicole und Armin SY ASHIA, SM2k, #357