Freitag, 21. April 2017
Was für eine Umstellung! Nach Wochen des freien Ankerns in mehr oder weniger weitläufigen Buchten mit und ohne Schwell, liegen wir jetzt Bordwand an Bordwand in einer Marina. Die Heckleinen knorzen, die Fender zwischen den Booten quietschen, fährt draußen ein Schiff vorbei, schaukelt es wie am Anker. Man hört fast jedes Wort, das auf dem Nachbarboot gesprochen wird. Aber wir haben Strom und Wasser im Überfluss und mit einem Schritt steht man trocken an Land!
Wir sitzen gerade beim Frühstück, die Klimaanlage läuft und draußen knallt die Morgensonne heiß ins Cockpit, da steht Punkt 0800 Laurent schon am Steg. Er ist wirklich zuverlässig und gut. Vorgestern haben wir ihm die Liste der zu erledigenden Dinge gemailt, jetzt bringt er zwei Mechaniker mit, die den Service an Motor und Generator durchführen sollen. Die beiden sind zwar nett und höflich, haben aber kein ausreichendes Equipment dabei. Sie benötigen unseren Vakuumabsaugbehälter zum Absaugen des Öls, haben weder Getriebeöl noch einen Abzieher für den Impeller dabei. Die Seewasserpumpe ist extrem schwierig auf der unzugänglichen Seite des Motors zu erreichen. Letztendlich erweist es sich als gut, dass Armin auf dem Austausch des Impellers bestanden hat, denn der alte zeigt bereits erste Defekte und hätte sicher nicht mehr lange gehalten. Am Ende erledigen sie die Arbeiten an Mr. Yanmar und Mr. Onan gut. Nach zwei Stunden sind alle Filter gewechselt, der Impeller ausgetauscht, eine neue Anode eingesetzt und überall frisches Öl eingefüllt. Den Motorraum muss Armin danach aber erst mal putzen, es stehen Pfützen von Öl, Diesel und Salzwasser.
Als nächstes bekommt ASHIA ihre wohlverdiente Süßwasserdusche. Zwar hat der heftige Regen das grobe Salz schon immer wieder abgewaschen, aber Schmutz und Sand sitzen in allen Ritzen. Währenddessen läuft die Waschmaschine. Zwar haben wir hier 220V, aber 60Hz, damit gehen zwar wieder die Klimaanlagen, aber Waschmaschine und Ventilatoren streiken. So brummelt der frisch gewartete Mr. Onan bis die Wäsche fertig ist.
Wir laufen zum Carrefour Supermarkt. Was für ein Kulturschock! Ein kleines Einkaufszentrum mit einigen Boutiquen und einen riesigen, mit Klimaanlagen fast tiefgekühlten Supermarkt treffen wir an. Das Angebot an Lebensmitteln erschlägt uns regelrecht nach all den Wochen, in denen es nur Grundnahrungsmittel und Alkohol in den Märkten gab. Man merkt den Einfluss von Frankreich. Baguette, Kuchen und Käse gibt es in großer Auswahl, die Preise lassen einen dann aber auch zurückzucken. Auch sonst findet man alles, was das Herz begehrt und was man lange vermisst hat, z.B. endlich wieder M & Ms. Zum Glück ist heute nur Schauen und Informieren angesagt, der Großeinkauf kommt später dran. So nehmen wir nur Brot, etwas Obst und Schokolade mit.
Nachmittags hat MISTO zu einer Happy Hour am Steg eingeladen. Mit Bier und Wein feiert die WARC-Familie den Geburtstag von Howart. Inzwischen ist über die Hälfte der Boote hier im Hafen. Man kennt sich, jeder redet mit jedem, alle haben ihre kleinen oder großen Probleme, man bespricht sich und hilft sich, wo es irgend geht. Insbesondere die Ersatzteilbeschaffung ist ein allgemeines Problem. Wer etwas benötigt, fragt wann eines der Boote neue Crew bekommt, dann wird international bestellt und die Neuankömmlinge bringen nicht selten Ersatzteile für mehrere Boote mit.
Zum Abendessen laden wir SHAMAL ins „Pink Coconut“ zum verspäteten Geburtstagsessen ein. Mit fruchtigen Cocktails, einem leckeren Menü und gutem Wein klingt der Abend aus.