Freitag, 5. Mai 2017
Am Scheitel der Faaroa-Bucht mündet ein kleiner Fluss. Schon früh um 0900 starten wir mit den Dingis, ihn zu erkunden. Das Wasser ist braun durch den sandigen Untergrund, aber klar. In Windungen zieht sich der Fluss durch den Urwald. Gelegentlich kommen wir an kleinen Anwesen vorbei auf gerodeten Flächen, überall liegen Auslegerkanus mit und ohne Außenborder. Die Bäume ragen von beiden Seiten über das Wasser, wir fahren streckenweise unter einem dichten Blätterdach, müssen die Köpfe einziehen, um nicht hängen zu bleiben. Mangroven wechseln mit Palmen, tote Bäume liegen immer wieder im Wasser und erschweren die Durchfahrt. Nach einiger Zeit wird es flach, der Außenborder muss hochgeklappt werden und wir paddeln. Als dann plötzlich über eine kurze Strecke dicke Steine aus dem knöcheltiefen Wasser schauen, über die wir die Dingis tragen müssten, kehren wir um und paddeln zurück. In einer Kurve sehen wir einen Einheimischen sein Kanu an Land ziehen. Er winkt uns heran, fragt ob wir schauen möchten? Na klar wollen wir! Die Boote werden an Orchideenbüschen am Ufer festgebunden und wir folgen Andre auf seine kleine Plantage. Da wachsen Kokospalmen, von mannshoch bis 20m, von denen er uns erst mal vier Kokosnüsse abschlägt, mit der Machete öffnet und zum Trinken reicht. Ohne Strohhalm ist es gar nicht so einfach, aus dem grob gehauenen Loch zu trinken. Die frische, leicht perlige und klare Milch schmeckt köstlich. Aber ein Liter davon sättigt auch ganz schön. Nachdem die Nüsse leer getrunken sind schlägt Andre einen Span außen aus der Schale, der als Löffel dient und dann spaltet er die Nuss in zwei Hälften. Jetzt kann man mit dem Span das noch weiche Kokosmark auskratzen. Papayas, Bananen,Mango, Pandanuss, köstliche kleine Zitronen, Gurken und Stangenbohnen wachsen auf der Plantage. Andre erzählt, dass er das Land von der Regierung gepachtet hatte und nachdem er es gut bewirtschaftet gehört es inzwischen ihm. Stolz nennt er den Wert einer Kokospalme, er besitzt über 40 davon, ist ein reicher Mann! Am Ende stehen wir beladen mit Obst und Gemüse wieder am Ufer. Andre nennt keinen Preis für die Gaben, es seien Geschenke! Wir überschlagen, was wir an den Straßenständen sonst zahlen und er nimmt das Geld natürlich gerne. Zurück auf dem Boot geht es Anker auf und wir motoren in der Lagune nach Norden zum Hauptort Uturoa. Am Ufer imponieren wunderschöne Bungalows in großen gepflegten Gärten. Die Bebauung zieht sich immer wieder auf terrassenartigen Plateaus die Hügel hinauf. Hier sieht es nach viel Geld aus! Vor der kleinen Marina sind zwei freie Bojen, an die wir uns hängen. Es klappt ein perfektes Manöver! Armin steuert ASHIA mit dem Bug dicht an die Boje ran, Nicole kann die Bojenleine auf Anhieb mit dem Enterhaken aus dem Wasser fischen und an Bord ziehen. Sie ist so lang, dass wir sie direkt an Bord belegen können. Das Wasser ist klar und erfrischend. Leider währt das Vergnügen nicht lang! Ein Motorboot kommt vorbei, man schimpft, dass wir an privaten Bojen liegen, die nur für leichte Katamarane geeignet seien (Mooring und Sunsail Charter sind hier vertreten!) und wir sollen sofort und schnellstens verschwinden! Nun, im Hafenhandbuch sind die Bojen als Anleger ausgewiesen, die weißen sind in der Regel für die großen Schiffe, was auch die Dicke der Leinen zeigt. Aber, was soll´s, wir legen ab, fahren ein Stück zurück und ankern auf 10m Wassertiefe vor einem Motu hinter dem Riff. Natürlich regnet es während dieser Aktion! Jetzt wird es allerdings auch nichts mit unserem Ausflug in den Ort, der ist zu weit weg. Marcel fährt am Ufer des Motus entlang. Überall stehen rote Tafeln mit „Privat“ und „Betreten verboten“! Ach ja, kaum zurück in der Zivilisation ist die unglaubliche Freundlichkeit der Polynesier schon weniger! Rita lädt zum Schinken-Nudel-Gratin ein, Nicole bringt frischen Obstsalat mit, ist eh viel gemütlicher!
Geld und Zivilisation scheint sich nicht immer mit Gastfreundschaft und Freundlichkeit zu vertragen 😕