Im Land von König George V

Freitag, 2. Juni 2017

Wir wollen ein Auto mieten, um wenigstens ein paar der Inseln der Vava`u Gruppe, die über Dämme miteinander verbunden sind, zu sehen. Der Wirt vom Aquarium Cafe empfiehlt uns einen Chinesen, der sei preisgünstiger als AVIS. Nun ja, die Autos hätten vier Räder und ein Lenkrad, Bremsen seien optional! Ach ja, auch keine Versicherung! Wir entscheiden uns für AVIS! Erlaubte Geschwindigkeit in Tonga ist 40kmh, gelegentlich mal 70kmh. Vom Fahrrad- oder Motorradfahren wird abgeraten wegen der vielen Hunde, die einen schon mal ins Bein zwicken würden.
Heute Morgen um 0800 gibt es aber leider bei AVIS schon kein Auto mehr zu mieten, morgen auch nicht und Sonntag und Montag sind Feiertage, da ist Arbeiten und auch Autofahren in Tonga verboten! Außerdem wollen wir morgen in eine der vielen Ankerbuchten zum Schnorcheln verholen. Also doch zum Chinesen. Vorne an der Strasse ist es ein typischer chinesischer Supermarkt, wir werden durchgeführt, stolpern durch das dunkle Lager (Rumpelkammer) in den Hinterhof. Dort stehen ein paar Fahrzeuge. Nach kurzer Verhandlung bekommen wir einen großen viertürigen japanischen „Kasten“. Der sieht noch am Besten aus! Den Preis für einen Tag können wir runter handeln. Das Geld wechselt seinen Besitzer, Armin will Führerschein und Personalausweis zücken, nicht nötig! Hier ist der Schlüssel, bring ihn bis Spätnachmittag zurück! UPS, so haben wir noch nie ein Auto gemietet!
Wir fahren über die Hauptinsel, auf der Neiafu liegt und über Dämme auf kleinere benachbarte Inseln. Es herrscht Linksverkehr in Tonga mit rechtsgesteuerten Autos. Die Hauptstrassen sind befestigt, die Nebenstrassen nicht, aber die meisten Schlaglöcher sind schon mal aufgefüllt worden. Einige Strassen enden im Nirgendwo, wir müssen öfters umdrehen und zurückfahren. Am kleinen „International Airport“ kommt nur alle paar Tage ein Flieger an, aber er ist besetzt. Die Männer der Luftaufsicht und der Feuerwehr sitzen im Schatten vor den Gebäuden. Wir fahren durch mehrere kleine Dörfer. Die Leute sind freundlich, grüßen und winken. Jedes Dorf hat mindestens eine Kirche, der Großteil der Tonganer ist christlichen Glaubens. Jeder Ort hat auch eine Schule und einen Kindergarten sowie einen Sportplatz. Alles macht grundsätzlich einen sauberen und aufgeräumten Eindruck. Aber auch einen armen. Die Häuser sind klein, oft aus Wellblech und Sperrholz, allerdings stehen auch immer wieder aus Hohlblocksteinen gemauerte Wohnhäuser da. Die Kirchen sind alle gemauert! In den meisten Gärten hängt Wäsche auf der Leine. Freitag ist wohl Waschtag, denn ab morgen Mittag ist in Tonga bis Montag jegliche Arbeit, aber auch Sport und laute Musik, verboten. Und überall laufen Schweine frei herum! Große Keiler, Muttersäue und unzählige Ferkel jeglicher Größe, es gibt fast mehr Schweine als Hunde! Und Hunde gibt es schon viele! Ein unglaubliches Rassengemisch, echte Straßenkreuzungen. Auch die Hühner spazieren wie in Polynesien frei umher. Es sind aber nicht so farbenprächtige Tiere wie dort, die Tonga-Hühner sind eher schwarz oder weiß. Zwischen den Orten weiden Kühe am Straßenrand, gelegentlich ist auch mal ein Pferd zu sehen. Nur die Ziegen werden eingezäunt gehalten. Im Gegensatz zu Polynesien gibt es hier deutlich mehr Landwirtschaft. Wir kommen an gerodeten Flächen vorbei auf denen angepflanzt wird. Wir sehen Bananen-, Kokos- und Vanilleplantagen. Während Polynesien von Frankreich unterstützt wird und die Bevölkerung dort offensichtlich mit wenig Arbeit genug Geld zur Verfügung hat, ist Tonga unabhängig und ohne Unterstützung. Und die Menschen arbeiten, man sieht, dass sie sich bemühen, etwas entstehen zu lassen. Auch leben hier noch alle Altersgruppen. Während die Polynesier auf Wunsch einen französischen Pass bekommen können und damit in Frankreich oder Europa arbeiten und das eigene Land entvölkern, ist das Auswandern für Tonganer wesentlich schwieriger. Auf großen Tafeln an einigen Orten kann man lesen, dass USA und Japan Unterstützung bei der Trinkwassergewinnung geben und Australien im Schutz der Ufer vor Korrosion engagiert ist. Wir können nur vermuten, dass da im Gegenzug Fischereirechte abgetreten werden. Insgesamt macht Tonga auf uns einen positiven Eindruck. Die Preise passen zum Lebensstandart, die Leute sind, für unsere Verhältnisse, zwar arm, aber zufrieden.

Inzwischen sind alle Schiffe aus Niue angekommen. SHAMAL haben wir vormittags von der Höhe der Küstenstrasse aus durch den Kanal fahren sehen. Abends findet im Aquarium Cafe ein Buffet der World ARC statt. Der junge Wirt bemüht sich sehr, alle zufrieden zu stellen und Buffet und Getränke gibt es reichlich. Seine ganze Familie hilft mit und bedient, er selber strahlt, so müsste das jeden Tag laufen! Eine Tanztruppe tritt auf und zeigt traditionelle Tänze. Außerdem legt ein DJ auf! Der kennt zwar bei der Lautstärke leider nur „full power“, aber die Songs der 70er sind international und mitreißend. Die WARC Family tanzt, dass man Angst um die Stabilität des Bodens bekommen muss! Die Holzkonstruktion der Terrasse sieht nämlich bei Tageslicht eher abenteuerlich aus! Aber alles hält durch.

Eva von ATLA ist eine kleine Künstlerin. Sie fertigt Ketten aus bunten Papierperlen und seit Neuestem mit selbstgebrannten Anhängern in Form von Tikis oder Schildkröten. Dieser Leidenschaft geht sie sogar während des Segelns nach. Heute Abend bekommt jedes weibliche Crewmitglied eine Kette von ihr geschenkt.

Ein Kommentar

  1. Interessante internationale Mischung: Ein christliches Königreich mit chinesischen Märkten sowie Autovermietung. Unterstützt von den USA, Japan und Australien.
    Auf alle Fälle hattet ihr ein schönes Zusammentreffen der WARC im Aquarium-Café 🏝💃🕺🏻

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