Die Ups and Downs of Sailing

Montag, 11. September 2017
Diese Passage von Darwin nach Lombok ist die Beste der ganzen bisherigen Reise. Diesmal passt einfach alles! Der Wind kommt beständig aus achterlicher Richtung, ebenso wie die Welle. Mit dem Amel-System segeln wir vier Tage lang auf fast direktem Weg dem Ziel entgegen. Ein paar Mal müssen wir für einige Stunden ein Reff eindrehen, weil es mit über 20 kn bläst, aber nie erreicht die Windstärke mehr als 25 kn. Meist laufen wir bei 15 bis 18 kn Wind so 7 bis 8 kn schnell. Kein Segel flattert oder schlägt, keine Kreuzsee lässt ASHIA tanzen, es ist Segeln vom Feinsten! Muss ja auch mal sein!
Am Sonntagabend 1945 segeln wir als erstes Boot der Flotte über die Ziellinie. Ist zwar für uns ohne Relevanz, da wir ja nicht mehr im Rennen sind, aber trotzdem! Auch wenn wir 90 Minuten vor dem offiziellen Start in Darwin los sind, das nächste Boot am Ziel folgt erst nach vier Stunden! Nun, das war der schöne Teil der Reise, die Ernüchterung kommt schnell! Andrew hatte beim Briefing in Darwin zwar auf den zu erwartenden Gegenstrom im Lombok Channel zwischen Lombok und Bali hingewiesen, aber eher nur beiläufig. Der Wind hat inzwischen nachgelassen, das Amel-System ist abgebaut, wir motoren in den Kanal. Und werden immer langsamer! Obwohl Mr. Yanmar röhrend alles gibt und wir mit 9kn durch`s Wasser fahren, machen wir nur noch 1,5 bis 2 kn Fahrt über Grund. Immer wieder zeigt die Logge sogar nur 0,5 kn Speed an! Mit 7 kn steht der Strom gegen uns! Davon war keine Rede im Briefing! Wir kriechen in der Dunkelheit den Kanal hoch. Zum Glück bleibt das Wasser flach, es baut sich keine Welle auf, obwohl der Wind bald wieder mit 20 kn von achtern bläst. Wir setzen die Genua zur Unterstützung, das bringt aber auch nur 0,5 kn mehr Geschwindigkeit. Stellenweise sind im Wasser heftige Wirbel, ASHIA muss immer wieder auf Kurs gebracht werden. Quälend langsam geht es in der Dunkelheit voran, der Mond will auch nicht erscheinen. Erst als der Kanal sich nach ca 8 NM etwas weitet, lässt die Strömung nach und wir kommen mit 4kn voran. Eigentlich wollen wir in der empfohlenen Ankerbucht Desert Point die Nacht abwarten und dann bei Tageslicht die letzten Meilen bis zur Marina Del Ray zurücklegen. Doch die Ankerbucht erweist sich als völlig untauglich! Es ist keine Bucht, nur eine leichte Eindellung der Küste ohne Schutz vor Strömung und Wind. Durch den Kanal ist reger Schiffsverkehr. Anscheinend ist so manches AIS durch besondere Spezialisten eingerichtet worden. Wie sonst ist es zu erklären, dass manche Schiffe im Krebsgang fahren? Auf der Suche nach einer anderen Ankermöglichkeit fahren wir weiter zwischen die Inseln. Doch es bleibt um 40m tief, überall sind die Lichter von Fischerbooten zu sehen. Wir wissen, dass es hier Fischernetze und Perlfarmen gibt und von einem Befahren bei Nacht abgeraten wird. Doch wo sollen wir ankern? Vorsichtig fahren wir weiter. Irgendwann sind wir so weit zwischen den Inseln, dass wir beschließen, die letzten 3 SM bis zur Marina nun auch noch zu fahren. Um besser von den Fischern gesehen zu werden, schaltet Armin die vordere Decksbeleuchtung ein. In dem Moment entdeckt Nicole einen weißen Kanister unmittelbar StB am Bug. Bis Armin ASHIA herumlenken kann rumpelt und klappert es auch schon am Rumpf. Sofort nimmt er den Gang raus. Wir sind in eine Perlenfarm geraten! An Leinen, die vielleicht 100 Meter lang sind und alle 2m durch große Plastikkugeln, die im Radar kein Echo zeigen, an der Oberfläche gehalten werden, hängen in Abständen die Austernkörbe tief im Wasser. Es sind ganze Felder mit unzähligen Reihen. Und ASHIA hängt drin! Noch sind wir aber nicht so darüber gefahren, dass die Leine zwischen Kiel und Ruder wäre, noch liegt sie davor! Wir haben Glück, der Wind treibt uns langsam zurück und wir kommen frei. Das war knapp! Auf der Suche nach einem Durchgang zwischen den Perlenzuchtfeldern überfahren wir kurz darauf ein Fischernetzt. Nur durch eine kleine Plastikflasche und eine Styroporkugel gekennzeichnet, ist es im Licht des Handstrahlers erst im letzten Moment zu erkennen. Wieder haben wir Glück und kommen drüber. Aber jetzt ist es genug! Ein paar Meter von allem entfernt, mitten im Nirwana, ankern wir um 0115 auf 32m Wassertiefe. 80m Kette, mehr haben wir nicht, müssen bei Windstille und ohne Wellen reichen uns zu halten. Wir setzen die Ankerwache am PC, schalten das Ankerlicht im Masttop und ein Licht im Cockpit ein und gehen schlafen. Für heute reicht es!

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