Inseltour auf Lombok

Dienstag, 12. September 2017
Der Tag beginnt schon schwierig! Früh um 0800 soll uns ein Wassertaxi alle einsammeln und zum „Festland“, der großen Insel Lombok, bringen, wo um 0830 der Bus zur Inteltour starten soll. Die Zahl der Teilnehmer und die Größe der Taxis ist Rally Control bekannt, warum werden dann nicht zwei Taxis bestellt? Um 0825 warten CESARINA, SOLO und ASHIA immer noch auf Abholung, da das eine Taxi überfüllt ist und ein zweites erst organisiert werden muss! Und natürlich wird dann am Strand angelandet und die Fahrt beginnt mit nassen, sandigen Füßen! Der eigentliche Bus ist voll und wir sieben Nachzügler von den drei deutschen Booten besteigen einen separaten Kleinbus. Das erweist sich allerdings als positiv, der Bus ist neu, sauber und bequem und mit einer gut funktionierenden Klimaanlage ausgestattet.
Unser erster Halt ist am local market im nächsten Ort. Was sofort , schon vom Bus aus, ins Auge sticht, ist der unglaubliche Dreck, der hier rumliegt. Alles ist voller Müll! Der kleine Abwasserkanal, der sich an der Hauptstrasse entlang zieht und auch durch die Markthalle läuft, ist jetzt zum Ende der Trockenzeit ohne Wasser, dafür aber randvoll mit Abfall! In der Markthalle bietet sich ein farbenfrohes Bild. Frauen in bunten Kleidern sitzen am Boden, um sich ihre Ware ausgebreitet. Einige stehen hinter voll beladenen Tischen. Es gibt Melonen, Jackfrucht, Zitronen, Tomaten, Bohnen, Wasserspinat, scharfe Paprika und vieles andere mehr. Sie bieten selbst gemachte Kuchen und Chips an. Die Gerüche sind überwältigend, besonders in der Ecke, wo der Fisch verkauft wird! Zwischendrin findet man Kinderspielzeug, Hygieneartikel, Haushaltswaren in grellbuntem Plastik und Klamotten.
Auf der Weiterfahrt Richtung Mataram, der Hauptstadt, verfestigt sich der erste Eindruck, der Dreck bleibt, egal ob am Rand der „Landstrasse“ oder in den Orten. Müllcontainer sehen wir keine. Die Häuser sind ärmlich, teils aus Holz, teils aus Ziegesteinen, die kleinen Läden entlang der Strasse sind eigentlich mehr Bretterbuden. Wir haben in den letzten Monaten ja viele Inseln besucht, wir haben auch viel Armut gesehen, aber Lombok übertrifft an Schmutz wirklich alles! Und dass Armut und Dreck nicht zusammengehören, das war in Dillons Bay, Erromango, Vanuatu, zu sehen, dem mit Abstand ärmsten und saubersten Ort! Andrew, was hat das mit indonesischer Kultur zu tun? Die paar Kühe, die das bisschen Gras auf den ausgetrockneten Wiesen rupfen, sind mager bis auf die Knochen, kaum zum Anschauen.
Es gibt aber auch einige saubere Stellen dazwischen: moderne große Tankstellen und helle kleine Supermärkte. Das Hauptverkehrsmittel hier ist der Motorroller. Ab 16 Jahren darf man ihn offiziell fahren, es besteht Führerschein- und Helmpflicht! Das wird aber nur in Mataram kontrolliert. Die offizielle Strafzahlung lässt sich nach unter verhandeln, wenn direkt vor Ort in die Tasche des Polizisten gezahlt wird! Den Sprit für die Roller kann man in Literflaschen an den Ständen am Straßenrand kaufen.
Lombok ist inzwischen fest in der Hand des Islam. Ca. 80% der Bevölkerung sind Muslime, der Rest Hindu und ein paar wenige Christen. Unser Guide erzählt, dass es hier auf Lombok sogenannte Papier- und Plastik-Muslime gäbe. Die Papier-Muslime leben streng nach den Gesetzen des Islam, die Plastik-Muslime trinken Alkohol und beten nicht regelmäßig. Ungefähr dreiviertel aller Frauen tragen Kopftuch, uns fällt dabei auf, dass kaum ältere und alte Frauen ihren Kopf bedecken. Jeder Ort hat mindestens eine Moschee! Alle sind farbenfroh frisch renoviert oder es wird gerade daran gearbeitet, meist wird erweitert! Das Geld dazu kommt aus Saudi-Arabien! Die paar Hindu-Tempel, die wir sehen, sind in weniger gutem Zustand.
Nach einem Stopp an einem ATM (Geldautomaten) sind wir alle Millionäre! Für 100 Euro bekommt man etwa 1.500.000 Rupien! Es geht weiter mit dem Lombok-Ferrari! Dieses häufig zu sehende Gefährt ist ein kleiner, zweirädriger Karren mit Platz für zwei Fahrgäste und Kutscher, der von einem Pony gezogen wird. Wir steigen erst ein, nachdem wir uns davon überzeugt haben, dass die Tiere sauber, gepflegt und gut genährt sind! Unser Pony meint wohl tatsächlich, es müsse sich wie ein Ferrari aufführen! Kaum zu bremsen setzt es sich an die Spitze des Zuges und trappelt allen davon. Die Fahrt ist nicht ungefährlich! Zwischen Autos, Lastern und Motorrollern geht es auf der engen Strasse in ein Dorf, in dem getöpfert wird. Vor primitiven kleinen Drehscheiben hocken die Frauen auf Holzklötzen und stellen Schüsseln, Teller, Vasen u. a. her. Gebrannt werden die Sachen dann in einem glimmenden Strohhaufen. Ein paar von uns setzen sich zu den Frauen, dürfen auch mal probieren, dafür wird uns dann mit Nachdruck die Spendenbox hingehalten! Mit dem Lombok-Ferrari geht es zurück. Unser Kutscher kann das Pony kaum halten, es mag nicht hinten laufen. Beim Überholen wird es eng, unsere Kutsche bleibt kurz an der anderen hängen, es kracht etwas, und weiter geht`s! Indonesien hat übrigens auch Linksverkehr. Aufatmend erreichen wir das nächste Ziel, die große Töpferei mit Verkaufsraum der Gesellschaft. Hier sieht es eher nach industrieller Fertigung aus. Riesige Blumenkübel, bunte Vasen und Kochgeschirr werden für den asiatischen Markt produziert. Die üblichen kleinen Tierchen und Töpfchen zeigen bunte Muster nach Vorbild der Aboriginies! Mit dem Bus geht es in ein local restaurant mit local food! Nun, das Lokal ist ein etwas heruntergekommener ehemaliger Hindu-Tempel,umgewandelt in ein Chinarestaurant. Die local food ist chinesisches Essen der billigsten Sorte! Reis und Reiskräcker, ein paar magere Hühnerbeinchen, Scampi in Fertigsauce süß-sauer, ein bisschen Wasserspinat und zum Nachtisch für jeden ein Tellerchen mit 5 Stückchen Wassermelone. Der Höhepunkt ist ein Cocktail am Ende aus völlig geschmackloser Kokosmilch mit Honig! Unsere Russen empören sich über diesen Fraß genau wie wir Deutschen, Christoph empfindet es als Demütigung. Wie schätzt uns Andrew ein, dass er uns so etwas als local food vorsetzen lässt! Da wäre McDonalds besser gewesen! Vom Guide erfahren wir dann, dass das Essen der Indonesier eigentlich aus wenig Fleisch, sehr viel Gemüse und Reis besteht, alles frisch zubereitet, scharf und schmackhaft!
Wir fahren durch Mataram. Die Stadt ist etwas sauberer als die Umgebung, die Strassen sind teils breiter, die Gebäude etwas moderner. Und immer wieder prägen Moscheen das Bild!
Weiter geht´s in ein Dorf, in dem die Frauen Stoffe weben. Bis zu acht Stunden täglich sitzen sie am Webstuhl, bereits die kleinen Mädchen erlernen das Handwerk von ihren Müttern. Die Baumwolle, aus der die Fäden gewonnen werden, wird auf Feldern in der Nähe gezogen, die Farben durch Verwenden von Naturmaterialien erreicht. Von grobem Stoff für Decken oder Tischläufer über zarte Schals bis zu glänzendem Brokat weben die Frauen sitzend in die primitiven Webrahmen eingespannt. Natürlich gibt es einen großen Verkaufsraum. Bei der Menge der angebotenen Ware, Decken, Schals, Sarong und Stoffe am Meter, fragen wir uns allerdings, ob wirklich alles, wie behauptet, hier im Dorf hergestellt wird?
Nachdem wir bisher an jeder Moschee und jedem Tempel einfach vorbei gefahren sind, besichtigen wir endlich eine Tempelanlage, den 300 Jahre alten Narmada-Tempel. Von den ursprünglichen Gebäuden ist nichts mehr erhalten, man hat aber alles originalgetreu wieder aufgebaut. Aber selbst das Neue zeigt bereits Verfallszeichen! Mitten in der Anlage befindet sich ein für die Öffentlichkeit zugängiges großes Schwimmbad mit Kinderbecken und Rutsche! Daneben ist ein See über den eine Zip Line führt. Natürlich müssen einige von uns die Fahrt vom Berg runter über den See mitmachen, so auch Armin. Er meint aber hinterher, er hätte schon aufregenderes erlebt!
Zum Abschluss halten wir bei einem Dorf, dessen Einraum-Häuser noch vollständig nach alter Tradition in Holzbauweise auf Stelzen und mit Strohdächern gebaut werden. Es ist kein Museum, sondern tatsächlich bewohnt. Auch hier weben die Frauen. Der Führer zeigt uns die Unterschiede zwischen echter indonesischer Handarbeit und chinesischer Massenproduktion und bestärkt damit unsere Zweifel an der Echtheit der Ware im Dorf vorher.
Um 1930 sind wir wieder zurück am Strand. Es ist stockfinster, nachdem die Rückkehr eigentlich für 1700 angesagt war, haben wir natürlich weder Taschenlampen dabei noch Licht am Schiff eingeschaltet. Doch der Wassertaxifahrer kennt sich aus, findet die Boote auch im Dunklen. Wir wundern uns nur über den Preis. Bisher haben wir 20.000 Rupien pro Fahrt und Person gezahlt, jetzt soll es mit Nachtzuschlag das Doppelte kosten. Für uns heißt das 40.000, er nimmt aber nur 30.000. Nachdem alle Preise immer über World ARC laufen fragen wir uns jetzt, ob der normale Fahrpreis nicht eigentlich 15.000 ist und man hier für uns „special price“ gemacht hat? So langsam trauen wir Andrew alles zu!
Wir finden kein Argument für Lombok und gegen Bali als Ziel! Kultur mit Armut und Dreck gleichzusetzen ist billig! Das, was wir heute an Kultur hier gesehen haben, gibt es auf Bali mit Sicherheit in ansprechenderer Form. Alle World ARC Teilnehmer, die vor uns in Bali waren, waren begeistert! Und dieser voyeuristische Sozialporno, zu dem man hier getrieben wird, ist eklig! Leider verkehrt die Schnellfähre zwischen Lombok und Bali nur einmal täglich, so dass ein Besuch dort mit einer Übernachtung verbunden wäre. Das geht aber energietechnisch nicht. Bei der Hitze verbrauchen unsere Kühlschränke bei geschlossenem Boot zu viel Strom, so dass wir zweimal täglich die Batterien über den Generator laden müssen. Schade, von Indonesien hatten wir uns mehr erhofft als Schmutz und Armut!

Ein Kommentar

  1. Zum Lombok-Ferrari: Wir vermuten, dass Armin das Tier über Mental-Suggestion zu Höchstleistung antreiben konnte.
    Wir teilen eure Auffassung, dass es unverschämt von Andrew ist, solche Orte als „authentische Kultur“ zu verkaufen.

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