Secret Island Resort auf Gili Gede

Montag, 11. September 2017
 Nach ein paar Stunden Schlaf holen wir im Morgengrauen den Anker aus der Tiefe hoch und motoren zur Marina Del Ray, die übrigens nur im Kopf von Ray, dem australischen Betreiber existiert! Bisher gibt es nämlich nur ein paar Mooringbojen! Im Tageslicht wird uns klar, dass wir gestern wirklich großes Glück hatten. Die ganze Bucht ist gespickt mit Perlfarmen und die Schnüre sind sehr schlecht erkennbar. Auf Kanal 72 meldet sich tatsächlich zu so früher Stunde schon Celilia, auch die Marina reagiert. Um 0700 picken wir eine Boje vor der kleinen Insel Gili Gede, vor Lombok auf. Wir sind in Indonesien angekommen.
Nach einem ausgedehnten Frühstück fahren wir mit dem Wassertaxi zur Insel, wo Rally Control im Secret Island Resort stationiert ist. Wassertaxi, in Galapagos waren das offene, hölzerne Motorboote mit Sonnendach, am Bug sauber abgefendert mit dicken Flechtmatten, die an die Seite der Boote ranfuhren, so dass man auf den mit Geländer gesicherten Bug steigen konnte. Hier hat man einfach die dafür völlig ungeeigneten Fischerboote hergenommen! Das sind lange, schmale Holzboote, die zu beiden Seiten stabilisierende Ausleger aus Kanalrohren haben. Damit können sie nur an das Bootsheck fahren. Dann steigt man auf einen provisorisch mit Holzplanken belegten Bug, klettert über eine Querstrebe, duckt sich unter ein kleines Sonnendach und sitzt auf rohen Holzbohlen. Aber sauschnell sind die Dinger! Damit fahren wir also zum Resort auf der Insel. Natürlich gibt es wieder mal keinen Anleger, das Taxi fährt mit Schwung auf den Strand einer kleinen, durch eine völlig zerfallene flache Pier gebildete Bucht. Dann heißt es, ca. 1m tief vom Bug ins Wasser zu springen. Man hat die Wahl zwischen barfuss auf scharfkantigem Muschelsand zu landen oder für die nächsten Stunden mit nassen Schuhen zu laufen! Secret Island Resort, der Name weckt bestimmte Erwartungen, doch was wir vorfinden ist unglaublich! Andrew war in Darwin gefragt worden, warum die ARC nicht mehr Bali anläuft, wie alle Jahre zuvor, sondern jetzt Lombok? Seine Erklärung war, dass Bali zu touristisch und nicht mehr authentisch sei. In Lombok würden wir noch das echte, unverdorbene Indonesien sehen, die Kultur erleben können. Nun, was wir vorfinden ist ein völlig heruntergekommenes, im Verfall begriffenes Resort. Das ganze Gemäuer ist marode, die Inneneinrichtung im Kolonialstil, gemixt mit „modernen“ Bürostühlen, ist durchgesessen und abgewetzt. Die Wahrheit für den Standortwechsel scheint eher zu sein, dass Bali zu teuer wurde und Andrew hier mit Peter, dem ältlichen, verlotterten Besitzer ein für beide Parteien lukratives Arrangement getroffen hat! Wir sind so sauer, dass wir am frühen Vormittag schon ein Bier bestellen! Mit Cecilia und Victor, dem „neuen“ Yellow Shirt, werden ein paar Formalitäten besprochen, die SIM-Karten bezahlt, dann heißt es warten auf die Truppe von Customs, Immigration, Health und Port Control. Zwischenzeitlich lassen wir uns zum Schiff zurück bringen und nutzen die Zeit zum Tanken. Ein Boot mit Dieselfass und Pumpe legt bei uns an, und 200 Liter Sprit laufen langsam durch unseren Filter in den Tank. Der in unseren Filter aus dem Zapfhahn laufende Diesel ist schaumig und braun-trübe. Das was nach dem Filtern in den Tank läuft, sieht besser aus. Hoffentlich sind alle Schmutzpartikel im Filter geblieben. Sicherheitshalber schaltet Armin auf den feinerer Racor-Filter mit 10µ um. Inzwischen ist auch SOLO eingetroffen. Christoph schimpft auf Andrew, der auf die Problematik der Passage des Lombok Channel nicht ausreichend hingewiesen hat. Sein Rat, dicht am Ufer zu fahren, erwies sich als völlig unbrauchbar, SOLO hatte in Ufernähe auch 7kn Strom gegenan und zusätzlich mit sehr hohen Wellen zu kämpfen. Wir fragen uns, wie kleinere Boote mit schwächeren Motoren gegen 7kn Strom ankommen sollen? Und wer seinen Tank auf der windschwachen Strecke schon ziemlich leer gefahren hat, bekommt hier Probleme. Es wurde auch kommuniziert, dass es kaum gezeitenabgängige Unterschiede in Stärke und Richtung des Stroms gäbe, daher auch keinen Gezeitenplan. Später erzählen jedoch einige Boote, dass sie kaum Gegenstrom, bzw. sogar mitlaufenden Strom hatten.
Nachmittags sind bis auf ZEELAND und TOUJOURS BELLE alle Schiffe eingetroffen. Wir sitzen auf den tollen Stühlen des Resorts, Bier und Rotwein fließen, und wartet auf Clearence. Die Amis sind wieder mal mit allem zufrieden, die Russen und Deutschen empfinden die Location als Zumutung. Was glaubt Andrew eigentlich, wer seine Kunden sind? Das hat nichts mit Kultur zu tun, dass ist einfach übler Verfall!
Indonesien ist bekannt dafür, extrem bürokratisch zu sein. Außerdem ändern sich die Formalitäten ständig. Als die Männer und eine Frau von Clearences nachmittags endlich da sind, beginnt ein unglaublicher Tanz! Der erste nimmt den vorbereiteten Umschlag mit Formularen eines Bootes entgegen und streicht den Bootsnamen von seiner Liste, die Dame nimmt die Formulare raus, sortiert und checkt sie auf Vollständigkeit (je 5 Kopien von Crewliste, Pässen, Bootspapieren und Ausreisepapiere von Australien), hakt ab und reicht weiter. Der Dritte sortiert die Formulare neu, der Vierte stempelt die Pässe, der Fünfte behält was ein und gibt den Rest zurück. Was ein Theater!
Wir wollen ja mal nicht nur meckern! Der Gerechtigkeit halber muss man sagen, dass Manches mit World ARC auch positiv ist. Die Organisation des Ein- und Ausklarierens, das Tanken, das Einsammeln von Wäsche oder Müll klappt jetzt. Auch besorgen sie inzwischen die Telefonkarten für alle und sammeln Gasflaschen zum Befüllen ein. Trotzdem sind wir der Meinung, erwarten zu können an ordentlichen Orten Station zu machen und nicht immer da, wo es Andrew wenig kostet!
Zum Abendessen gibt es einen Topf Nudeln mit scharfer Sauce auf ASHIA, dann fallen alle früh in die Kojen.

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2 Kommentare

  1. Euer geschilderter Alkoholkonsum, bereits am Vormittag beginnend, lässt uns ahnen, wie sauer ihr wart. Wohl zurecht!
    Alkohol ist manchmal eben DOCH eine Lösung. Und nicht nur ein Destillat 😎

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