Schreck am Morgen

Dienstag, 21. November 2017
Während der Nacht stehen wir alle zwei Stunden auf, um einen Blick nach draußen zu werfen. Doch es bleibt ruhig, alle Boote liegen sauber in gleicher Richtung, die Abstände passen. Doch um 0700 schrecken wir beide hoch, das Wellengeräusch hat sich verändert. Der Wind hat gedreht, die Boote schwenken in unterschiedlichem Tempo in die andere Richtung und TULLA MHOR kommt uns mit dem Heck bedenklich nahe. Da ruft auch schon Thomas von TOUJOURS BELLE über Funk, dass wir aufwachen sollen, es besteht Kollisionsgefahr! Halb angezogen stehen wir an Deck, Armin kürzt unsere Ankerkette, Nicole und Doug passen am Heck auf und die Boote drehen dann doch ohne Berührung aneinander vorbei. Als dicker Fender ist auch noch das Dingi von TULLA MHOR dazwischen. Die Schotten und auch SKYELARK, deren Anker wieder slippt, verholen sich dann an Bojen des Yachtclubs. Wir ziehen den Anker, und damit eine Menge schwarzen Schlamms, ebenfalls hoch und legen uns auf einen Platz mit mehr Freiheit zum Drehen. Danach ist erst mal ein ordentliches Frühstück mit frisch gebackenem Roggenbrot, Spiegelei und Speck fällig! Ein halbes Brot bekommt HANNA, Thomas holt es mit dem Dingi ab.
Frühmorgens ist ein großes Autotransportschiff angekommen. Die Menge neuer Mercedes-Fahrzeuge, die am Kai aufgereiht stehen, wird an Bord gefahren. Sie werden hier in East London produziert. Nachdem die Wettervorhersage einen Aufenthalt hier bis Samstag andeutet, kommt unser Beiboot doch aus der Backskiste und wird aufgeblasen. Zusammen mit TOUJOURS BELLE fahren wir an Land. Von einem Besuch der Stadt East London wird abgeraten, zu gefährlich für fremde Weiße, aber es soll eine große Mall hier geben. Mit dem Taxi geht es zur „Hemingway Mall“ quer durch die Stadt. Das Verkehrsaufkommen ist riesig, gehupt wird ständig, der Fahrstil im Linksverkehr ziemlich rücksichtslos. Die Gegenden, durch die wir fahren, machen nicht den Eindruck, als ob man hier als Weißer problemlos durchlaufen könnte, was auch von der weißen Taxifahrerin bestätigt wird. Wir passieren ein Einkaufszentrum, sie rät von einem Besuch da ab. Wir fahren weiter zum Stadtrand. Die „Hemingway Mall“ mit Casino und Hotel ist ein großes Shoppingcenter mit Fast-Food-Restaurants und den üblichen Läden. Thomas und Armin kommen nicht an der Indoor-Kartbahn im Untergeschoss vorbei, sie liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen über 20 Runden und haben ihren Spaß dabei!
Dann wollen wir ein Taxi für die Rückfahrt. Am Ausgang treffen wir auf die Crew von TAKE OFF. Die fünf (3 Erwachsene und 2 Kinder) warten schon seit zwei Stunden hier. Armin ruft bei der Zentrale von Eagles-Taxi, mit dem wir schon hergekommen sind, an. Inzwischen fährt ein fast schrottreifes Auto mit zwei jungen Schwarzen vor und gibt sich als Taxi zu erkennen. TAKE OFF sitzt schon fast drin, da kommt eine Frau zu uns und warnt davor, mitzufahren. Wir seien als weiße Nicht-Südafrikaner zu erkennen und es sei viel zu gefährlich einfach mit diesem Wagen zu fahren. Bei sogenannten Privattaxis seien Entführung und Raub nicht ausgeschlossen. Wir holen TAKE OFF wieder aus dem Auto und warten weiter. Kurz darauf fährt ein ordentlich aussehendes Auto vor und Victor steigt aus. Ja, das ist ein Taxi, damit können wir fahren. So steigen Luise, Jörgen, die Kinder und der dritte Mann ein. Unser Eagles-Taxi kommt kurz darauf. Der Fahrer, ein Weißer, warnt ebenfalls davor, in der Stadt rumzulaufen, nachts schon gar nicht und tags nur ohne Schmuck, Handy, Foto oder Handtasche! Alle Wohnhäuser, an denen wir vorbeifahren, sind von hohen Mauern mit Stacheldraht umgeben und haben schwere Eisentore. Wir sind froh, als wir wieder auf dem gesicherten Hafengelände sind. Für weitere Fahrten werden wir Dijon, den netten Taxifahrer, anrufen.
Inzwischen ist es kalt geworden, dunkle Regenwolken ziehen auf. Jasmin und Thomas kommen noch auf einen Drink mit an Bord, Abendessen fällt heute aus, nach Pizza und Eiswaffel in der Mall sind wir satt.

2 Kommentare

  1. Liebe Nicole, lieber Armin,
    das ging ja mal wieder superschnell – schon seid ihr in Südafrika! Herzlichen Glückwunsch zur Überquerung eines weiteren Ozeans und dazu, dass alles so gut geklappt hat. Gerade diese Etappe hat es ja in sich, wie natürlich auch die Fahrt entlang Südafrikas Küste. Wir drücken die Daumen für weiteres gutes Gelingen und wünschen euch viele schöne Erlebnisse im südlichen Afrika – und schöne geräumige Ankerplätze . Da wird euch Brasilien gefallen! Aber bis dahin stehen ja noch viele schöne Erlebnisse an. Wir freuen uns weiterhin an euren Berichten und sehen gespannt den nächsten entgegen.
    Alles Liebe eure Heiner und Hilde

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