Überraschung in East London

Mittwoch, 22. November 2017
Wir haben wieder Wasser im Amelantrieb und verlieren Öl! Machen wir etwas falsch? Taugt das verwendete Material nichts? Jedenfalls muss ASHIA schnellstens wieder aus dem Wasser und die ganze Aktion von Mauritius muss wiederholt werden. Wir haben nicht mehr genug Simmerringe. Also fahren wir wieder mit Jasmin und Thomas mit den Dingis an Land und rufen ein Eagles-Taxi. Vor dem Yachtclub kommt gerade ein dicker Unimog an. Auf der Ladefläche stehen nicht nur jede Menge voller Dieselkanister, sondern auch die Skipper von SANDVITA, TAKE OFF, OWL, SKYELARK, LEXINGTON, TULLA MHOR und HANNA! Also alle außer Thomas und Armin! Wieso haben nur wir den Aufruf zum Tanken über Funk heute Morgen nicht gehört? Zwar müssen wir nicht tanken, aber Thomas! Der Fahrer, ein Segler aus dem Buffalo River Yacht Club, der einfach aus purer Freundlichkeit hilft, bietet an, morgen noch mal mit Thomas zu fahren, jetzt muss er seinen Sohn abholen. Alternativ ruft er einen Freund an, der um 1300 hier sein will, um Thomas mit den Kanistern zur Tankstelle zu fahren. Wir fragen, wo es einen Laden gibt, in dem wir Simmerringe bekommen könnten? Er nennt eine Adresse, warnt uns aber gleich davor mit irgend einem Taxi hinzufahren. „They will kill you for money!“ Na toll! Zum Glück kommt kurz darauf unser Eagles Taxi mit einer netten weißen Fahrerin. Sie kutschiert mit uns quer durch die Stadt, Autotüren verriegelt und Fenster geschlossen, bis wir im dritten Laden das Gewünschte bekommen. Für eineinhalb Stunden Taxifahrt kassiert sie dann gerade mal ungerechnet 10 Euro! Das Leben hier ist für uns wirklich preiswert.
Mittags warten Thomas und Armin mit den leeren Kanistern am Yachtclub auf den Fahrer. Als er nach fast zwei Stunden immer noch nicht da ist, erbarmt sich die Besitzerin der Bar und fährt die beiden. 20 Minuten später sind sie zurück und trinken natürlich bei ihr noch ein Bier. Jasmin und Nicole halten in der Zeit ein Kaffeekränzchen auf TOUJOURS BELLE ab! Anschließend geht es auf einen Kurzbesuch zu HANNA. Skipper Thomas will morgen ganz früh ablegen, um nach Kapstadt zu segeln. Sie waren mittags in einem Lokal mit Meerblick zum Essen, wir fragen nach Namen und Adresse.
Am Abend wollen wir uns von Dijon, dem netten Taxifahrer von Eagles, der uns schon zweimal gefahren hat, zum Cafe Neo bringen lassen. Auf die Frage, ob er vielleicht noch etwas Besseres mit Meerblick kennt, rät er uns zu einem Hotelrestaurant am Strand. Beim Aussteigen vor dem Hotel entdecken wir daneben „German Taste – Bakery and Restaurant“! Da wollen wir doch schnell schauen, ob wir ein deutsches Brot bekommen. Und was wir alles bekommen! Wie die Kinder vor dem Weihnachtsbaum stehen wir überrascht und staunend vor Sauerteigbrot, Semmeln, Käsetorte, Käsesahnetorte, Weihnachtsplätzchen und einer Speisekarte, auf der Maultaschen, Kässpätzle, Wiener Schnitzel, Bratwurst und Rindsrouladen angeboten werden! Natürlich disponieren wir um! Das ist ja fast wie zuhause bei Betina! Zwar ist das Wiener Schnitzel nicht so groß, aber die Roulade zart, die Bratwürste lecker und das Paulaner Hefeweizen dazu………. ein Traum! Das kann nur verstehen, wer mal ein Jahr lang in der Fremde „local food“ gegessen hat!
Die Wirtin und ihre Tochter kommen zu uns an den Tisch. Die Familie stammt aus dem Stuttgarter Raum, lebt seit einigen Jahren hier in East London und 2016 haben sie das Lokal eröffnet. Die deutsche Küche wird von den Südafrikanern gut angenommen und Deutsche gibt es auch genug hier. Seit 70 Jahren unterhält Mercedes eine Fertigung hier, inzwischen laufen neben den Nutzfahrzeugen täglich 400 C-Modelle vom Band! Wöchentlich viermal kommen riesige Autofähren, um die Neuwagen abzuholen. Mercedes ist der größte Arbeitgeber hier in der Industriestadt East London mit eigener Polizei und Krankenhaus. Hinter dem Mercedesareal hat sich die gesamte Zuliefererindustrie angesiedelt. Da braucht kein Mercedes-Fahrer mehr zu denken, er würde ein deutsches Produkt fahren! Obwohl auch noch Nestle hier ein Werk hat, liegt die Arbeitslosenquote bei 50%! Die beiden Damen empfinden die Kriminalität hier als nicht so schlimm. Sicher gibt es Gebiete, da geht man als Weißer nicht hin. Sie haben sogar Verständnis dafür, wenn ein Bedürftiger die teuren Sportschuhe von der Hintertreppe klaut, was muss man die da auch hinstellen! Und die übermannshohen Mauern mit Elektro- oder S-Drahtzäunen drauf, die hat man doch nur, damit die Nachbarn nicht reinschauen! So ganz können wir das nicht glauben, vielleicht spielen sie es auch nur runter, um uns nicht zu ängstigen. Die Problematik mit den diversen Taxis bestätigen sie aber, arbeiten selber auch mit Eagles zusammen. Wir bekommen noch einige nützliche Informationen über lohnenswerte Ziele auf dem Weg nach Kapstadt, dann fährt uns Dijon zurück zum Yacht Club.

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