Mzansi Restaurant

Mittwoch, 3. Januar 2018
Heute unternehmen wir den zweiten Versuch auf den Tafelberg zu kommen. Schon um 0725 setzt uns UBER an der Talstation ab. Und bereits jetzt ist die Schlange der Wartenden fast so lang wie am Freitag. Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. Von der Talstation kommt die Meldung, dass die Gondeln wohl nur bis mittags fahren werden, weil mit zunehmendem Wind auf dem Plateau zu rechnen ist. Da Armin und ich ja schon oben waren, überlassen wir Vanessa die Entscheidung. Die fällt ganz klar gegen das Warten aus. So fotografieren wir Kapstadt eben aus halber Höhe und kurz darauf bringt uns UBER zurück zum Schiff, wo wir erst mal gemütlich frühstücken. Irgendwie soll das mit dem Table Mountain wohl nicht sein! Immerhin kann ich danach einen weiteren Punkt von unserer To-Do-Liste streichen: wir räumen das Bilgenfach mit den ganzen Putz- und Reinigungsmitteln, Fetten und Reparaturmaterialien auf. Jetzt geht der Deckel wieder zu, ohne dass man drauftreten muss!
Yellow Shirt Miguel, Victors neue Unterstützung, kommt vorbei und bringt seitenweise Formulare zum Ausfüllen für das Ausklarieren am Freitag. Jasmin und Thomas melden sich von ihrer Probefahrt mit dem frisch gewarteten Motor zurück, alles gut! Wir planen die nächsten Tage, es ist doch noch einiges zu tun. Armin und Thomas fahren in die Stadt. Armin muss mal wieder den Akku seines Handys wechseln, Thomas braucht die Freischaltung eines alten Reservegeräts und wir alle benötigen noch mal Datenvolumen auf unseren südafrikanischen Karten. Der UBER-Fahrer kennt einen Handy-Doktor und bringt die beiden in einen Stadtteil, in dem nur Schwarze leben. Im ersten Laden haben sie den Akku für Armins Handy nicht, aber im zweiten Laden gegenüber kann dann sowohl Armin als auch Thomas geholfen werden. Die zwei Stunden Wartezeit verbringen sie in einem klimatisierten Burger-Lokal. Nachdem sie die Handys wieder haben, muss Thomas noch in einer Bank am ATM Rand abheben. Als Armin vor der Bank auf UBER warten will, bittet der Security-Mann ihn, hinter ihm zu bleiben und das Handy wegzustecken. Zu schnell könnte es ihm weggerissen werden. Auf dem Rückweg kauft Armin bei Pick & Pay noch Brot und Trauben. Währenddessen bringt Thomas in Erfahrung, dass der Markt bei Großeinkauf bis ans Schiff liefert. Das werden wir am Freitag zusammen nutzen.
Für den Abend haben Luise und Jörgen von TAKE OFF ein Essen in einem Township-Restaurant organisiert. Mit Taxis und UBER fahren 26 World-ARC-Teilnehmer nach Langa in Mzansis Restaurant. Für uns ist ein langer Tisch reserviert, an drei weiteren kleineren Tischen sitzen nochmal 14 Personen. Die Chefin, die Mama, kocht persönlich und das kleine Lokal ist wie eine Wohnstube gehalten. Es gibt Bier, Wein und Softdrinks an der Bar, zum Dinner ist ein Buffet angerichtet. Zu Reis und Kartoffeln wird grüner Salat, Krautsalat, verschiedene gedünstete Gemüse, Brokoli-Salat, Spinat-Pilz-Gemüse, Kürbis-Curry, Bohnen, Gulasch und Hähnchenkeule serviert. Alles ist sehr appetitlich arrangiert, schmackhaft und reichlich vorhanden. Eine kleine Band spielt international bekannte Melodien in afrikanischem Rhythmus. Das Highlight ist die kleine Nichte der Mama. Sie mag 12 Jahre alt sein. Zusammen mit ihrem jüngeren Bruder spielen sie Gitarre und sie singt dazu. Die Akustik in dem niedrigen Raum ist schlecht und es gibt keinerlei elektronische Verstärkung, aber ihre Stimme ist von Umfang und Timbre unglaublich! Sie singt mit Freude und Inbrunst mehrere Spirituals. Wir sind begeistert!
Nach dem Essen erzählt Mama ihre Geschichte zur Entstehung des Restaurants. Ursprünglich war es ein Jazz-Schuppen. Da sich die Nachbarn aber über den allabendlichen Lärm beschwerten und sie nur noch einmal im Monat öffnen konnten, war der Lebensunterhalt damit nicht mehr zu bestreiten. Die Oma hatte dann die Idee mit dem Restaurant. Bevor sie jedoch eröffnen konnten, mussten sie über Jahre hinweg sparen, um die nötigen Einrichtungsgegenstände zu erwerben. Die Mama hatte über ihren Arbeitsplatz wohl Informationen über Konkurse von Lokalen in Kapstadt. So konnte sie die gesamte Einrichtung, die Dekoration und das Geschirr allmählich gebraucht zusammenkaufen. Sieben Jahre vergingen bis zur Eröffnung von Mzansi am 11. April 2008. Damit war aber noch nichts gewonnen. Woher sollten die Gäste kommen? Die Bewohner des Township können sich ein Essen im Lokal nicht leisten und die Reichen aus Kapstadt kommen nicht nach Langa, ein Township, von dem man noch heute hört, wer hier als Weißer reingeht, kommt nicht lebend wieder raus. Erst als ihr Sohn mit Austauschschülern ins Lokal kommt, die Mzanis Restaurant bei TripAdvisor ins Internet stellen, läuft die Sache an. Inzwischen ist Mzansi unter den führenden Local Restaurants von Kapstadt. Man bucht über Internet oder telefonisch, Ruhetage gibt es nicht. Ihre Gäste sind fast nur Touristen, die Einheimischen trauen sich nicht hin. Sie bittet uns herzlich, ihr gute Kritiken bei TripAdvisor zu geben und unseren Freunden ihr Restaurant zu empfehlen. Dieser Bitte kommen alle gerne nach. Das Vorurteil der weißen Kapstädter sehen wir bestätigt, als unser UBER-Fahrer, ein junger Weißer, völlig entgeistert fragt, was wir hier im Township gemacht hätten? Von einem Restaurant hat er noch nie gehört und überhaupt ist das das erste Mal, dass er nach Langa gefahren ist, viel zu gefährlich!
Es war ein toller Abend und ich kann nur jedem empfehlen, das Mzansi Restaurant einmal zu besuchen. Die Mama und ihr Mann sind so offen und herzlich, das afrikanische Essen sehr, sehr lecker und die Stimmung einfach super. Auch sind 185 Rand pro Person nicht zu viel verlangt.
Mzansi Restaurant
45 Harlem Ave, Langa
Cape Town, 7455
Tel: 021 694 1656

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