Nicht mein Tag!

Freitag, 5. Januar 2018
Heute hätte ich in der Koje bleiben sollen, keine Ahnung warum, aber ich bin einfach knatschig. Und der Ablauf des Tages macht es nicht besser!
Einzig erfreulich ist zunächst mal, dass „Dr. Wash“ pünktlich in der Früh die Wäsche zurück bringt. Sie ist sauber, ordentlich zusammengelegt und riecht gut! Den Service können wir weiter empfehlen! (Tel: 0027 631 232444)
Als erstes ist heute das Ausklarieren auf dem Programm. Dazu muss die Crew komplett persönlich bei Immigration erscheinen. Victor möchte das um 0930 mit allen zusammen erledigen. Auf unserer Liste für heute steht aber auch noch der Großeinkauf und um 1600 ist dann Skippers Briefing. Daher fahren Jasmin, Thomas und wir schon um 0830 mit UBER zum Port Tower. Im Erdgeschoss gibt es drei Empfangsschalter. Der erste ist unbesetzt, die Dame vom zweiten Schalter verweist uns nach längerer Diskussion an den dritten Schalter. Wieder Palaver, zurück zum zweiten Schalter. Telefonat zum Port Manager, nach einigem Warten öffnet Dame 2 den Hochsicherheitstrakt mit Nummernschloss, Fingerprint und Alkoholtester zum Reinblasen, aber wohl nur für die Angestellten! Was sich hier so schnell liest, dauert eine halbe Stunde! Mit dem Aufzug geht es hoch in den 11. Stock. Wir stehen vor lauter leeren Räumen, nur zwei Treppen höher in der Glaskanzel regt sich Leben. Die Aussicht über den Hafen, die Stadt und zum Tafelberg ist phänomenal. Auf Anraten von Hans-Peter hat Armin die Kamera dabei! Eine junge Dame erbarmt sich unser und bringt uns in das Büro des Hafenkapitäns im 11. Stock zurück. Der weiß eigentlich gar nicht, was wir hier wollen! Alles, was bei ihm an Papierkram hätte gemacht werden müssen, hat Victor bereits für alle WARC-Boote erledigt. Wir müssen nur noch in das Büro zu Immigration and Customs! Da haben die Männer wohl was falsch verstanden! Wieder wird UBER gerufen. Das Gebäude, in das wir müssen, liegt im bewachten Bereich des Hafens. Am Tor steht eine Security-Madam, sie bewegt sich mit der Langsamkeit einer Schnecke zum Auto, kein Lächeln verzieht ihr Gesicht. Zwar glaubt sie unserem schwarzen Fahrer, dass er von UBER ist und uns zum Zoll bringen will, aber erst muss der Kofferraum geöffnet werden. Was sucht sie? Als wir endlich an dem gelben Gebäude, in dem Einwanderungsbehörde und Zoll untergebracht sind, aussteigen, ist natürlich ein Teil der Flotte schon da und unser Zeitvorsprung weg! Jetzt wird unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt! Die zwei schwarzen Damen an den Schaltern von Immigration arbeiten ebenfalls im Schneckentempo. Formulare werden kontrolliert, ein Aktendeckel angelegt, jeder muss vortreten zum Abgleich mit seinem Pass, Stempel hier, Stempel da, erst sollen wir an Schalter 1 abgefertigt werden, nein, doch an 2, auch falsch, ASHIAs Akte liegt an 3! Das ist unser Glück, hier arbeitet eine Weiße! Zügig und problemlos werden wir abgefertigt. Im selben Raum ist ein weiterer großer Schalter, hier ist der Zoll. Wir wollen für einige unserer Einkäufe die MWSt zurück bekommen. Drei Schwarze sind hier, zwei lümmeln in Stühlen und spielen mit ihren Handys, einer arbeitet! Wieder müssen viele Papiere ausgefüllt und gestempelt werden, Kopien angefertigt, es dauert! Ich bin kurz vor`m Platzen! Dann der absolute Höhepunkt! Ungefähr 40 Personen befinden sich in diesem Raum, fast die ganze Flotte, wir stehen an vier Schaltern an. Dazwischen führt eine Panzertür in die dahinter liegenden Büros. Neben dieser Tür, in dem vollen Raum, steht ein Schreibtisch, leer, daran sitzt eine junge Schwarze, nein, sie liegt mit dem Kopf auf den Armen am Tisch, inmitten all der Menschen! Sie schaut mal hoch, schließt wieder die Augen und döst weiter. Sie merkt nicht mal, dass wir dieses ungeheuerliche Bild fotografieren! Nach eineinhalb Stunden endlich sind wir fertig und können UBER rufen! Wieder muss der Fahrer beim Passieren der Sperre den Kofferraum öffnen. Wovor haben sie hier so eine Angst?
Als nächstes geht es zu Pick & Pay. Obst, Gemüse, Eier, Käse, Wurst, Fleisch und Brot, Kaffee, Kekse und Schokolade, ein paar Konserven, WC- und Küchenpapier, Tempos und Seife, die Liste ist lang, schließlich soll es bis Brasilien reichen! Ein Wagen wird alleine mit Getränken gefüllt, Wasser, Milch, Tonic Water, ein paar Dosen Cola und Bier, am Ende gehen sowohl TB als auch wir mit drei vollen Einkaufswagen zur Kasse. Mit dem Filialleiter ist schon abgesprochen, dass die Einkäufe an Bord geliefert werden. Ich glaube, der hat das noch nie gemacht! Es gibt keine Kartons, zunächst bleibt alles in den Wagen, er hängt lediglich Zettel mit Namen und Telefonnummern daran und kopiert die Kassenbons. Die Dinge, die gekühlt werden müssen nehmen wir lieber sofort in einem Einkaufstrolly mit. Zurück am Schiff reicht die Zeit gerade zum Einräumen und einen Kaffee, dann gehen Thomas und Armin zum Skippersbriefing in das Konferenzzentrum über dem Craft Market. Jasmin und ich warten auf die Lieferung. Der Fahrer ruft an, hat keine Ahnung wohin er kommen soll, dabei hat Armin genau aufgemalt, dass er den Weg zwischen One & Only und Aquarium zur Schleuse fahren soll, wie man in den Hafen kommt und wo die Boote liegen. Endlich meldet er sich wieder, er sei am Hotel! Wir laufen hin, finden ihn aber nicht. Einer der Hotelangestellten zeigt uns den Lieferanteneingang, da ist er auch nicht. Am Ende findet Jasmin den kleinen Lieferwagen an der Strasse und steigt ein, um ihn zur Schleuse zu dirigieren. Wir stehen sprachlos vor dem Auto! Der Fahrer ist alleine, die kompletten Einkäufe von ASHIA liegen lose im Kofferraum, lediglich das, was wir im Laden in Taschen gepackt hatten, ist zusammen. Wie soll das jetzt ans Boot kommen? Wer soll das tragen? Warum haben wir wohl nach der Anlieferung gefragt? Es hilft nichts, Stück für Stück und Flasche für Flasche kommt in Einkaufswagen, die hier zum Glück rumstehen, wir zerren die Wagen drei Stufen das Schleusentor hinauf und drei Stufen wieder hinunter bis vor das Tor zur Marina. Wir haben hier einen Tidenhub von bis zu 2m, natürlich ist gerade Ebbe und dementsprechend tief liegt der Schwimmsteg. Alles muss die Treppe hinunter getragen werden und unten wieder auf Einkaufswagen, die auch runtergeschleppt werden, verladen werden. Bis hierher hilft dem Fahrer der Schleusenwärter und einer der Wachmänner vom Hotel. Während der Fahrer zurück zum Supermarkt fährt und die Waren für TB holt, immerhin wurde nicht alles gemeinsam ins Auto geschmissen, rattern wir zu ASHIA und stellen erst mal alles ins Cockpit. Kaum fertig ist das Auto schon wieder da und das Ganze geht von vorne los. Wir sind so stinkig! Auf den Filialleiter, der das offensichtlich noch nie organisiert hat und auf unsere Männer, die natürlich nicht da sind! Obwohl, die können ja nichts dafür, wir gingen ja von einer Anlieferung bis zum Boot aus, sauber in Kartons verpackt, so wie auf den Kanaren. Als Thomas und Armin gegen 1800 zurückkommen beginnt das große Räumen und Verstauen. Nach zwei Stunden ist endlich alles untergebracht und wir haben uns die Pizza und den Aperol im Col`Cacchio wirklich verdient!


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