Von der Walfischbucht nach St. Helena

 Montag, 22. Januar , bis Dienstag, 30. Januar 2018
Montagmorgen bitten wir im Souvenirladen am Hafen uns ein Taxi zu bestellen. Es kommt wieder der Typ mit der Klapperkiste, der Armin und Thomas schon zu Beginn kutschiert hat. Er ist kein Taxifahrer, wohl eher der Freund der Verkäuferin. Er kennt sich nicht aus, aber es gibt ja Google Maps! Zunächst fahren wir zu Immigration. Da stehen ungefährt 50 Seeleute vor uns am Schalter. Doch die Angestellten haben Mitleid, lotsen uns vier an einen anderen Schalter und nach Passkontrolle mittels fotographisch-elektronischem Abgleich der biometrischen Daten bekommen wir unsere Pässe gestempelt und dürfen gehen. Wir fahren noch zwei Geschäfte an, da Thomas ein Ersatzteil benötigt, bleiben aber erfolglos.
Um 1435 holen wir die Anker hoch und motoren aus der großen Walfischbucht hinaus. Wieder geht es vorbei an den auf Reede liegenden Frachtern. Auf der Bugbombe eines der großen Schiffe liegen zwei Seehunde.
Wie es sich gehört bekommt Rasmus auch diesmal bei Fahrtantritt wieder seinen Opferschluck. Hoffentlich weiß er den guten Whiskey zu schätzen und benimmt sich anständig!
Zunächst unter weißen Segeln, am Dienstag für ein paar Stunden mit Genaker und Mizzen-Ballooner, geht es Richtung St. Helena.
Wir sehen bald keine Seehunde mehr, dafür wieder Fliegende Fische. Das Wasser wird wärmer und sauberer. Wir verlassen den Benguela-Strom. Dieser planktonreiche Strom, der an der Westküste Afrikas von der Antarktis nordwärts zieht ist, genau wie der an der Ostküste nach Süden laufende Aghula-Strom, mit seinem nährstoffreichen Wasser sicher ein Segen für Fische (und Fischer), Seevögel, Robben und sonstiges Getier, aber für unsere Wasserfilter ist er die Pest! Der Hauptwasserfilter sitzt voller Kleinstgetier und Glibber und unser Wassermacher bringt erst wieder volle Leistung, nachdem Armin den stinkenden, grünen Vorfilter gegen einen neuen, blütenweißen tauscht, der dritte in diesen Gewässern.
Die toten Fliegenden Fische, die wir wieder jeden Morgen an Deck einsammeln müssen, sind viel dicker und größer als die, die wir bisher auf den anderen Ozeanen an Bord hatten.
Mittwochmorgen setzen wir das Amel-System und wir lassen es bis kurz vor St. Helena stehen. Lediglich in den Nächten müssen wir ab und zu mal etwas reffen, wenn der Wind vorübergehend 20 kn und mehr erreicht. Die von schräg hinten anlaufenden Wellen sind nicht unangenehm, wären da nur nicht immer wieder mal diese gemeinen „Schubserwellen“ dazwischen, die gegen die Bordwand knallen, ASHIA das Heck zur Seite schubsen und sie heftig schaukeln lassen. Dann sausen Butterdose, Kaffeebecher und Töpfe durch die Pantry und man wünscht sich noch 2 Paar Arme und Hände mehr, um alles festhalten zu können. Aber inzwischen zeigen wir beide gute Reaktionszeiten und können größere Schweinereien verhindern!
In der Samstagnacht, genau um 21:53 UTC überqueren wir den Null-Meridian. Von nun an segeln wir wieder auf den westlichen Medianen. Genau wie am Äquator, den wir vor knapp einem Jahr auch in dunkler Nacht überquert haben, können wir auch diesmal nicht erkennen, welche Farbe das Markierungsband hat J!
Beim Aufstehen um 0500 heute Morgen ist hinter uns am Horizont das erste graue Licht der aufkommenden Morgendämmerung zu sehen. Vor uns an Backbord erhebt sich hoch und dunkel die Insel St. Helena. Landfall ist immer wieder spannend, auch wenn die Navigation mit GPS heute einfach ist. Wie mag es früher für die Seeleute gewesen sein, die sich nur nach Sonne und Sternen richten konnten. Welch eine Leistung war das, so eine kleine Insel mitten im Nirgendwo des Ozeans zu treffen!
Wir umrunden den Norden. Irgendwie erinnert St. Helena an Lummerland! Ob wir wohl Jim Knopf und Lukas treffen werden? Aber St. Helena hat keine Eisenbahn, nur einen Flugplatz. Für die 1230 SM haben wir 7 Tage und 17 Stunden gebraucht.
Sonntags hatten wir schon eine Email an den Hafenmeister und Immigration geschickt und unsere Ankunftszeit mitgeteilt. Antwort kam prompt, Victor hatte uns wohl als Nachzügler der WARC schon angekündigt. Jetzt melden wir uns bei Port Control und motoren zum Bojenfeld. Ein Mann im Dingi kommt uns entgegen, grüßt freundlich, lotst uns zu einer der dicken gelben Bojen und fädelt unsere Festmacher durch den Ring. Es ist James. Vor kurzem hat er hier seine eigene Weltumsegelung beendet und einen Yachtservice eröffnet. Er versorgt uns mit allerlei guten Tipps.
Wir warten auf TOUJOURS BELLE. Sie liegen inzwischen etwa 60 SM hinter uns. Zunächst sind wir eigentlich gleich schnell, doch Freitagabend bricht der Schäkel, der ihren Code Zero, das große Vorwind-Segel, am Masttop hält und das Segel fällt runter ins Wasser. Zwar können sie das Tuch ohne Schaden bergen, doch das Spi-Fall ist im Top und ein zweites haben sie nicht. So können sie weder Code Zero noch Parasailor setzen und kommen unter weißen Segeln auf Vorwind-Kurs nur langsam voran. Über KW kündigt Thomas ihre Ankunft hier für 0930 an. Als um 1030 noch immer nichts von ihm zu sehen und zu hören ist, weder auf dem AIS noch über UKW, machen wir uns doch Sorgen und fragen bei St.Helena-Radio nach. Die Dame am Funk versteht nicht, dass wir sie bitten, mit ihrem weitreichenden Funk nach TB zu rufen. Dafür meldet sich die RMS ST.HELENA, das Versorgungsschiff, das zwischen Kapstadt, St.Helena und Ascention verkehrt. Sie liegt etwas weiter draußen vor Anker und wird gerade entladen. Von ihrer Position aus können sie das AIS-Signal von TB empfangen. Sie umrundet gerade die nördliche Landspitze und ist kurz darauf auch für uns erkennbar.
So geht die bis jetzt schönste und erholsamste Ozeanpassage zu Ende. Der Südatlantik hat sich uns bis hierher von seiner besten Seite gezeigt.



Ein Kommentar

  1. Hi Armin/Nicole,
    Glad to hear you arrived safetly,our friends Peter& Teresa are also there S/V Leyla i think you might remember them from the waterfront.
    Enjoy st Helena
    Regards
    Steve/tracey

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