Ascension Island Tour

Freitag, 9. Februar 2018
Um 0840 fahren wir mit den Dingis an Land. Zunächst geben wir unsere leeren Dieselkanister an der Werft ab und während Thomas und Armin bei Customs und Port Control den Sprit im Voraus bezahlen und gleich auch ausklarieren, laufen Jasmin und ich hoch zum Conservation Centre, wo wir Matt, unseren Tourguide für heute, treffen. Wir zahlen 20 Pfund pro Person und müssen den üblichen Zettel unterschreiben, dass alles auf eigene Verantwortung passiert und v.a.m.! Dann geht es in den großen Jeep und wir holen die Männer am Hafen ab. Zunächst fahren wir nur ein paar Meter bis ans Wasser. Long Beach, der Strand vor dem wir ankern, ist ein beliebter Platz der großen „Green Turtle“ zur Eiablage. Hierher kommen sie im Morgengrauen, jetzt am Vormittag sieht man nur noch ihre tiefen und breiten Spuren im Sand. Matt zeigt uns die Reste eines alten Schildkrötenbeckens. Bevor die Tiere unter Schutz gestellt wurden, wurden sie hier in einem von Seewasser durchspülten künstlichen Becken gefangen gehalten und b.B. als Nahrung an die Schiffe übergeben. Pro 100 Mann eine Schildkröte, die dann zu Turtle-Burger verarbeitet wurde!

Ascension ist in der Hand des Militärs. Rechts von Georgetown befinden sich die Anlagen der Amerikaner. Verwaltungsgebäude, Wohnhäuser, Shop und Casino und der Flughafen. Leider hat der Airport seit ein paar Monaten ein Problem: die 2km lange Landepiste ist gebrochen, so dass nur noch zwei ungleich lange Stücke zur Verfügung stehen. Damit können die großen Flieger nicht mehr landen, nur noch kleinere Maschinen, die mit den kurzen Pistenstücken auskommen, können Ascension anfliegen. Nachdem auch die RMS ST.HELENA ihren Betrieb eingestellt hat und der neue Frachter nur noch alle drei Monate kommen wird, ist die Versorgungslage etwas angespannt. Im Bereich der Amis dürfen wir nicht fotographieren, der Airport aber ist das ungesichertste, das ich je gesehen habe! Kein Zaun schützt die Piste, überall kann man hinfahren, aber wahrscheinlich ist alles gespickt mit Kameras! Übel ist die Müllkippe für Metallschrott der Amerikaner, die direkt am Rande ihres Gebietes an der Grenze zum Naturschutzgebiet liegt. Alte Autos, zerstückelte Antennenmasten, Ventilatoren, alles einfach den Hang hinunter gekippt! Auch im ehemaligen Schießübungsgebiet stehen noch die völlig verrosteten Ziele, alte Dampfwalzen, Traktoren und LKWs herum. Im Naturschutzgebiet nisten Tausende von Sooty Terns. Leider kennt keiner den deutschen Namen dieser Vögel, mich erinnern sie an Seeschwalben. Die einen sitzen am Boden zwischen den Lavabrocken und brüten und die anderen kommen mit lautem Gekreische auf uns zugeflogen. Bis auf Armeslänge schweben sie über unseren Köpfen. Matt erzählt, dass sie nicht angreifen, solange man nicht näher als bis zu dem Punkt kommt, an dem wir stehen. Wenn die Ranger aber ins Gelände eindringen, z. B. für Zählungen, dann müssen sie Helme tragen, denn die Vögel attackieren die Köpfe. Früher haben auch Fregattvögel hier genistet, eine Überpopulation wilder Katzen hat sie dezimiert und auf eine Insel weiter draußen vertrieben. Erst seit man die Katzenplage beseitigt hat (wie auch auf Christmas Island) kommen die Fregattvögel wieder. Diese Räuber holen sich aber die Küken der Sooty Terns!

Durch das Gebiet der Briten fahren wir weiter ins Inselinnere. Das britische Dorf liegt schon etwas mehr im Land, etwas höher und hier ist es deutlich grüner. Der reine kahle Lavaboden ist mit niedrigem, stacheligem Gestrüpp bewachsen, aber vor den Häusern blühen Hibiskus und Bougainvilla. Es geht zum Green Mountain, der höchsten Erhebung von Ascension. In engen Serpentinen windet sich die Strasse bis auf 750m hinauf. Manche Kurven sind so eng, dass Matt den Jeep zurücksetzen muss, um sie zu nehmen. Die Vegetation wird immer dichter. Farne, Eukaliptus, Bananen, wir fahren durch einen feuchten Urwald. Es bieten sich spektakuläre Ausblicke über die Insel. Die Vulkankegel in der Ebene haben Namen wie „The Sisters“, „Broken Tooth“ oder „The Lady“. Um allerdings in diesem Berg eine schlafende Lady zu sehen, muss man schon viel Fantasie entwickeln oder lange auf der Insel leben! Im saftigen Grün hier oben leben wilde Schafe. Auch hat man hier auf fruchtbarem Boden Gemüse und Salat zur Eigenversorgung angebaut. Auf halber Höhe zum Berg befindet sich ein „Plant Nursery“. Hier versucht man endemische Pflanzen von Ascension zu ziehen, um sie dann auszupflanzen. Das meiste „Grünzeug“ auf der Insel ist nämlich nicht ursprünglich von hier.

Es geht wieder hinunter in den Ort „Two Boats“. Zu Zeiten, als das Trinkwasser noch in Fässern mit Eseln vom Berg gebracht werden musste, gab es in der Ebene keinerlei Schatten und Unterstellmöglichkeit. So hat man zwei Boote umgedreht auf Pfähle gestellt und eine „Schutzhütte“ geschaffen. Mitten im Lavageröll liegt ein 18-Loch-Golfplatz. Seine Greens sind eher Browns und der ganze Platz ist ein Bunker! Wir steigen an der Comfortless Cove aus. Diese kleine Bucht am äußeren Rand der Clarence Bay, wo wir ankern, war früher der Quarantänebereich. Schiffe mit Gelbfieberkranken mussten hier ankern, die Besatzung ging an Land, wo sie in Zelten untergebracht wurde. Die Inselbewohner versorgten die Kranken mit Wasser und Essen indem sie es oben an den Felsen abstellten, einen Kanonenschuß abgaben und verschwanden. Dann wusste man unten, dass Lebensmittel abgeholt werden können. In dieser kleinen Bucht steht ein gemauertes Häuschen, aus dem alte rostige Transatlantik-Kabel rauskommen. Sie sind gekappt, nicht mehr in Funktion. Irgendwo daneben laufen die heutigen Kabel. Die ganze Insel ist gespickt mit Antennen jeglicher Art, aber niemand weiß offiziell, wofür sie sind. Matt hat auf seine Fragen noch nie Antwort bekommen, er zeigt uns lediglich die kleine Antenne, über die das Internet läuft. Auffällig ist, dass wir auf der ganzen Insel, weder bei den Briten noch bei den Amerikanern jemand in Uniform sehen. Die einzig Uniformierten hier sind zwei zivile Polizisten. Eine militärische Insel ohne Militär? Oder nur Geheimdienst?

Es geht zurück nach Georgetown. Das war ein interessanter Ausflug über eine Insel, die kaum jemand kennt, und man hat das Gefühl, das ist auch so gewollt!

Thomas benötigt Benzin für seinen Honda-Generator. Es gibt seit ca. einem Jahr kein Benzin mehr auf Ascension, nur noch Diesel! Wir geben ihm unseren 10-Liter-Reservekanister mit Beiboot-Benzin.

Nachdem das Baden ja auf der ganzen Insel verboten ist gibt es aber vier Pools. Der nächste befindet sich gleich am Hafen, bei der Feuerwehr. Jeden Donnerstag wird er gereinigt und mit frischem Meerwasser befüllt. So können wir doch im Wasser des Südatlantik schwimmen. Von Matt erfahren wir, dass vor Kurzem ein Hai-Experte hier war und das Verhalten der Tiere untersucht hat, nachdem im letzten Jahr zwei Menschen von Haien attackiert worden waren. Hier kommt der Galapagos-Hai vor, ein sehr neugieriges Tier! Er untersucht im Wasser schwimmende oder stehende Menschen, da er keine Hände hat, indem er eben mal reinbeißt! Nun, wir haben vor Anker in der Bucht keine Haie gesehen, dafür aber jede Menge schwarze Drückerfische. Die haben oben und unten je zwei kleine spitze Zähne und wissen sie einzusetzen! Wie Hyänen stürzen sich 20 bis 30 Fische auf eine Scheibe Toastbrot und innerhalb von Sekunden ist es gefressen.

Immer wieder sehen wir die riesigen Wasserschildkröten um die Boote schwimmen. Die Green Turtle wandert im Morgengrauen an Land zur Eiablage und dann zurück ins Meer. Ihre Spuren im Sand sehen aus die von Traktorreifen.

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