Zurück in der Zivilisation

Samstag, 10. März 2018
Nachdem ASHIA gut und sicher am Steg liegt, frühstücken wir erst mal in Ruhe. Dann geht es zum Einklarieren. Oh welche Wohltat, es funktioniert schnell und unkompliziert! Immigration und Customs sind direkt vor Ort beim Marinabüro. Mit dem Rechnen hat man aber hier auch Probleme. Armin soll 49$ zahlen, gibt 50$ hin und bekommt 31$ zurück??????

Im Hafenbüro bekommen wir ein Modem und ein langes Kabel, an jedem Liegeplatz sind nicht nur Anschlüsse für Strom und Wasser sondern auch für Internet! Und kostenloses WLan gibt es am Pool und in den Restaurants! Paradiesisch!

Armin verpasst ASHIA die erste gründliche Deckswäsche seit Richardsbay/Südafrika Ende November! In Kapstadt durfte wegen Wassermangel kein Boot gewaschen werden und danach lagen wir nur noch vor Anker. Zwar hat der Regen immer wieder das Salz entfernt, aber auch mitten auf den Ozeanen ist Luftverschmutzung anzutreffen und der Ruß aus der Luft hinterlässt hässliche schwarze Regenstreifen auf allen hellen Flächen. Ich starte den gründlichen Bootsputz innen in unserem „Schlafzimmer“. Es ist immer wieder verblüffend, welche Mengen an Staub sich in dieser feuchten Wärme ansammeln.

Wir liegen gegenüber der Amel Super Maramu 2000 LUNA BLU mit Lilly und Paul, die wir zuletzt in Kapstadt trafen. In Fortaleza lasen wir am Sonntag auf Facebook von einem Segelboot, das einen Tag vorher 2 SM vor Fortaleza am Ankerplatz überfallen und ausgeraubt worden war. Es war LUNA BLU! Sie ankerten auf Anweisung des Hafenkapitäns an einem Ankerplatz vor der Küste, wollten am nächsten Morgen lediglich kurz tauchen, um den Propeller von Bewuchs zu reinigen. Um 2200, sie waren schon im Bett, enterten 8 Männer das Boot, traten mit roher Gewalt das verschlossene Schott am Niedergang ein und drangen in das Boot ein. Paul erhielt einen Schlag mit einem Messerknauf gegen den Kopf, er und Lilly wurden an Händen und Füßen gefesselt, dann räumten die Gangster systematisch das Schiff aus. Alles wurde durchwühlt, Paul musste den Safe öffnen, als sein Ehering nicht sofort vom Finger abging, drohte man ihm damit, den Finger abzuschneiden! Derjenige, der die beiden Eheringe an sich nahm, schob sie in den Mund und schluckte sie runter. Sie raubten Geld, Handys, Computer, Laptop, Foto und von überall Batterien. Das Iridium-Telefon rissen sie aus der Wand, die GPS-Antenne wurde einfach an der Reling abgeschnitten. Sie nahmen T-Shirts mit, aber auch die Mikrowelle, Küchenmesser und alle Löffel! Eine Stunde dauerte der Überfall. Am Ende bat Lilly darum, ihnen wenigstens das IPad zu lassen, da sie es zur Navigation benötigen. Sie mussten es einschalten und da zum Glück das Navi-Programm sofort erschien durften sie es behalten. Erst eine Stunde nach dem Überfall erschien die Polizei, die aber mehr an Selfies mit den beiden interessiert war als am Überfall! Im Morgengrauen verließen sie den Ankerplatz in Richtung Ile de Salut. Dort trafen sie auf OWL von World ARC. Bill verschickte dann für sie Emails nach Hause und zur Versicherung, und mit OWL zusammen segelten sie dann nach Grenada. Welch ein Albtraum! Sie segeln seit sieben Jahren um die Welt, nirgends ist bisher etwas passiert! Nachdem sie uns das erzählen, sind wir froh, dass uns in Brasilien „nur“ der Heckschaden am Boot passiert ist.

TOUJOURS BELLE kommt mittags an. Auch sie sind froh, die Karibik wieder erreicht zu haben. Für`s Erste ist Schluss mit langen Strecken. Die 130 SM bis zum Endpunkt der Rally in St. Lucia werden wir gemütlich in Tagesetappen von Insel zu Insel zurücklegen. Ein frühes Abendessen nehmen wir im Marinalokal ein und genießen am Ende den ersten Rumpunsch!

Auf dem Rückweg bleibe ich bei TB stehen während Armin von ASHIA für Thomas einen USB-Stick mit Musik holt. Er kommt zurück: „Ratten verlassen doch bekanntlich das sinkende Schiff? Gilt das auch für Schaben?“ Oh nein! Wir haben nachmittags unseren Wassertank gefüllt und weil noch 200Liter fehlten als wir von Bord sind, den Schlauch im Tankstutzen stecken lassen, man kann ja das Wasser am Steg abdrehen. Und das haben wir dann vergessen. So ist der Tank voll gelaufen und danach lief ca. 3 Stunden lang das Wasser aus dem im Schiff befindlichen Überlauf ins Boot. So kann man ein Schiff zum Sinken bringen! Alle Bodenfächer stehen unter Wasser, es ist in alle Werkzeugkästen eingedrungen! Die Konserven und Putzmittel schwimmen. Langsam reicht es wirklich! Wir räumen sofort alle Wasch- und Putzmittel und sämtliche Konserven aus der Pantry ins Cockpit. Dann werden die Werkzeugfächer geleert, die Kästen hochkant gestellt, damit das Wasser ablaufen kann. Es sieht im Schiff aus wie auf einem Schlachtfeld. Wir pumpen das Wasser erst mit der elektrischen Tauchpumpe ab und dann mit der Handpumpe. Irgendwann fallen wir völlig erschöpft in die Koje.

3 Kommentare

  1. Danke für Luna Blu’s Bericht, eine schreckliche Geschichte, ein Albtraum.

    Passt Alle auf Euch auf und spült die Sorgen mit 🍹’Rhumpunsh‘ weg 😉

    Wir warten auf Euch auf den Azoren… 😍⛵🌟

  2. Ihr könnt wirklich froh sein in Brasilien mit einem „blauen Auge“ davongekommen zu sein! Gott sei Dank sind Lilly und Paul von LUNA BLU mit leichten Verletzungen davongekommen!

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