Die Insel Pico

Donnerstag, 24. Mai 2018

Früh beim Aufwachen ist der Himmel grau. Die Insel Pico liegt im Dunst und der Vulkan Pico hat sich eine dichte Wolkenmütze übergezogen. Na toll, dabei hat die Wettervorhersage für heute doch wieder Sonnenschein versprochen. Pünktlich finden wir uns im Reisebüro ein und werden zur Fähre gebracht, wo wir uns mit Val und Dugal von TULLA MHOR und Luise, Jörgen, Bille und den Kindern von TAKE OFF treffen. Um 1045 verlässt die Fähre den Hafen von Horta und legt schon 30 Minuten später in Lajes do Pico an. Hier erwartet uns Evelina, unsere Führerin. Unsere Gruppe besteht nur aus uns 9 Personen, aber wir haben einen ganzen großen Bus zur Verfügung! Wir fahren auf der Küstenstrasse in Richtung Westen. Pico ist schwarz und grün! Die Insel ist wie alle Azoreninseln vulkanischen Ursprungs. Da an dem 1400m hohen Vulkan Pico die Wolken hängen bleiben, ist es feucht hier und der Boden fruchtbar. Im unteren, küstennahen Bereich der Insel dominiert der Weinbau. Um die Rebstöcke vor der rauen Meeresbrise zu schützen und Wärme zu speichern, sind Mauern aus Lavabrocken errichtet. Dann gräbt man ein Loch, füllt es mit Laveerde auf und pflanzt den Rebstock ein. Hier muss alles in Handarbeit erledigt werden! Die Weingärten gleichen teilweise kleinen Irrgärten. Da kann keine Maschine durchfahren. Pflanzen, Bewässern, Pflegen, Leesen, alles mühsame Handarbeit. Die Erträge sind nicht groß, die Qualität aber gut. Zwischen den Weingärten sind immer wieder kleine Wälder mit einheimischen Laub- und Nadelbäumen.
Erster Stopp ist in einem kleinen Dorf am Meer. Die Häuser hier sind fast alle aus Vulkangestein gebaut. Die Steine für die alten Gebäude wurden damals mit der Hand behauen und in Form gebracht, heute gibt es dafür Maschinen. Nur während einer kurzen Zeitspanne wurden Betonbauten erstellt, seit einigen Jahren ist die traditionelle Bauweise vorgeschrieben. Die hölzernen Türen und Fensterrahmen leuchten in kräftigen Rottönen. Als Farbe wurde früher das rote Blut des Drachenbaums verwendet. Wie auch auf Faial sehen wir keine Hotels oder gar Luxus-Resorts, lediglich kleine Ferienhäuser im typischen Stil, außen Lavasteine, innen aber Betonbau mit hochmoderner Ausstattung.
Wir besichtigen die tiefen Schluchten im Vulkangestein an der Steilküste. Die Wellen branden an die Küste, aus vielen Blow-Holes sprüht Gischt hoch. Evelina erzählt, dass der Vulkan immer noch aktiv ist. Täglich spuckt er Rauchwolken und gelegentlich auch Lava in den Himmel und leichte Erdbeben sind auch völlig normal hier. Ängstigen tun sich die Menschen nur, wenn der Vulkan schweigt und so keinen Druck ablässt. Das könnte zu einem neuen Ausbruch führen. Davon gab es in der Vergangenheit schon einige. Ein Dorf wurde von den Lavamassen komplett verschüttet, lediglich die kleine Kirche blieb verschont. Ein anderes mal geschah der Ausbruch kurz vor einem Feiertag und alle Speisen waren bereits in einem Haus und Garten gelagert. Der Lavastrom umfloss dieses Haus, Das Essen blieb erhalten. Evelina, die hier auf Pico geboren ist, kennt viele Geschichten zu dem Vulkan.
Wir halten an einer ehemaligen Walfangstation. Hier wurde den Walfängern ein Denkmal errichtet. Dann geht es hoch zum Pico bis auf 900m. Die Landschaft gleicht jetzt der auf Faial. Grüne Wiesen, dichte Wäldchen, Vieh weidet überall. Auf Pico lebt man hauptsächlich vom Weinbau und von der Viehzucht. Es gibt drei Käsereien, das Schlachtvieh wird zum Festland gebracht. Obst gedeiht auf dem fruchtbaren Boden und wird außer für den Eigenbedarf auch nach Horta auf den Markt gebracht.
Der Vulkan hüllt sich weiterhin in Wolken. Wir halten an einem Kratersee. Dieser mit Regenwasser gefüllte See in einem Vulkankegel ist ca. 11m tief und beherbergt Karpfen. Außerdem leben hier Enten. Sie sind so an Besucher, die sie füttern, gewöhnt, dass sie aus der Hand fressen.
Weiter geht es auf einer über auf 8km vollkommen geraden Strasse wieder hinunter. In einem Restaurant in einem kleinen Dorf genießen wir ein hervorragendes Mittagessen. Weiter geht die Fahrt auf der Südostseite der Insel. Hier stehen modernere Gebäude. Die Weingärten sind größer, teilweise mit neu angelegten breiten Wegen, so dass man Wasser mit Traktoren in die Höhe bringen kann. Evelina zeigt uns noch zwei uralte Drachenbäume. Letzter Halt ist das Walmuseum. Wir sehen einen kurzen Film über den Walfang und besichtigen die Boote und Harpunen.
Es gibt drei größere Orte auf Pico, jeder hat eine Primary School und eine Highschool, sowie ein HealthCare-Center. Das Krankenhaus ist allerdings nur in Horta.
Die Insel Pico hat uns sehr überrascht. Von weitem, vom Hafen in Horta aus, sieht sie grün aus wie Faial. Doch sie ist viel „vulkanischer“! Beiden Inseln gemeinsam ist die Sauberkeit und die Freundlichkeit der Bewohner. Um 1800 geht die Fähre wieder zurück nach Horta. Wir werden vom Reisebüro erwartet und mit einem Kleinbus zu den Marinas gebracht. Das war ein absolut interessanter und toller Ausflug der kleinen ARC-Familie.



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