Überfahrt nach Norwegen

Dienstag, 24. Juli 2018

Sonntagmorgen um 0800 sind wir an der Clachnaharry Work Lock. Bisher hat jedes Schleusenmanöver reibungslos funktioniert. 27 mal ging alles gut, heute nicht. Der Schleusenwärter hat die Leine hinten schon fest, da fällt ihm ein, dass wir weiter vor müssen, es kommen doch noch zwei Schiffe dazu. Ich muss die Heckleine wieder lösen, kann nicht nach vorne. Armin sieht die tief unten liegende Schleusenwand vom Steuerstand aus nicht, der Wind drückt…………….ASHIA bekommt einen Kratzer an der StB-Seite! Grrrrrr, so ärgerlich!
Die Clachnaharry Sea Lock spuckt uns dann hinaus in den Moray Firth. Jetzt schwimmt ASHIA wieder in Salzwasser. Wir haben zwar Hochwasser, aber die Bucht ist flach und voller Untiefen. Brav im Fahrwasser motoren wir auf die Nordsee hinaus. Der Himmel ist voller Wolken, die Sonne lugt manchmal hervor, es bleibt trocken. Der Wind wechselt ständig Richtung und Stärke, ohne Motorunterstützung kommen wir nicht voran.


In der Nacht wird es nicht langweilig. Ein Tanker, drei Seenotrettungskreuzer, vier Bohrinseln und acht Fischerboote beschäftigen uns. Der Tanker fährt stur seinen Kurs, das ist kalkulierbar. Die Bohrinseln verlassen zwar ihren Standort nicht, aber sie umgibt eine Sicherheitszone, in die man nicht hineinfahren darf. Die SNRK dümpeln bei den Bohrinseln rum, aber die Fischerboote sind überall und unberechenbar. Solange sie schleppen, fahren sie zwar langsam, ändern aber ständig ihre Richtung. Sind die Netze eingeholt, können sie ziemlich schnell werden. Leider interessiert sie so ein Segelboot auf ihrem Kurs meist recht wenig. Aber, es ist alles reine Nervensache, wir kommen durch! Die Nacht ist hell. Zwar geht der Vollmond schon um Mitternacht unter, aber Sonnenuntergang ist auch erst kurz vorher und der östliche Horizont bleibt einfach hell bis zum Sonnenaufgang.


Ab 0500 können wir dann segeln. Den ganzen Montag läuft ASHIA unter weißen Segeln durch tiefblaues Wasser und unter einem wolkenlosen Himmel dahin. Pures Segelvergnügen! Delphine begleiten uns, mit den Fischerbooten arrangieren wir uns. Bei Tag ist ein dichteres Vorbeifahren möglich. Ab 2300 ziehen dann Wolken auf, der Wind schläft ein, Mr. Yanmar muss arbeiten. Bei Tagesanbruch wird die Sicht immer schlechter. Es regnet immer wieder heftig. Vormittags umgibt uns dann dicker Nebel mit Sichtweiten teilweise unter 50m. Es ist reiner Boden-, bzw. Seenebel. Unsere Mastspitze schaut sicher oben raus aus der Suppe, manchmal kann man die Sonne erahnen. So bleibt es den ganzen Tag. Begegnungen mit anderen Booten erkennen wir auf dem AIS, hören auch mal ein Nebelhorn tuten, aber wir sehen sie nicht. Unser Radar hätte keinen schlechteren Zeitpunkt finden können, um auszufallen! Es zickt regelrecht rum! Mal sieht man was auf dem Schirm, dann wieder nicht. Von Norwegens Küste sehen wir gar nichts! Selbst in dem Fjord nach Kristiansand hinein ist keine Küste zu erkennen. Erst ca. 500m vor dem Hafen lichtet sich der Nebel. Es ist 2100 und die Sonne scheint noch immer. Wir picken eine Boje vor dem Gästesteg für die Vorleine auf und legen mit dem Heck am Schwimmponton an. Armin zahlt im Hafenkiosk noch schnell die Liegegebühr, dann ist es Zeit für`s Abendessen.


Dieser Tag war anstrengend, das ständige Ausguck-Halten im Nebel ermüdet. So kommt es, dass beim Aufwärmen der Frikadellen in der Mikrowelle ein Unfall passiert. Das Mikrowellengeschirr ist hitzeempfindlich, und wenn man versehentlich „Oberhitze“ statt MW drückt, dann schmiegt sich nach ein paar Minuten der geschmolzene Deckel liebevoll an die Fleischklöpse!

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