Rock`n Roll nach Ijmuiden

Dienstag, 13. August 2019
Am Sonntagabend entscheiden wir, dass wir, wenn überhaupt, dann am Montag erst spätnachmittags auslaufen werden. Also kein Stress am Montagmorgen! Wir schlafen aus und nutzen das heiße Wasser an Bord zu ausgiebigem Duschen. Das mit dem heißen Wasser ist nämlich seit dieser Saison gar nicht so einfach! Wenn wir richtig heißes Wasser haben, dann haben wir kein heißes Wasser! Solange das Wasser im türkischen Boiler an Bord über Landstrom aufgeheizt wird, können wir an allen Waschbecken und Duschen über die jeweiligen Mischbatterien angenehm temperiertes Wasser zapfen. Wenn wir aber unterwegs sind und motoren, wird das Wasser im Boiler über den Kühlkreislauf des Motors geheizt und wird dadurch wesentlich heißer als die 60°, die wir sonst für den Boiler eingestellt haben. Aus uns noch nicht bekannten Gründen funktioniert dann das Thermostatventil am Boiler nicht. Anstatt einfach kaltes Wasser zuzumischen blockiert es und lässt so lange kein heißes Wasser mehr raus, bis die Boilertemperatur nach etwa 12 Stunden wieder auf 60° gesunken ist! Auch das Hochsetzen der Temperatur auf „max“ bringt keine Änderung. Armin vermutet den Fehler in der türkischen Verkabelung.
Um 1030 sehen wir uns die aktuellen Wetterdaten an. Wir stecken Entfernungen ab, schauen nach Gezeiten und Strömungen und entscheiden uns dann doch sofort abzulegen! Sofort ist gut! 30m Stromkabel einrollen, unten alles seefest verstauen, ASHIA aus ihrem Spinnengewirr von Leinen befreien, das dauert. Ein Filmteam vom NDR kommt auf die Pier, sie wollen da drehen und bitten uns, doch so zu tun, als wären sie gar nicht da! Genau das mache ich und laufe ihnen beim Abmachen der Leinen exakt vor der Linse rum! Bis die 11 Fender verstaut sind dümpelt ASHIA im Hafenbecken, dann geht es um 1125 endlich raus. In der Fahrrinne läuft der Strom mit uns und wir kommen unter Motor gut voran. Armin hat unseren Kurs nach Westen über ein betonntes Nebenfahrwasser abgesteckt. Anfangs kein Problem, dann stimmt die Betonnung nicht mehr mit den Angaben in unserer Karte überein. Auch fahren wir über ein Flach, das laut Karte da nicht sein dürfte. Nach 30 Minuten wird es uns zu unsicher, wir wenden, fahren vorsichtig zurück und nehmen doch die längere Strecke durch das Hauptfahrwasser.
Es wird zunächst mal sehr ungemütlich! Auf dem eigentlichen Kurs nach Westen kommt der Wind genau auf die Nase und wesentlich heftiger als angesagt. Dazu steht eine fiese, kurze und teils hohe, steile Welle. Und der Strom fließt uns anfangs auch noch entgegen. ASHIA tanzt Rock`n Roll mit uns! Sie schwankt und wackelt, hebt den Bug hoch hinauf und senkt ihn gleich darauf tief hinab. Meistens ja recht sanft, aber zwischendrin kracht sie immer wieder auf Wasser oder taucht in die nächste Welle ein und schaufelt Seewasser über das Deck. An Segeln ist zunächst nicht zu Denken. Wir motoren gegenan, kommen zeitweilig nur mit 2-3kn voran. So heftig hatte es nach Wetterbericht nicht ausgesehen! Aber wir müssen da durch! Gegen Abend soll es besser werden und wir wollen weiter kommen! Zwar Stunden später als vorhergesagt, aber dann doch noch, dreht der Wind um Mitternacht, lässt nach, die Welle wird weniger und wir können das Großsegel zur Unterstützung setzen. Damit kommt etwas Ruhe ins Schiff, wir schlafen abwechselnd im Salon. Unruhe bringen jetzt eher Fischerboote, Fahrwasser- und Untiefentonnen und eine Bohrplattform. Gegen Morgen zieht ein Gewitter auf und wir sichern Laptop, Handys und die Handfunke mal wieder in Backofen und Mikrowelle. Es zieht aber vorbei, dafür regnet es immer wieder. Die letzten 15SM bis zum Hafen können wir dann richtig schön segeln. Um 1100 erreichen wir die Fahrrinne nach Ijmuiden, gehen noch schnell vor einem Frachter auf die Westseite und laufen kurz darauf in die Seaport Marina ein, wo wir vor dem nächsten Regenschauer festmachen. Leider reicht das Regenwasser nicht aus, um ASHIA von Salz und Borkumer Sand zu befreien, so bekommt sie von Armin ihre wohlverdiente Süßwasser-Säuberung mit dem Schlauch während ich uns ein verspätetes Frühstück mache.
Inzwischen ist es Mittag, wir liegen geschützt hinter hohen Hafenmauern (es ist Niedrigwasser) und draußen bläst es wieder mit 20kn.





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