Von Aguadulce nach Gibraltar

Mittwoch, 17. November 2021
Am Dienstagmorgen 1020 verlassen wir die Marina. Laut Wettervorhersage müssen wir erst ein Stück motoren und ab mittags soll dann der Wind auffrischen und uns mit ca. 16kn von achtern nach Gibraltar blasen. Doch selten tut der Windgott, was die Wettergurus vorhersagen! Bis zum Spätnachmittag brummt Mr. Yanmar mit, Motorsegeln über relativ glattes Wasser ist angesagt, denn3-4 kn Wind sind nun mal nicht genug um 20 t Boot voranzutreiben. Dann wird es etwas besser, der Wind frischt auf, aber abends kommt Welle von schräg hinten, die zunächst mit uns laufende Strömung kippt und kommt mit bis zu 2kn von vorne. Es wird wieder mal eine unruhige Nacht.
In der Abenddämmerung ärgert uns ein Frachter auf Kollisionskurs. Erst reagiert er nicht auf Funk, dann motzt er rum und geht in 100m Abstand hinter uns durch. Das ist gefährlich nahe und ungezogen. Kurz darauf hören und sehen wir, dass er ein ähnliches Manöver mit einem anderen Segelboot betreibt, dass in einiger Entfernung von uns auf gleichem Kurs fährt.
Wir erleben einen tollen Sonnenuntergang und die Nacht wird vom Vollmond erhellt, der früh morgens rot am Horizont ins Meer taucht.
Je näher wir Gibraltar kommen, desto mehr „manövrierbehinderte“ Frachter und Tanker sehen wir im AIS. Statt auf Reede vor Anker zu liegen, treiben sie einfach mit der Strömung langsam im Wasser.
Bei Sonnenaufgang um 0800 sehen wir „The Rock“ von Gibraltar vor uns. Zwei Stunden dauert es noch, bis wir ihn umsegelt haben. Der Wind bläst inzwischen mit bis zu 20kn, jetzt, wo wir ihn eigentlich nicht mehr brauchen. Im Internet heißt es, dass die Marina Bay am Flughafen wegen Umbau geschlossen sei. Am Funk meldet sich auch niemand. Also versuche ich es in der Queensway Marina. Wir sollen eine Email-Anfrage schicken, dann bekommen wir gesagt, wann ein Platz frei ist. Nun, das haben wir vor drei Tagen schon erfolglos versucht, jetzt sind wir unmittelbar vor dem Hafen. Nein, ohne Email geht nichts, ist die etwas unfreundliche Antwort. So fahren wir an Gibraltar vorbei weiter in die Bucht hinein in den spanischen Teil. Die Marina Alcaidesa antwortet zwar sofort, die Dame sagt aber nur, dass wir kommen sollen und mit den Bootspapieren im Büro erscheinen! Kein Liegeplatz, kein Marinero, nichts. Wir machen an einem total von Möwen verdreckten Steg fest. Nach mehrmaligem Nachfragen wird uns dann endlich ein Liegeplatz zugewiesen und ein Marinero nimmt die Leinen an und übergibt die Mooring. Um 1200 liegen wirfest. Während ich aufräume geht Armin ins Büro. Zwar kostet der Liegeplatz nur 25€/Tagincl. Strom und Wasser, aber ein bisschen Freundlichkeit sollte doch schon auch dabei sein. In Aguadulce waren es 23€ und die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Marineros war riesig.
Nach einem ausgiebigen Brunch fallen wir in die Koje. Letzte Nacht hat keiner von uns wirklich geschlafen. Als wir um 1800 aufwachen, ist es draußen schon dämmrig, windig und kalt. Wir verschieben unseren Rundgang auf morgen, schalten die Dieselheizung ein und es gibt Pasta an Bord. Wir werden wohl die nächsten Tage hier sein, bis sich ein Wetterfenster zu den Kanaren ergibt. Wobei mein Vertrauen in Wettervorhersagen langsam schwindet.
PS:Jasmin und Petra, was ihr da im Kommentar zu der bunten Taube bzw. den Hunden schreibt, ist erschütternd. Manche Menschen haben wirklich kein Gewissen und kein Gefühl. „Sportarten“ wie Hahnenkämpfe und Stierkämpfe gehören da auch dazu.
Im Anhang mal ein Bild von einem echten „Plünnenkutter“





2 Kommentare

  1. Liebe Ashia-Crew
    Per Zufall habe ich heute mal wieder in Eure Homepage geschaut und mich sehr gefreut, dass Ihr wieder unterwegs seid und mit grossem Vergnügen die Beiträge gelesen!
    Schade, dass Ihr in Alcaidesa schlechte Erfahrungen gemacht haben, diese können wir nicht bestätigen!! Im August dieses Jahres lagen wir einige Tage in der Marina. Allerdings hat Thilo einen Hafenplatz reserviert, so konnten wir KAIROS gleich an den Hafenplatz legen, die Marineiros waren auch ausgesprochen freundlich und hilfsbereit! Wir sind dann zwischendurch mal kurz nach Gibraltar um Kairos wieder für weitere 18 Monate „auszuklarieren“. Auch beim zweiten Hafenmanöver konnten wir uns nicht über die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft beklagen. Wir sind auch früher schon in der Marina gewesen – alles zu unserer vollen Zufriedenheit.
    Ich freue mich schon jetzt Eure Reise weiter verfolgen zu können!
    Judith

  2. Schade, dass es auch in der Fremde unhöfliche und ungehobelte Menschen gibt. Hoffentlich wird wenigstens das Wetter für euch bald freundlicher! 🌝

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert