Von Gibraltar nach Lanzarote

Sonntag, 28. November 2021
Mittwochmorgen um 0730 rufen wir in der Marina Alcaidesa über Funk den Marinero. Gestern beim Bezahlen im Marinabüro hieß es, dass wir früh vor dem Ablegen dem Marinero Bescheid geben sollen, dann käme er, um die Magnetkarte für das Tor zum Steg zu holen, die 10€ Pfand zurück zu geben und uns beim Ablegen zu helfen. Man sei 24 Stunden rufbereit. Nun, wir rufen eine halbe Stunde lang immer wieder, ohne Antwort. Um 0800 legen wir ab, behalten die Magnetkarte, wir wollen ja auf dem Rückweg wieder kommen. Für KAIROS, sie sind nicht direkt unfreundlich hier, aber der Service lässt zu Wünschen übrig!
Wir umrunden die Einflugschneise des Flughafens von Gibraltar und machen um 0830 an der Tankstelle der Marina Bay fest. Um 0900 erscheint der Tankwart und dann laufen 445 Liter Diesel in ASHIAS Tank. Der Liter Diesel kostet in Gibraltar unter 1€! Anschließend werden die Reservekanister gefüllt. Das gelingt problemlos bei den sechs 20-Liter-Kanistern, aber beim Befüllen des ersten von zwei 10-Liter-Kanistern spritzt der Diesel aus der Öffnung. Zu viel Druck auf dem Schlauch! Dann funktioniert die Stopp-Automatik nicht sofort und wir stehen beide in einer Dieselpfütze im Cockpit! Es kostet wieder mal eine Rolle Küchenpapier, aber wir können wenigstens verhindern, dass die Brühe über die Lenzöffnungen ins Hafenwasser gelangt. Die kleinen Kanister bleiben jedenfalls leer! Während Armin bezahlt und den Müllbeutel mit dieselgetränktem Papier entsorgt, wische ich das Cockpit mit Spüli-Wasser aus. Um 1000 können wir dann endlich ablegen und motoren aus der Bucht von Gibraltar hinaus, dicht vorbei an den dort vor Anker liegenden Frachtern und Tankern. Wie winzig ASHIA ist, so unmittelbar neben den Riesen. Rasmus bekommt einen ersten Opferschluck aus der Whiskeypulle, möge er uns unbeschadet auf den Atlantik bringen, ohne die derzeit so gefürchteten Angriffe der Orcas!
Wir segeln an der spanischen Küste entlang und weiter bis zum Ende des zweiten Verkehrstrennungsgebietes. Dann drehen wir nach links. Wir wollen nicht zu dicht an der marokkanischen Küste entlang, um nächtliche Begegnungen mit unbeleuchteten und AIS-losen Fischerbooten zu vermeiden. Ein weiterer Opferschluck für die Meeresgötter wird fällig, beschert uns bitte eine problemlose Überfahrt! Entweder haben die das nicht mitbekommen, oder aber der teure Whiskey schmeckt ihnen nicht! Jedenfalls beginnt eine fürchterliche Hackerei. Wind und Welle kommen von der Seite, leider hat die Welle mehr Kraft als der Wind! ASHIA tanzt Rock and Roll!Die Windstärke wechselt beständig, d.h. Segel rein, Segel raus, Motor an, Motor aus, so geht es zwei Tage. Meistens ist Segeln mit leichter Motorunterstützung angesagt, um nicht völlig zum Spielball der Wellen zu werden. Zu allem Überfluss leide ich immer noch unter leichter Übelkeit. Während die Tage noch einigermaßen erträglich sind, wird es, kaum dass es dunkel ist, richtig eklig. Squalls ziehen über uns hinweg mit Windstärken bis zu 30kn. In der ersten Nacht kämpfen wir zusätzlich mit ziemlich dichten Schiffsbegegnungen. Freitag wird es etwas besser, die Welle lässt nach, der Wind mit 15 kn angenehm. Ab Samstagmorgen läuft es dann richtig. Der Wind pendelt sich bei 20-22kn ein, kommt nahezu achterlich und ASHIA läuft unter gereffter Genua mit 6-8kn dahin. Allerdings schaukelt uns die Welle unverändert ordentlich durch. Nachts ist an Schlaf kaum zu denken. In der Achterkoje kullert man von rechts nach links und im Salon spielt das Küchenorchester. Armin äußert sich morgens lobend über unseren Autopilot, unser wichtigstes 3. Crewmitglied, der unverdrossen Tag und Nacht zuverlässig seinen Dienst verrichtet. Ich klopfe da gleich mal auf Holz, aber anscheinend ist mein Schädel nicht hölzern genug! Jedenfalls dauert es gerade mal bis mittags, als der Autopilot, der hinten unter unserer Koje platziert ist, seltsame quietschende „ungesunde“ Geräusche von sich gibt. Wir schalten erst mal um auf den zweiten Autopilot, der über der Pantry montiert ist, und zwar auch zuverlässig arbeitet, aber wesentlich lauter ist. Nun, ASHIA wäre nicht ASHIA, wenn es nicht auch dafür einen Ersatz gäbe! Eine halbe Stunde später hat Armin den neuen Autopilot unter der Koje montiert, wir schalten wieder um und alles läuft wie geschmiert! Seltsam nur, dass wir im November 2016 auch auf dem Weg von Gibraltar nach Lanzarote ebenfalls einen Ausfall des Autopiloten hatten. Damals sind wir mit Nr.2 bis Lanzarote gefahren, haben dort ausgewechselt und dann in Martinique einen Ersatz gekauft. Jetzt werden wir versuchen, schnellstens in Deutschland Ersatz zu finden, den Vanessa dann hoffentlich noch am Donnerstag mitbringen kann.
Davon abgesehen, läuft es ab Samstag dann ziemlich gut. Der Wind bleibt einigermaßen konstant bei 20kn von schräg hinten, die Squalls mit bis 38kn sehen wir tags an den Wolken und nachts im Radar kommen, so dass wir rechtzeitig reffen können. Lediglich das unangenehme Schaukeln hört nicht auf und raubt uns immer wieder den Schlaf. Aber meine Seekrankheit habe ich überwunden, schaffe es sogar unten Brote zu schmieren oder Bananenquark zuzubereiten.
Am Sonntagmittag, 1230, erreichen wir die Marina Rubicon. Auch hier reagiert keiner am Funk auf unseren Anruf, so dass wir einlaufen und erst mal an der Tankstelle festmachen. Armin geht ins Büro. Zwar haben wir in unserer Email geschrieben, dass wir Sonntag ankommen werden, aber Elsa hat uns einen Liegeplatz ab 1.12., also Mittwoch, reserviert! So kommt es, dass wir erst mal einen Platz am äußeren Ende der Marina, gegenüber vom Büro, bekommen und am Mittwoch dann auf unseren eigentlichen Platz verholen können. Egal, wir sind froh, dass wir da sind. ASHIA wird gründlich vom Salz befreit, innen wird das Chaos aus Klamotten, Decken und umher gefallenen Dingen beseitigt, dann heißt es für uns duschen und Mittagsschlaf.
Um 1800 laufen wir vor zum Lokal „La Cubierta“. Hier haben wir im November 2016 unseren Abschied gefeiert und Yves, der Wirt, hat uns damals eine Flasche Rotwein und zwei Zigarren mitgegeben, um sie in Martinique zu genießen. Leider ist das „La Cubierta“ diese Woche geschlossen. So landen wir zunächst in dem Pub „The Flagship“, wo wir bei Bier und einer Plauderei mit netten Deutschen die Zeit verbringen, bis die Pizzeria „7 Sensi“ um 1900 öffnet. Pizza aus dem Holzofen, ein Glas Rotwein dazu, heute Nacht werden wir hervorragend schlafen!








3 Kommentare

  1. Gratulieren 👍, Ihr seit wirklich ein „Spitze-Team“… wir könnten definitiv nicht mehr „live“ solch einen Abenteuer mitmachen, geniessen jedoch jede Zeile des Blogs und reisen somit, komfortabel, ruhig, trocken und warm, immer mit Euch… 🤩🥰✨
    Bonne continuation, Go Ashia Go⛵

    Feste Umarmung, z Z aus Zürich 😍
    Nath & Hape

  2. Liebe Nicole und lieber Armin,
    wie schön, dass ihr gut angekommen seid! Erholt euch gut und genießt die Insel(n). Ab jetzt sollen Wetter und Wind immer passen, und alles soll zur Genusssegelei werden.
    Habt eine eine schöne Zeit auch mit Vanessa im ewigen Frühling und seid alle gegrüsst von euren Heiner und Hilde

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