Gatun-Schleusen

Montag, 30. Januar 2017

Wer braucht einen Zeitplan, wenn er dann doch nicht eingehalten wird!
Pünktlich um 1200 verlassen wir die Shelter Bay Marina, melden uns bei Rally Control ab und motoren zunächst auf der rechten, der westlichen Kanalseite in Richtung Schleusen. Wir melden uns auf UKW Kanal 12 bei Cristobal Signal Station. Sie haben uns längst auf dem Schirm und weisen uns ohne langes Hin und Her an direkt zum Ankergrund Flat F auf der anderen Kanalseite weiter zu fahren. Wir kreuzen das Verkehrstrennungsgebiet vorschriftsmäßig im rechten Winkel und erreichen die Wartezone der Sportschifffahrt. Bis 1300 ankern alle 14 Boote des heutigen Transits dicht beieinander. Pünktlich ab 1345 setzt ein Lotsenboot an jedem Schiff den vorher namentlich zugewiesenen Advisor ab. Zu uns kommt Guillome Clovi, wir dürfen ihn William nennen, ein großer schlanker Schwarzer. Er gibt eine kurze Einweisung über das Vorgehen in den Schleusen, dann beginnt das Warten.
Um 1445 gehen wir Anker auf, kreuzen wartend durch das Ankerfeld. William hat ein UHF-Funkgerät dabei, mit dem er direkt mit der Schleuse in Verbindung steht.
1510 werden dann alle Pläne umgeworfen. Es gibt nicht genug Line-Hander auf der Schleuse. Für unseren Konvoi aus 6 Päckchen benötigen wir 24 Mann. Die sind offensichtlich nicht vorhanden. Daher wird die Gruppe aufgeteilt, nach welchen Kriterien weiß keiner. Jedenfalls verlassen MISTO und FORGET-ME-NOT, EXIT STRATEGY und ALTAIR sowie LIKE A BREEZE und SANDVITA das Ankerfeld in Richtung Schleuse. Um 1555 kommt dann die Meldung, dass wir erst um 1845 geschleust werden!
William sitzt auf der Cockpitbank, streckt die Beine von sich und singt mehr oder weniger laut zur Musik, die er per Ohrstöpsel aus dem i-phone hört. Er ist vollkommen relaxed. Wir weniger! Auf seinen Vorschlag hin essen wir um 1715. Offensichtlich schmecken ihm Nudeln und Tomatensauce, er ist weiter guter Laune.
Um 1800 lichten wir den Anker zum zweiten Mal. Die Gruppe bewegt sich auf die Gatun-Schleuse zu. Kurz vor der ersten Schleusenkammer fährt AURORA an unsere BB-Seite heran, Fender sind auf beiden Booten reichlich ausgebracht, und mit den vorbereiteten Leinen werden die beiden Schiffe fest miteinander verbunden. Je eine Leine an Bug und Heck sowie zwei Springleinen halten uns zusammen. Danach läuft es auf AURORAs BB-Seite mit ARABELA genau so ab. Ken von AURORA übernimmt jetzt die Steuerung unseres Päckchens, die Motoren von ARABELA und ASHIA laufen nur für Korrekturen mit.
Langsam fahren wir in die erste Schleusenkammer ein. Ganz vorne liegt ein kleiner Frachter, dann kommt das Päckchen mit SUMORE und AURORA POLARIS, wir sind das zweite „Nest“ und uns folgt TIMSHEL, LAURA DAWN und TULLA MHOR.
In der Schleusenkammer werden dann von den Line-Handern an Land die dünnen Hilfsleinen von oben auf´s Schiff geworfen, je eine an Bug und Heck auf jeder Seite des Päckchens. Die können wirklich werfen und treffen genau! Die Hilfsleine mit der kleinen Affenfaust zum besseren Zielen dran wird dann mit einem Palsteg am Auge der 40m langen, schweren Schleusenleine befestigt und von den Line-Handers hoch auf die Mauer gezogen und um einen Poller gelegt. Jetzt muss man an Bord straffziehen und belegen. Sind die Schleusentore geschlossen kommt das Wasser zunächst langsam in die Kammer, dann aber ziemlich heftig von allen Seiten. Da muss man wirklich mit aller Kraft die Leinen beständig dichtholen. Handschuhe sind dringend erforderlich. Terry von AURORA steht bei uns an der Bugleine, Nicole bedient die Heckleine. Oben angekommen werden die blauen Leinen von den Pollern gelöst und zurück an Bord gezogen. Die Hilfsleine bleibt am Auge dran. Währen der Konvoi langsam in die nächste Schleusenkammer fährt laufen die Line-Hander mit der Hilfsleine auf der Mauer mit bis zum Erreichen der nächsten Halteposition. Die blaue Leine wird hochgezogen, über den Poller gelegt und das Spiel beginnt von Neuem, insgesamt drei mal. Unser Advisor, genau wie die beiden anderen, ist freundlich und hilfsbereit und packt auch mal mit an, wenn nötig. Paddy, der Advisor und Chef auf AURORA, lobt uns immer wieder, wie gut wir arbeiten würden. Inzwischen ist es dunkel, aber die gesamte Schleusenanlage ist durch Strahler taghell erleuchtet. Mit Öffnung der dritten Schleusenkammer ist der Gatun-See erreicht. Hier werden die Päckchen wieder voneinander getrennt. In stockdunkler Nacht motoren wir ein Stück zur Reede. Ankern ist im See verboten. An zwei riesigen Bojen liegen bereits die ersten Boote unserer Gruppe im Päckchen. Wir gehen als drittes Boote neben TIMSHEL und FORGET-ME-NOT ins Päckchen. Auf der anderen Seite der dicken Boje liegen fünf Boote.
Morgen früh um 0600 soll es weiter gehen. Hat uns jemand in der WebCam gesehen?

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