Von Mantarochen, Schildkröten und Weißspitzenhaien

Mittwoch, 22. Februar 2017

Mit einem schnellen Motorboot geht es heute an der Küste von Isabela entlang zu einem Schnorchelplatz im Norden. Schon auf dem Hinweg sehen wir mehrere Mantarochen. Ihre schwarzen Schatten sind knapp unter der Wasseroberfläche zu erkennen und die silbernen Unterseiten der hochgeklappten Spitzen (wie die Winglets beim Flugzeug) glitzern in der Sonne knapp über dem Wasser. Manche der Tiere haben Spannweiten von gut 2m!
Weiter geht es zum Schnorchelplatz. Der liegt hinter einem Felsenriff mit schmaler Durchfahrt. Die Wellen brechen sich, es sieht nicht ungefährlich aus. Unser Guide Gabrielo beruhigt die Gruppe, der Kapitän, ein Jüngling von vielleicht 25 Jahren, kennt das Revier, er sei seit seinem neunten Lebensjahr hier gesurft und mit seinem Vater auf Fischfang gewesen. Geschickt und schnell manövriert er uns mit den Wellen zwischen den Felsen hindurch, perfekt gemacht. Direkt hinter dem Riff ist das Wasser ruhig wie in einem See. Wir springen hinein und befinden uns in einer Welt aus Unterwasservulkangestein. Teichartige Vertiefungen werden von bis fast zur Oberfläche ragenden Felsmauern getrennt. Der Wasserstand erlaubt es ganz flach und mit eingezogenem Bauch darüber zu gleiten. Wir sehen Schildkröten am Grund grasen. Wenn sie zum Atmen an die Oberfläche kommen schwimmen sie mitten durch die staunende Gruppe. Es sind große Tiere, manche mit einem Längsdurchmesser des Panzers von gut einem Meter. Eine junge Schildkröte, groß wie ein Fußball, scheint richtig neugierig zu sein. Sie taucht auf und schwimmt lange zwischen uns hin und her. Ihr Panzer ist hart, auch die Flossenbeine sind fast scharfkantig. Sie ist so ohne Scheu, dass sie einem unmittelbar vor die Maske schwimmt und mit ihren dunklen kleinen Augen anschaut.
Gabrielo kennt das Revier. Er taucht an den Wänden hinab und schaut in die Höhlen und unter die Vorsprünge. Hier schlafen tagsüber die Weißspitzenhaie. Wir sehen sie am Grund liegen, zwei schwimmen auch unter uns durch. Als wir nach diesem erlebnisreichen Schnorchelgang zum Boot zurückkehren sind tatsächlich zwei Stunden vergangen! Kein Wunder, dass alle etwas frieren! Wir wärmen uns an Bord in der Sonne auf während unser junger Kapitän ein Stück weiter fährt. Die nächste Schnorcheltour führt uns durch ein Lava-Labyrinth aus kleinen Inseln und schmalen Passagen, Höhlen und niedrigen Brücken. Zwar sehen wir hier außer Schildkröten kaum Fische, aber die Landschaft ist unglaublich. Das Wasser wechselt ständig die Temperatur, von kühl bis angenehm warm, je nach dem, wie der Zufluss vom Meer in die Lagune ist. Nach einem Lunch an Bord gibt es noch einen kurzen Spaziergang über die Lavafelsen. Ein Leguan schwimmt von einer kleinen Insel zur anderen, in einer Felsspalte am Ufer schläft ein Seehund. Ein Blue-Feet-Bobby führt seinen Balztanz vor einem Weibchen aus, unmittelbar vor uns.
Der Rückweg aus dem engen Lava-Labyrinth und raus aus dem Riff ist eine seefahrerische Meisterleistung. Der Kapitän steuert das Motorboot haarscharf an Felsen und Unterwasserfelsen vorbei, muss teilweise regelrecht rangieren, um um die Ecken zu kommen. Dann müssen wir durch die Riffpassage. War es hinein schon nicht ohne, so ist der Weg nach draußen gegen die einlaufende Dünung mit den sich brechenden Wellen gefährlich. Einen Kartenplotter gibt es nicht an Bord. Der Junge fährt nach Sicht und Gefühl! Er muss die Lücke zwischen den Riffen finden und dann noch einen Moment abpassen, in dem die einlaufende Welle etwas niedriger ist. Als er den hat gibt er Vollgas. Die beiden Suzuki-Außenborder mit 140 und 175 PS heulen auf und wir schießen regelrecht durch die Passage. Das Boot springt über die Wellen, wir hüpfen auf den Sitzen, dann sind wir durch. Mit Full-Speed geht es zurück in den Hafen. Das war ein toller Ausflug!
Abends laden wir Rita und Marcel zum Spaghetti-Essen zu uns an Bord ein. Da wir beide die Dingis nicht im Wasser haben und für die 10m zwischen unseren Booten kein Wassertaxi rufen wollen, zumal das eh nach 21 Uhr nicht mehr fährt, muss eine andere Lösung her. Schwimmen bei Nacht geht gar nicht, wir haben in der Dämmerung schon recht große Haie um die Boote schwimmen sehen. Aber wir ankern ja nebeneinander! Marcel manövriert SHAMAL neben ASHIA, sie befestigen eine 40m lange Leine von uns am Deck und steigen über. Dann kommt Luft auf die Leine und SHAMAL bewegt sich wieder von uns weg. Nach dem Essen wird sie an der Leine herangezogen, die zwei steigen auf ihr Boot, Leine los und Tschüß!