Montag, 22. Mai 2017
Inzwischen ist die ganze Flotte mit 19 Schiffen hier vereint. Die Berechnung von WCC, dass nicht alle Boote gleichzeitig hier sein sollen, ist irgendwie nicht aufgegangen! Es ist aber auch genug Platz zum Ankern für alle da. Kein anderes Boot liegt zur Zeit in dem Atoll am Ende der Welt. Hört man den Funk ab, so ist auf vielen Booten etwas zu reparieren. Und jeder hilft wo er kann. Armin will das Getriebe vom Ausholer des Großsegels auswechseln. Um das Getriebe auszubauen, muss aus der Hohlwelle des Getriebes die Antriebswelle für die umlaufende Leine gezogen werden. Beide Wellen sind aber durch Rost und Salz untrennbar miteinander verbacken. Da hilft nur noch Rostlöser. Unser umweltverträglicher Rostlöser segelt leider seit Bora Bora auf TBC mit (Conni kam vor dem Ablegen nicht mehr zu seiner Reparatur und hat die Flasche mitgenommen), die nicht über Suwarrow sondern über Palmerston nach Niue fährt. Jetzt zeigt sich das Positive der WARC. Wir fragen über Funk bei SHAMAL und AURORA POLARIS, ob sie Rostlöser an Bord haben? Aber neue Boote haben keine Rostprobleme und somit außer WD 40 nichts Entsprechendes. Aber die Anfrage wird von LAURA DAWN mitgehört und kurz darauf bringt uns Martin ein Olivengläschen mit Phosphorsäure. Armin beschließt dann aber, mit dieser aggressiven Behandlung doch lieber zu warten, bis wir in zivilisierteren Gegenden sind, wo man, falls es damit nicht funktioniert, die Möglichkeit hat Teile zu besorgen. Bis jetzt läuft die Sache ja noch, wenn auch mit viel Lärm. Gestern wurde auf der Insel ein gemauerter Backofen entdeckt. Heute Vormittag beginnen ein paar Männer damit, Holz zu sammeln. Mit trockenen Palmblättern, Kokosfasern und Ästen der wenigen Laubbäume wird angeheizt. Auf den Booten wird zwischenzeitlich Pizzateig vorbereitet. Um 1600 ist der Ofen heiß und die WARC Familie trifft sich an Land zum Pizzaessen! Lars von SANDVITA steht schwitzend im Rauch und schiebt eine Pizza nach der anderen in die Glut. Uns schmeckt die von SHAMAL am Besten. Besonders der Teig aus dem Thermomix ist perfekt. Zum Nachtisch gibt es von Terje von AURORA POLARIS selbstgebackene Zimtrollen und Vanilleeis. Ein Leben wie im Paradies! Auf der Insel steht eine steinerne Büste von Tom Neale, einem neuseeländischen Einsiedler, der zwischen 1952 und 1977 mit Unterbrechungen für insgesamt 16 Jahre auf dieser Insel lebte. Über sein Eremitendasein schrieb er das Buch „An Island to Oneself“. Wir spazieren zur Außenseite der Insel. Im seichten Wasser des Ufers schwimmen sehr viele Schwarzspitzen-Riffhaie und auch etwas größere weiße Haie. Ken und Edwin stehen bis zu den Waden im Wasser und sofort weichen die Haie im Umkreis deutlich zurück. Ob das an ihrem Fußschweiß liegt? Kaum sind sie wieder am Strand, kommen die Haie zurück bis unmittelbar vor uns. Auch in der Lagune selbst gibt es sehr viele Schwarzspitzen-Haie. Wir sehen sie ständig um die Boote schwimmen. Sie sollen ja harmlos sein und viele von uns schnorcheln und schwimmen unbekümmert mit ihnen. Wir waren bisher nur kurz von der Badeleiter aus im Wasser. Beim Schnorcheln im seichten Wasser empfinden wir die Räuber nicht als so bedrohlich, aber auf 20m Wassertiefe, wo wir ankern, ist es irgendwie unheimlich.
In meinem Kopf haben sich folgende Begriffe verankert:
Phosphorsäure, Pizza, Rost, Zimtrollen, Haie …