Montag, 17. Juli 2017
Und wieder heißt es früh aufstehen. Wer morgens ausschlafen will, der sollte nicht mit World ARC reisen! Um 0830 starten wir mit drei Kleinbussen zur Inseltour. Die Amerikaner haben während des zweiten Weltkriegs hier eine Basis betrieben und eine zweispurige Strasse rund um die Insel gebaut. Vor vier Jahren haben sie sogar die Kosten für die komplette Erneuerung des Strassenbelags übernommen, immerhin 140km! So können wir recht bequem in klimatisierten Bussen statt in Allrad-getriebenen Pick-Ups, wie auf den anderen Inseln, reisen. Kaum führt die Strasse aus der geschäftigen Hauptstadt raus, ändert sich das Bild. Jetzt ähneln die Dörfer denen auf den Inseln. Kleine Hütten mit viel Wellblech, aber auch solide Steinbauten, große Schulgebäude und viele Kirchen passieren wir. Die Menschen sind freundlich, lachen und winken. Angeblich leben in Vanuatu die glücklichsten Menschen der Welt. Wir glauben es inzwischen. Sie sind arm, wenn man sie mit unseren Maßstäben misst, aber sie sind zufrieden und machen das Beste daraus. Der Zusammenhalt ist groß, sowohl innerhalb einer Familie als auch im Dorf. Hier wächst man viersprachig auf! Jede Insel, fast jedes Dorf hat einen eigenen, für andere kaum verständlichen Dialekt. Die gemeinsame Landessprache ist Bislama, was jedes Kind früh lernt. Außerdem müssen sie englisch und französisch in der Schule lernen. In Port Vila gibt es eine Universität. Sie gehört zur Gruppe der South Pacific Island Universities, einem Zusammenschluss der Inselgruppen der Salomonen, Fidschis, Tongas, der Cook-Inseln, Samoas und Vanuatus. Die einzelnen Fakultäten sind auf die Inseln verteilt. Hier in Port Vila, Vanuatu, ist die juristische Fakultät ansässig.
Der erste Halt ist in einem Dorf, wo uns die alten Sitten, Gebräuche und Techniken vorgeführt werden. Männer, Frauen und Kinder sind in Bast gekleidet, der Chief erklärt die Herstellung der feinen Pflanzenfasern, aus denen die Matten und „Stoffe“ gewebt sind. Er zeigt Angelhaken aus Hühnerknochen und diverse Angeltechniken, sogar unter Verwendung von Spinnennetzen zum Fischen von kleinen Köderfischen. Wenn ein Baby nicht gestillt werden kann, weil Muttermilch fehlt, kommt die Kokosnuss zum Einsatz. Eine Nuss wird soweit geschält, dass nur noch der weiße, weiche Kern mit der Milch bleibt. An einem Ende wird die Nuss zugespitzt wie eine Brustwarze. Mit einem Grashalm wird ein Loch reingestochen, schon fließt die nahrhafte Kokosmilch. Durch Druck auf die weiche Hülle kann man den Fluss verstärken, genial! Er zeigt, wie Bananen in der Erde konserviert werden, um in Zeiten von Hungersnot, z.B. nach einem Zyklon oder Tsunami, das Überleben der Dorfbevölkerung zu sichern. Als Höhepunkt sehen wir einen Feuerläufer. Ein Krieger geht barfuss über glühend heiße Lavasteine. Die Fußsohlen werden vorher mit einer Kräutermischung eingerieben und er setzt nur die Sohlen auf, nicht die Zehen. Beim vorausgehenden Kriegstanz gefällt uns besonders ein etwa fünfjähriger Bub, der voller Eifer mittanzt, soweit er die Schritte kennt.
Der nächste Stopp ist an der „Blue Lagoon“. Ein Süßwasserbecken am Meeresufer mit Verbindung zur See enthält glasklares, kaltes und leicht salziges Wasser. Wir schwimmen und einige lassen sich an Seilen vom Ufer auf´s Wasser schwingen. Den größten Platsch verursacht Bill von OWL. Anschließend servieren die Busfahrer Früchte und Bananen-Chips. Wir besuchen einen Ort mit heißen Quellen, wo man Schlammpackungen nehmen kann. Vanuatu liegt mit all seinen Inseln auf dem sogenannten Feuergürtel. Lunch gibt es in einem kleinen Restaurant direkt am Meer. Das solide Baumhaus am Ufer lädt zum Verweilen ein.
Erst um 1730 erreichen wir wieder die Marina. Es war ein anstrengender Tag voller unglaublicher Eindrücke und Erfahrungen.