In der Timorsee

Donnerstag, 7. September 2017
 Es ist 0600 Ortszeit, wir motoren seit vier Stunden über glattes Wasser. Vor uns im Westen steht noch der Vollmond am Himmel, während hinter uns im Osten der Horizont ganz allmählich heller wird. Von den 940 NM von Darwin nach Lombok liegen noch 660 vor uns.
Doch der Reihe nach:
Montags kommen zwei Damen der Border Force an Bord und kontrollieren die Unversehrtheit der Siegel an dem Bilgenfach, in dem die lächerlichen zehn Flaschen Wein und vier Sixpack Dosenbier eingeschlossen wurden. Wir dürfen den Deckel erst mit Verlassen der australischen Gewässer öffnen! Um 1400 beginnt dann das offizielle Ausklarieren. Die kompletten Crews aller Boote müssen persönlich mit Pässen im Marinabüro, wohin Border Force gekommen ist, erscheinen. Man muss es den Damen lassen, sie arbeiten wieder professionell und freundlich. Die von WCC vorbereiteten Papiere sind von uns ergänzt und unterschrieben, die Pässe werden mit den Personen abgeglichen, Stempel rein, fertig. Jedes Boot erhält zum Abschied noch einen Umschlag mit einem Brillenband und einem Schlüsselanhänger, aber auch einer Info über illegales Fischen durch indonesische Fischer in australischen Gewässern und einer Notrufnummer, unter der man verdächtige Boote melden soll. Um 1600 hält Andrew persönlich das Briefing. Er bespricht auch gleich die weitere Strecke bis Kapstadt. Abgesehen davon, dass die Koordinaten der Wegepunkte, auf die er sich bezieht, in den ausgeteilten Unterlagen gar nicht abgedruckt wurden, erscheint sein Vortrag okay, sogar verständlich! Galen gibt anschließend noch Tipps zu seinem Heimatland Südafrika. Nach dem Briefing lädt CESARINA zum Currywurst-Essen ein, als kleine Vorfeier von Dietmars Geburtstag am Mittwoch. Zurück an Bord holen wir die Flaggen ein, ASHIA wird noch mal gesäubert und der Wassertank gefüllt. Wir sind startklar.
Dienstag um 0655 bei Sonnenaufgang spuckt uns das Schleusentor raus in den Vorhafen der Marina. LEXINGTON, die vor uns zusammen mit einem dicken Motorboot geschleust wurden, liegt bereits am Tanksteg und kämpft mit dem Kreditkarten-Automaten. Es wäre sinnvoll, wenn jemand von der Marina, der sich damit auskennt, an der Tankstelle stehen würde, anstatt dass jede Crew von Neuem sich durch die Betriebsanleitung kämpfen muss. Irgendwann sind die Tanks der Amerikaner gefüllt, sie legen ab und wir legen an. Kreditkarte einschieben, Pin eingeben und dann einen geschätzten zu zahlenden Betrag eintippen! Der wird dann vom Konto abgebucht und sollte man weniger Sprit benötigen, wird der Restbetrag nach 24 Stunden zurück überwiesen! Gibt man keinen Höchstbetrag ein, so zieht der Automat 10.000 AU$ vom Konto ab! Unglaublich! Doch so weit kommen wir erst gar nicht. Die Kiste verweigert die Zusammenarbeit, nimmt die Kreditkarte nicht. Und zwei andere auch nicht! Über Rally Control, Cecilia und Andrew stehen an der Schleuse und nehmen die Leinen an, bitten wir um Hilfe. Ein junger Mann von der Marina erscheint. Wieder werden alle Karten probiert, erst nachdem auch seine eigene nicht funktioniert, glaubt er uns. Er telefoniert, probiert, resigniert, ruft den nächsten Spezialisten zu Hilfe. Inzwischen liegt TULLA MHOR neben uns und wartet ebenso. Das Schleusen geht diszipliniert und zügig in der vorgegebenen Reihenfolge voran. Zum Glück haben einige Boote schon bei der Ankunft getankt. Nach einiger Zeit kommt tatsächlich der nächste Spezialist. Wieder werden alle Karten getestet bis er glaubt, dass es an der Kiste liegt! Endlich zückt er den Schlüssel, öffnet den Apparat, schaltet den Computer aus und wieder ein und wir bekommen unseren Sprit!
Nach zwei Stunden endlich können wir den Vorhafen verlassen und motoren zur Startlinie. Diese liegt in einiger Entfernung vor der öffentlichen Pier, damit die Bevölkerung das „Spektakel“ verfolgen kann. Nun, bei totaler Flaute wird da nicht viel zu sehen sein. Und müssen wir, die wir eh aus der Racing Division ausgetreten sind, für Andrews Publicity sorgen und noch bis 1100 hier rumdümpeln? Armin ruft SOLO über Funk, Christoph sieht das genau so, er verständigt Cecelia über Handy und um 0930, anderthalb Stunden vor dem offiziellen Start, motoren ASHIA und SOLO los. Ab nachmittags können wir dann sogar segeln. Am Abend begegnen wir einer großen Delphinschule. Bis zu 50 Tiere, in dem Gewusel ist Zählen kaum möglich, ziehen fast eine Stunde mit uns mit. Es sind kleine Tiere mit auffallend langen, spitzen Schnauzen. Haben wir bisher noch nicht gesehen. Sie schwimmen zu beiden Seiten, kreuzen vor dem Bug, lassen sich zurückfallen, um dann mit hoher Geschwindigkeit wieder von hinten anzukommen. Immer wieder legt sich einer auf die Seite und äugt zu uns hinauf. Leider sind sie nicht sehr springfreudig. Wir sitzen am Bug, baumeln mit den Beinen und hätten so gerne mal einen berührt. Klappt aber nicht, ASHIA ist zu hochbordig, oder unsere Beine zu kurz!
Mittwoch: Wir motorsegeln durch eine herrliche Vollmondnacht. Bei Sonnenaufgang schlagen wir das Amel-System an. SOLO segelt hinter uns. Auch bei der Amel 54 hat man das Vorwindsystem nicht mehr installiert. Mit der ausgebaumten Genua und dem Genaker im „Schmetterling“ ist die 54 nicht schneller als wir.

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