Sonntag, 29. Oktober 2017
Um 0745 trifft sich die World ARC Familie fast komplett am Bus. Wir verabschieden Cecilia, sie fliegt heute noch ab, wird die ARC in Gran Canaria mitbetreuen. Agnes, unser Tourguide, stellt uns unseren Busfahrer vor: er heißt Roger! Und alle brechen in Gelächter aus! „Eileen, you finally found Roger!“ Dazu gibt es eine Geschichte:
Eileen von AURORA, die inzwischen einer der besten Net-Controller des täglichen Roll-Calls ist, hatte anfangs keinerlei Funkerfahrung. Sie hörte immer im Funk die bestätigenden Formulierungen „Copy that“ oder „Roger“, manchmal auch „Roger that“. Sie verstand aber „Roger said“! Irgendwann fragte sie dann verzweifelt: „Who the fuck is Roger?“ „There is no Roger in our group!“ Heute endlich wurde er gefunden!
Zunächst geht die Busfahrt über die Route du Littoral, die Küstenautobahn, in den Süden. Bei St. Pierre biegen wir ab und fahren auf der einzigen Strasse, die quer über die Insel führt, ins Landesinnere. Von nun an geht`s bergauf. Durch die Örtchen Le Tampon und Entre-Deux windet sich die Strasse in die Berge hinauf. Es ist alles sehr französisch hier, schmucke Häuschen, blühende Gärten, Baguette und Croissant! Je höher wir kommen, desto mehr weicht die trockene Savanne einer grünen Landschaft, ähnlich unserem Allgäu. Kühe weiden auf den Wiesen, die schwarz-weißen seien Milchkühe, die braunen würden zur Fleischproduktion gezüchtet. Wir fahren weiter, es folgt Kurve auf Kurve, uns bieten sich fantastische Ausblicke auf das Land unter uns bis zur Küste. Es geht durch einen Waldgürtel mit dunklen, tannenartigen Bäumen. In der drauffolgenden Hochebene biegen wir dann ab zum Piton de la Fournaise, einem der am leichtesten zugänglichen aktiven Vulkane der Welt. Sein letzter Ausbruch war am 15. Juli 2017. Er spuckt keine Lava in die Höhe, sondern mehr oder weniger breite Lavaströme fließen in Richtung Küste. Vom Rand des Vulkans, in 2320m Höhe, bieten sich uns spektakuläre Ausblicke in seine Kraterebene. Auf der Rückfahrt stoppen wir an einem weiteren Kraterloch. 200m fallen die Wände fast senkrecht in die Tiefe. Sie sind dicht begrünt, dieser Vulkan ist seit langer Zeit inaktiv. Inzwischen ist es 1300, Wolken ziehen auf und nehmen die Sicht. Auf der für den großen Bus oft recht schmalen Strasse geht es die Serpentinen wieder hinunter. Leitplanken gibt es nicht, der Bus benötigt in den Kehren die volle Straßenbreite, manchmal halten wir die Luft an! Nach einem ausgiebigen Lunch in einem kreolischen Restaurant fahren wir zurück. Einen letzten Stopp legen wir an einem kleinen Markt ein, wo sich alle mit frischem lokalem Obst, Gemüse und Eiern eindecken. Je näher wir der Küste kommen, desto besser wird das Wetter, unten scheint die Sonne wieder. Obwohl wir den Tag in über 2000m Höhe verbracht haben, ist es nicht wirklich kalt gewesen, kurze Hosen, T-Shirt und Sandalen waren ausreichend. Am Spätnachmittag sind wir zurück im Hafen. Wir sind uns einig, Mauritius war schon toll, aber Reunion ist in jeder Beziehung besser! Ab morgen werden wir hoffentlich ein Auto haben und die Insel weiter erkunden.
Am Sonntag morgen hörten wir, passend zu eurem derzeitigen Aufenthaltsort, einen Beitrag über Réunion im Radio. Es wurde die Produktion von Vanille erwähnt. Dafür sei die Insel berühmt. Bessere Vanille gibt es angeblich nirgendwo auf dieser Welt.