Dienstag, 2. Januar 2018
Langfahrtsegeln bedeutet auch, immer wieder neue Menschen zu treffen. Man unterhält sich, man hat gleiche Interessen, oft gleiche Ziele, manchmal sogar gleiche Boote, Freundschaften entstehen und gelegentlich segelt man auch ein Stück miteinander. Aber immer wieder heißt es irgendwann Abschied nehmen. So auch heute. NATHAPE segelt weiter nach Namibia. Wir sitzen gerade beim Frühstück als sie vorbeikommen, um Tschüß zu sagen. Noch eine gemeinsame Tasse Kaffee, der Austausch von Seekarten und Fotos auf USB-Stick, dann eine letzte feste Umarmung und die besten Wünsche für die Zukunft, weg sind sie! Vielleicht sehen wir uns in Brasilien oder der Karibik wieder. Zum Glück gibt es ja heute Facebook, WhatsApp und Email, da reißt der Kontakt nicht ganz ab.
Kaapse Klopse, Tweede Nuwejaar, The Second New Year Cape Minstrels Street Parade, diese jährlich am zweiten Januar stattfindende Parade geht zurück auf die Mitte des 19. Jahrhunderts, als den Sklaven in Kapstadt nur ein Tag im Jahr, nämlich der zweite Januar, frei gegeben wurde. Um zu feiern, verkleideten sie sich als Minnesänger und marschierten singend und musizierend durch die Strassen. Heute ist es eine karnevalsähnliche Veranstaltung geworden. Mehr als 13 000 Minnesänger in über 70 Gruppen ziehen durch die Stadt. Vanessa und Armin gehen mit der World ARC Truppe zum Zuschauen, ich bleibe an Bord. Zum Einen genieße ich die Ruhepause, zum Anderen macht mein Sprunggelenk gerade Probleme beim Laufen und ein bisschen Sitzen und Hochlagern tut ganz gut. Um 1130 verlassen die neugierigen Segler die Marina. Um 1355 schreibt mir Vanessa, dass es später werden wird, da die Veranstaltung nicht um 1200 sondern um 1400 beginnt. Nun, ich vertreibe mir die Zeit mit Lesen, Jasmin hat Illustrierte aus Deutschland mitgebracht und der Chef der Putzkolonne bringt den letzten Kanister Diesel. Ich gehe vor zu ZEELAND, Edwin kommt gerade mit einem Einkaufswagen voll gefüllter Dieselkanister von der Tankstelle zurück. Um an Bord zu kommen, muss er auf den Ausleger vom Steg. Doch da liegt wieder mal der Seelöwe, der ZEELAND schon seit Tagen bewacht. Und er weicht nicht vom Fleck! Erst als Edwin mit dem Wagen direkt auf ihn zufährt, richtet er sich grumpelnd auf und rutscht ins Wasser!
Endlich, um 1830 kommen Vanessa, Armin, Jasmin und Thomas zurück. Viereinhalb Stunden standen sie in der Sonne, bis die erste Gruppe des Umzugs vorbei kam. Da zwischen den Gruppen immer große Pausen entstanden, sind sie nach der dritten Tanztruppe gegangen. Alle vier sind „maushii“ und haben ziemlichen Sonnenbrand. Da bei ihrem Weggehen der Himmel voller Wolken hing und man dachte, das Ganze sei in kurzer Zeit vorüber, hatte niemand einen Hut auf dem Kopf oder war eingecremt. Die südafrikanische Sonne ist erbarmungslos! Heute mag keiner mehr zum Abendessen ausgehen, es herrscht früh Ruhe an Bord.
Ich bin froh, dass ich nicht mit dabei war!