Samstag, 13. Januar 2018
Der Tag fängt gut an! Armin findet „Hit Radio Namibia“ und wir hören seit 15 Monaten das erste Mal wieder deutsches Radio!
Zunächst kommt Andy vorbei. Der Engländer lebt in Lüderitz und arbeitet im Hafen an seinem Trimaran. Er hilft Armin dabei ASHIA richtig an der Boje zu befestigen, da wir nur an der Hilfsleine hängen, die allerdings auch schon einen Durchmesser von 8cm hat! Dann melden wir uns bei Port Control und erfahren, dass wir gleich an Land kommen sollen, da man uns bei Immigration und Customs schon erwartet. Mit den Dingis fahren wir vier zum Jetty. Dieser Anleger und das Gebäude, in dem der Yachtclub untergebracht ist, wurden mit europäischen Geldern errichtet. Als wir mit suchendem Blick an Land stehen werden wir gerufen. Die Dame von der Einwanderungsbehörde holt uns ab und nimmt uns mit in ihr Büro. Die Formalitäten sind schnell erledigt und die 100 Rand für die Samstagsarbeit zahlen wir gerne. Auch der junge Mann vom Zoll kommt extra für uns in seine Amtsstube. Er ist in Zivil, oder sind Jogginghose und FlipFlops hier die Uniform? Der Mann im Shop, wo wir uns SIM-Karten besorgen, erkennt uns gleich als Segler, warum nur?
In einem Souvenirladen, in dem auch Touren angeboten werden, lernen wir die deutschsprachige Liz kennen. Die Dame ist als junges Mädchen aus Südafrika nach Lüderitz gekommen, hat hier zunächst als Bardame gearbeitet, dann in der Stadtverwaltung und jetzt ist sie seit 28 Jahren schon in dem kleinen Laden angestellt. Sie versorgt uns mit allerhand Tips und am Ende organisiert sie uns eine Tour nach Kolmannskuppe, der verlassenen Stadt, und in die Wüste für Montag mit Marion, ihrer Chefin.
Wir laufen durch die Strassen. Ein Großteil der Häuser trägt Jahreszahlen wie z. B. 1906 und 1912, wir entdecken deutsche Straßennamen: Hafenstraße, Kirchweg, Uferstraße, Nachtigall Straße. Die Straßen sind breit, nicht alle sind asphaltiert und der heftige Wind bläst uns den Sand entgegen. Wir finden eine deutsche Eisen- und Metall-Giesserei und steigen hoch zur Felsenkirche.
Mittags landen wir auf Empfehlung von Liz in Diaz Coffee Shop. Wir sitzen auf Holzplanken, die über halbe Bojen geschraubt sind und als Tische dienen alte Reusen auf denen dicke Glasplatten liegen. An die Wände sind Paletten als Weinregale geschraubt und auf der Speisekarte stehen u.a. Leberkäse, Thüringer Bratwurst und Kassler und es gibt Sauerkraut, Kartoffelbrei und Kartoffelsalat als Beilagen. Wir schwelgen wieder mal in deutscher Küche!
Das Garden Cafe müssen wir auch noch besuchen. In dem urigen kleinen Cafe gibt es nicht nur Sitzgelegenheiten im Garten, wo eine Schildkröte rumläuft und Erdbeeren in einer Badewanne wachsen, sondern auch eine gemütliche Sofaecke mit Zeitschriften und Büchern. In der winzigen Backstube wird leckerer Kuchen selbst gebacken und der Filterkaffee schmeckt hervorragend. Wir fühlen uns wie zuhause und bleiben sitzen, bis sie um 1700 schließen.
Beim Anleger haben inzwischen zwei Namibier ihren Verkaufstand mit handgeschnitzen Tieren und Schalen aufgebaut. Wir kommen wieder mal nicht daran vorbei ohne zwei der Holzschalen mit wunderschöner Maserung zu kaufen.
Die Rückfahrt im Dingi bei 30 kn Wind ist feucht-fröhlich, aber für heute reicht es uns. Wir verzichten auf ein gemeinsames Abendessen an Bord. Keiner möchte bei dem Wetter noch mal raus.
Ein Stück Heimat, scheint mir. Lasst es euch gutgehen!