Freitag, 2. bis Mittwoch, 7. Februar 2018
St. Helena, dieses Lummerland mitten im Südatlantik, verschwindet langsam in der Abenddämmerung am Horizont. Kaum aus der Landabdeckung heraus, trifft uns die Dünung und die Schaukelei beginnt wieder. Bis zum Samstagabend segeln wir unter weißen Segeln, dann können wir noch kurz vor Sonnenuntergang das Amel-System aufbauen. Bis Dienstagabend laufen wir damit unseren Kurs, lediglich nachts müssen wir mal ein Reff eindrehen, wenn der Wind länger über 20kn bläst. Ansonsten, easy going! Zum Glück, denn Armin hat sich einen Infekt eingefangen und liegt die meiste Zeit hustend und mit Gliederschmerzen in der Koje. Da bewährt sich wieder unser Langfahrt-taugliches Schiff, das zuverlässig und ruhig durch`s Wasser pflügt.
Samstag überholen wir die HORIZON, ein Segelboot, das einen halben Tag vor uns in St. Helena ausgelaufen ist. Montags kommt uns die RMS ST.HELENA, das Royal Mail Ship, auf ihrer Rückfahrt von Ascension entgegen.
Montags entdeckt Armin bei einer Inspektion des Motorraums, dass die Kühlwasserpumpe des Generators leckt. Das gleiche Problem hatten wir in Gibraltar schon, damals wurde nur repariert, aber wir haben in Panama eine Ersatzpumpe kaufen können. Das ist Arbeit für Ascension und wenn es Armin wieder besser geht.
Mittwoch in der Morgendämmerung schält sich die Silhouette von Ascension aus dem Grau des Himmels raus. Wolkenverhangen präsentiert sich dieser zweite „Pups“ im Südatlantik, graues Vulkangestein und jede Menge Antennen, Schüsseln und Kuppeln sind zu erkennen. Während wir von der Südspitze hoch nach Georgetown laufen begleitet uns eine Schule Delphine. Es sind große Tiere mit weißem Bauch und sie sind springfreudig! Einer schnellt direkt vor dem Bug hoch aus dem Wasser, dreht sich und gleitet wieder hinein. Welch ein Empfang!
Um 1030 fällt unser Anker auf 15m Wassertiefe in der Clarence Bay vor Georgetown. TOUJOURS BELLE folgt eine Stunde später. Außer uns beiden sind keine weiteren Segler hier. Das Wasser ist glasklar, um das Schiff schwimmen Drückerfische, schwarz mit silbrigen Streifen am Rücken. Zwei große Wasserschildkröten treiben ihr Liebesspiel zwischen unseren Booten. Von Port Control wurde uns über Funk mitgeteilt, dass es absolut verboten ist, hier zu Baden wegen Haivorkommen und gefährlicher Unterwasserströmungen.
Nach einer Erholungspause mit spätem Frühstück lassen wir das Dingi, das während der Fahrt auf dem Achterdeck verzurrt war, zu Wasser und zusammen mit TB fahren wir an Land. Das Anlanden am Strand ist verboten wegen der Dünung und den Strömungen, wir müssen zur Pier. Auf Yachttourismus ist man hier nicht eingestellt! Am Fuß der hohen Betonpier ist ein Treppenabsatz, je nach Wasserstand kann man ihn direkt erreichen oder über eine Leiter. Wir nehmen die Leiter, schaffen es alle vier trocken zu bleiben. Die Dingis werden angebunden und dann geht es über eine schmale, steile Treppe hinauf in den Hafen. Hier ist absolut nichts los! Wir laufen zum Ende der Pier, da soll irgendwo das Büro von Zoll und Hafenmeister sein. Eine Dame schaut aus einer Tür, fragt ob wir die Yachties seien? Wirwerden schon in ihrem gut klimatisierten Büro erwartet. Wieder sind eine Menge Papiere auszufüllen, besonders wichtig auch hier die Bescheinigung der Krankenversicherung und die Höhe der Deckungssumme. Wir müssen 15 Pfund „Leuchtfeuergebühr“ und pro Person 20 Pfund „Landegebühr“ bezahlen. Die Dame von Immigration kommt mit dem Auto von ihrem Büro herüber gefahren, bringt Formulare und Stempel mit, alles geht sehr entspannt und freundlich zu.
Wir laufen in den Ort hinein. Georgetown, das sind ein paar flache Gebäude, weitläufig verteilt an breiten Strassen, wenig Grün, viel Sand und Lava. Wir finden einen Pub, außer Getränken gibt es nichts dort. Nach einem kühlen Bier gehen wir weiter, vorbei am „Ascension Island Government“ Haus zum Conservation Centre. Hier kann man Touren über die Insel buchen, auch zu den „Green Turtles“, die hier zwischen Februar und April zur Eiablage herkommen. Doch es ist geschlossen, die Öffnungszeit ist nur von 0730 bis 0900! Im Pub hat man uns empfohlen, zum Essen in das „Vulcano“ zu gehen. Was anderes gibt es auch gar nicht auf der Insel! Dieses Lokal ist außerhalb von Georgetown im Bereich der amerikanischen Kasernen. Es gibt auf der Insel weder Mietwagen noch Taxi, auch keinen Busverkehr. Aber einen Schulbus gibt es! Der lädt gerade ein paar Kinder aus, wir fragen und tatsächlich, er nimmt uns mit zu den Kasernen. Das „Vulcano“ entpuppt sich als typisch amerikanische Kneipe und Fast-Food-Lokal. Nach dem Essen kaufen wir noch für 30 Minuten Internet-Zugang, um wenigstens unsere Ankunft zuhause mitteilen zu können. Das Problem der Rückfahrt zum Hafen ist schnell gelöst. Wir quatschen einen jungen Mann an, der sich gerade sein Essen „to-go“ bestellt. Da es 15 Minuten dauern wird fährt er uns schnell mit seinem Kleinlaster zur Pier. Er ist nicht gebürtig von hier, wir fragen, was ihn in diese Einöde getrieben hat? Das Geld! Die Bezahlung hier ist sehr gut, er arbeitet seit zwei Jahren immer wieder für sechs Wochen hier.
Die Dingis schwimmen noch an der Treppe, wir gelangen halbwegs trocken hinein und zu den Schiffen. Für heute ist es genug, ab in die Kojen, Schlaf nachholen!
Liebe Hilde, zu Deinem heutigen Geburtstag schicken wir ganz liebe Grüße und Glückwünsche aus der Mitte des Südatlantik! Und auch Dir, liebe Monika, herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag am Freitag. Internet ist ein Problem hier, ich weiß nicht, wann der Blog hochgeladen werden wird, aber es wird euch sicher irgendwann erreichen. Jedenfalls denken wir an die Geburtstagskinder!