Freitag, 20. April 2018
Bereits um 0715 sind wir zum Frühstück in der Hafenbäckerei. Es herrscht Hochbetrieb, Schulkinder kaufen ihr Frühstück. Doch es läuft zügig und diszipliniert ab. Nur dass wir normalen Kaffe bestellen und dann nach Milch fragen, gefällt der Verkäuferin nicht. Wortreich erklärt sie uns den Unterschied zwischen Cafe au lait und Cafe normale. Leider verstehen wir ihren französischen Redeschwall nur rudimentär. Als ich aber die zweite Runde Kaffee richtig mit „deux cafe au lait“ bestelle, strahlt sie mich an! Wir gehen bei Amel vorbei und vereinbaren mit Alban, dass wir ihn anrufen wegen der Demontage des Ankers, sobald wir wieder am Liegeplatz sind.
Als wir in der Werft ankommen, regnet es mal wieder. Nun, auch das haben wir inzwischen gelernt, Regen gibt es hier eigentlich gar nicht! Das ist liquid sunshine! Solange es nur nieselt wird es sowieso ignoriert und wenn es richtig schüttet, na dann stellt man sich eben irgendwo unter, es hört ja meist nach wenigen Minuten wieder auf. So auch jetzt. Wir bringen unsere Taschen hoch auf`s Boot, dann warten wir auf den Kran. Vorher muss Armin aber zum Zahlen ins Werftbüro. Was nun kommt ist unverschämt. Zunächst schickt man ihn mit einem Zettel in die beiden Läden auf dem Werftgelände, um sich abstempeln zu lassen, dass keine offenen Zahlungen mehr bestehen! Die Rechnung der Werft setzt sich dann zusammen aus den Posten Kranen, Standgebühr, Stromverbrauch ( unsere Kühlschränke mussten ja weiter laufen ), Wasserverbrauch für die Hochdruckreinigung und Overtime! Wieso Overtime? Angeblich seien wir eingeschoben worden und wegen uns mussten dann Überstunden gemacht werden am Kran! Das und dazu die Tatsache, dass Armin vor zwei Tagen einen mehrere Seiten langen Vertrag unterschreiben musste, der die Werft von jeglicher Verantwortung entbindet, lässt Armin im Büro sehr deutlich sagen, was er von diesen Praktiken hält. Kaum draußen, kommt der Chef der Maler, die den Unterwasseranstrich ausgeführt haben, auf ihn zu. Die Arbeiter ärgern sich inzwischen über das Verhalten im Büro und die Rechnungsstellungen so sehr, dass sie ein Beschwerdeheft darüber führen und auch Armin trägt ein, dass „Overtime“ ein unberechtigter Zuschlag ist.
Um 1000 hängt ASHIA endlich am Kran! Sanft sinkt sie zurück in ihr Element. Wir motoren zur Tankstelle und tauschen dort unsere zwei leeren Campinggas-Flaschen gegen volle. Dann funken wir die Marina an, wollen wissen, auf welchen Liegeplatz wir gehen sollen. Man vertröstet uns, sie würden sich melden. Nichts passiert, aber wir müssen vom Tankstellensteg weg, wir blockieren die Zapfsäule. Also drehen wir vor den Stegen unsere Runden. Allein am Amel-Steg sind vier freie Plätze zu sehen, darunter auch unser alter Liegeplatz. Alban wartet darauf, am Anker arbeiten zu können. Hier in Le Marin wird mit dem Heck angelegt und der Bug mit einer sehr langen Leine an einer Boje festgemacht. Dazu ist die Hilfe der Marineros mit dem Schlauchboot nötig. Ich rufe Alban an. Kurz darauf kommt Francoise mit dem Dingi und hilft uns in unseren alten Liegeplatz hinein.
Nun beginnt das Drama mit dem verbogenen Anker. Er widersetzt sich allen Versuchen, ihn von der Kette zu trennen. Durch die enormen Kräfte, die in Fortaleza zu seiner Deformierung führten, ist wohl auch der Bolzen in dem Gelenk, das Anker und Kette verbindet, verbogen worden. Am Ende kommt jemand von Equinox, der Firma, die den Anker wieder gerade biegen soll, und flext die Kette durch. Dann nimmt er den 30kg schweren Bügelanker mit in die Werkstatt. Vor Montag werden wir ihn aber nicht zurück bekommen. Es ist schließlich Freitag, 1500, und somit Wochenende!
Noch während Armin und Francoise mit dem Anker kämpfen, ruft die Marina ASHIA über Funk. Immerhin fast zwei Stunden nachdem wir angefragt hatten! Ich erkläre, dass wir keine Hilfe mehr benötigen, wir liegen bereits fest. Kurz darauf kommt der Marinero vorbei und macht ein riesen Theater wegen unserer Selbstständigkeit. Er vergreift sich eindeutig im Ton, sowohl Armin als auch Amel gegenüber. Jetzt reicht es. Armin bleibt ja sonst immer ruhig und freundlich, während ich schon explodiere, aber jetzt wird auch er mal laut und verweist den Marinero in seine Schranken. Der düst davon, will aber wiederkommen!
Und er kommt wieder! Eine Stunde später bittet er uns sehr freundlich an einen Liegeplatz am nächsten Steg. Kein Problem, wir folgen ihm und liegen jetzt neben der deutschen Aluminiumyacht, die wir in Grenada kennen gelernt haben.