Mittwoch, 2. Mai, bis Donnerstag, 17. Mai 2018
Um 0700 holen wir den Anker hoch und motoren eine Runde um NATHAPE. HansPeter steht an Deck und hält sein Handy in die Höhe. Er hat einen HotSpot eingerichtet, ich logge mich ein und kann so letzte Nachrichten nach Hause schicken. Danke euch beiden!
Kaum aus der Abdeckung von Antigua raus, bläst es mit 15 bis 20 kn von StB und ASHIA saust dahin. Am späten Vormittag passieren wir die kleine Insel Babuda, wo die anderen Boote der Flotte über Nacht geankert haben. Jetzt folgen sie uns in etwa 5 SM Abstand. Den ganzen Tag geht es flott voran. Wellen schlagen gegen die Bordwand, Gischt sprüht hoch, gelegentlich läuft auch eine Welle über das Vorschiff, verirrt sich im Cockpit, bald ist ASHIA gepökelt! Mit der Dunkelheit kommen die Sqalls. Der Wind flaut ab bis weit unter 10kn, wir werfen die Maschine an und holen die wild schlagenden Segel ein. Kurz darauf frischt der Wind auf, Segel raus, Motor aus, wir machen wieder Fahrt. Doch die Freude ist kurz, der Wind geht hoch auf 20kn, wir reffen die Genua und müssen sie wenig später fast ganz wegnehmen, weil es mit 30kn pfeift. Dann wieder Flaute. So geht es die ganze Nacht. Ein Squall jagt den nächsten, oft begleitet von heftigem Regen. Da wir nur das Regenschott an der Cockpitabdeckung angebracht haben, müssen wir zu jedem Segelmanöver raus hinter das Schott und sind Regen und Salzwasser ausgesetzt. Zum Glück ist es warm und die Bekleidung minimal! Zum Schlafen kommt in dieser Nacht keiner.
Am folgenden Morgen bauen wir in einer Phase von weniger Wind die große Kuchenbude über dem Cockpit auf. Jetzt reicht die Abdeckung bis zum Besan und alle Winschen und Schoten sind zu bedienen, ohne dass man nass wird. So wird das Leben etwas angenehmer. Unter Deck ist es allerdings schwierig. Schräglage und unvorhersehbare Bootsbewegungen führen zu blauen Flecken und so manches, was nicht gut verstaut ist, lernt fliegen. Die folgende Nacht ist etwas ruhiger, wir können unseren 3-Stunden-Wachrhythmus durchziehen. Da wir auf BB-Bug segeln und unsere Koje an BB liegt, fällt man auch nicht aus dem Bett!
Ab dem dritten Tag beruhigt sich das Wetter und wir genießen herrliches Segeln über einen blauen Ozean. Das Azoren-Hoch liegt noch relativ hoch. Die direkte Strecke nach Horta würde uns durch das windarme Zentrum führen und tagelange Motorfahrt bringen. Daher segeln wir im Bogen zunächst nach Norden und dann in östlicher Richtung. Meist geht es unter weißen Segeln voran, zwischendurch ziehen wir aber auch den Blister immer wieder mal hoch. ASHIA läuft souverän durch die See. Es ist eine Freude zu sehen und zu spüren, wie dieses herrliche Schiff durch das Meer pflügt!
Es wird täglich etwas kühler. Besonders in den Nächten merken wir, dass wir die Karibik hinter uns lassen. Nach und nach werden lange Hosen, Fleecejacken, Stricksocken, Wolldecke und am Ende sogar der Daunenparka nachts nötig. Die Wassertemperatur fällt von karibischen 28° bis auf 17° auf den Azoren.
Natürlich gibt es auch wieder ein paar Ausfälle. Die Spülung der vorderen Toilette hängt und der Wasserzulauf hört nicht mehr auf. Doch Armin kann das Problem mit ein paar sanften Schlägen mit dem Gummihammer auf das Ventil lösen!
Die Drei-Farben-Laterne im Masttop, die wir nachts beim Segeln einschalten, fällt aus. Nicht so schlimm, ist eh kaum ein anderes Boot unterwegs, wir segeln weiter mit dem weißen Ankerlicht im Top. Außerdem ist von der Windrichtungsanzeige im Masttop ein Fähnchen abgeknickt und die TV-Antenne da oben hängt nur noch an ihrem Kabel! Ob da ein Vogel versucht hat im Top zu landen?
Fast täglich begleiten uns Delphine ein Stück. Einmal sieht Armin in der Ferne einen Wal.
Immer wieder segeln wir an portugiesischen Galeeren vorbei. Diese hochgiftigen Meerestiere sind wunderschön anzusehen. Mit ihren glasklaren, muschelförmigen Körpern, eigentlich einer Gasblase, „segeln“ sie an der Wasseroberfläche dahin. Ihr oberer Randsaum schimmert rosa, der Körper glitzert und die Fußplatte ist lila-blau. Die bis zu 30m langen, giftbesetzten Tentakel sind unter Wasser und nicht zu sehen. Wir begegnen ihnen auf der gesamten Fahrt von der Karibik bis zu den Azoren.
Am vorletzten Tag der Passage überholen wir die norwegische Yacht LOVINDA2. Wir sprechen über UKW miteinander. Der Skipper kommt aus Stavanger, kennt Pia und Terje von AURORA POLARIS und ist ein ehemaliger Kollege von Pia!
Am Dienstagabend schläft der Wind dann ein und wir motoren die letzten 200 SM bis Horta über glattes Wasser. Am Mittwoch taucht im Licht der Abendsonne um 2015 aus 30 SM Entfernung wolkenverhangen im Dunst die Insel Faial auf. Wir hissen die Flagge der Azoren unter der StB-Saling. Es wird wieder mal eine typische ASHIA-Ankunft. Um Mitternacht runden wir den Monte da Guia vor Horta und um 0100 Donnerstagnacht picken wir im Vorhafen der Marina eine Boje auf. Nach 14 Tagen und 18 Stunden und 2460 zurückgelegten Meilen ist auch dieser Abschnitt zu Ende. Es war eine schöne Überfahrt, kein Vergleich zu der von 2010!
Meist spielt das Radio uns flotte Musik während der Überfahrt. Unter anderem auch Shanties. Ich mag besonders diesen Text:
Roling Home, roling home,
Ist die Welt auch noch so schön.
Roling home, es geht nach Hause,
Und da gibt`s ein Wiedersehn!
Nichts zu danken… (Hotspot in Jolly Harbour)
Sind sooo neidisch… (auf eure tolle Ueberfahrt )
Bald ein Wiedersehen auch wenn nicht ‚zu hause’… (Prosecco ist kalt gelagert)
😍⛵
Jetzt wissen wir den Grund für euren bogenförmigen Kurs, den wir selbstverständlich verfolgt haben.
Glückwunsch erst einmal zu dieser Etappe!
Rolling home nach Travemünde 😉 wir freuen uns auf euch 🤗🤗🥂