Sonntag, 21. November 2021
Den ganzen Vormittag regnet es immer wieder. Wir warten auf Wetterbesserung. Mittags klart es etwas auf und wir laufen zur Grenze nach Gibraltar. Im Gegensatz zu allem, was man derzeit im Internet lesen kann, gestaltet sich der Grenzübertritt völlig problemlos. Außer, dass unsere Personalausweise angeschaut werden, will niemand etwas von uns wissen. Unmittelbar hinter der Grenze, noch vor der Landebahn des Flugplatzes, stehen die Taxis für die Rock-Tour. Wir machen das heute „in memoriam“. Vor 40 Jahren, 1981, waren wir auf unserer Hochzeitsreise hier. Mit „Emma“, Armins kleinem Flieger, einer PA28-150, sind wir von Egelsbach über Strassburg, Dijon, Perpignon und Gerona nach Malaga geflogen. Da man damals nicht von Spanien nach Gibraltar fliegen durfte, die Grenze war dicht, mussten wir über Tanger. Dort wurde der Flugplan nach Gibraltar aufgegeben und wir sind wieder gestartet. Vor Gibraltar wurde uns über Funk mitgeteilt, dass der Flugplan aus Tanger nicht angekommen ist. Wir hätten aber Glück, der Flugplatz ist besetzt, da sie gleich eine Maschine aus England erwarten. Sobald diese gelandet ist, dürfen wir auch landen. Und wenn die Verkehrsmaschine am Nachmittag wieder startet, können wir ebenfalls raus. So kam es, dass wir damals ein paar Stunden Zeit hatten für die Tour um den Felsen, die wir jetzt, 40 Jahre später, noch einmal machen möchten.
Unser Fahrer weist uns auf alle Veränderungen hin, die hier in den letzten Jahren entstanden sind. Auf Grund von Mangel an Fläche wird hoch hinaus gebaut. Irgendwo müssen die 30.000 Einwohner ja hin. Wohnsilos am Wasser mit Grünanlagen entstehen. Die Strassen der Altstadt sind, wie überall, inzwischen fast zu eng für die modernen Autos.
Unser erster Stopp ist an der Punta Europa, dem südlichsten Zipfel von Festland-Europa. Der hier stehende Leuchtturm wird inzwischen um einiges überragt vom Turm einer Moschee, die von Saudi Arabien vor 25 Jahren hier errichtet wurde, weil dies der Punkt vom europäischen Festland sein soll, der Mekka am Nächsten liegt. Von hier aus hat man einen guten Blick hinüber zum ca. 20km entfernten Festland von Marokko.
Nächster Halt sind die Tropfsteinhöhlen. Riesige Stalaktiten und Stalagmiten wuchsen über Jahrtausende in einer Felskathedrale. Sie werden illuminiert in den kitschigsten Farben. Wenn man aber Geduld hat und eine Weile wartet, dann wechselt die Beleuchtung auf natürliches Licht, in dem die Schönheit dieser Gesteinsformationen viel besser zur Geltung kommt.
Weiter geht die Tour rund um den Felsen. Die Einbahnstrasse ist eng, in den Kurven muss der Mini-Van oft rangieren, um rum zu kommen. Wir stoppen an einem Aussichtspunkt. Eine Plattform aus Glas führt an der Felswand entlang. Die gab es damals noch nicht. Also wenn der Glasboden sauber gewesen wäre, ich weiß echt nicht, ob ich da so einfach drüber gegangen wäre! Während das Taxi uns langsam folgt, laufen wir die Strasse hoch bis zu einem weiteren Aussichtspunkt. Hier treffen wir jetzt endlich auf die Gibraltar-Affen, die Makaken. Seit ein paar Jahren ist es bei Strafe verboten, die Tiere zu füttern. Ich habe den Eindruck, dass sie dadurch deutlich weniger aggressiv und frech sind. Sie zeigen keine Scheu vor Menschen, haben sie noch nie, aber sie greifen auch nicht mehr nach allem und klauen aus Autos, Handtaschen und direkt vom Menschen weg, immer auf der Suche nach Futter. Jetzt gibt es Futterplätze und sogar ein Wasserbecken für die Affen. Der Sage nach fällt Gibraltar an Spanien, wenn der letzte Affe verschwunden ist! Also geben sich die Engländer ziemlich viel Mühe, die Tiere zu halten!
Letzte Station sind dann die Höhlen aus dem 2. Weltkrieg. Hier müssen wir Sturzhelme tragen, da die Deckenhöhe in dem weitläufigen Höhlensystem teils etwas niedrig ist. Es ist bedrückend hier drin und mich zieht es bald wieder raus an die frische Luft. „The Rock“ wird von einem 15km langen Höhlensystem durchzogen. Nur ein paar Abschnitte sind allgemein zugänglich, alles andere ist Militärgebiet.
Auf dem Rückweg verlassen wir das Taxi hinter der Landebahn, noch vor der Grenze, um im Eroski-Supermarkt frisches Obst einzukaufen. Auch ein gebratenes Hähnchen flattert in den Einkaufskorb, das wir uns an Bord in der Mikrowelle noch mal erwärmen und zu einem verspäteten Mittagessen verzehren. Und dann fängt es auch schon wieder an zu regnen! Was für ein Glück wir doch für unsere Erinnerungstour hatten.
Danke für die hübschen Bilder von den Affen! Ihr habt ja einiges erlebt in Gibraltar, und wenn man dann noch diese mentale Reise in die Vergangenheit machen kann ….. Ist doch schön! Dann auch weiterhin eine schöne Reise! 🐒⛵️Und noch viele gebratene Hähnchen 🍗!