Unsere Schutzengel hatten mehr Arbeit als gedacht!

Samstag, 17.Juni 2017
Um 1130 kommt von Ron eine SMS: „M coming“. Bis Armin mit dem Dingi am Strand ist, steht er schon mit der reparierten Lichtmaschine da. Sie wird mit den üblichen Verrenkungen wegen Platzmangel und Unzugänglichkeit eingebaut. Der mitgebrachte Keilriemen ist viel zu kurz, aber wir führen ja Ersatz mit uns! Beim Probelauf geht die Lichtmaschine wieder, auch das seit Tagen vorhandene nervige Piepsen und Blinken der Ladeleuchte ist verschwunden, nachdem Ron eine abgebrochene Kohle des türkischen Ladereglers ersetzt hat. Aber da ist ein metallisches Geräusch, das nicht sein sollte! So ähnlich hatten wir es schon mal in Panama! Das klingt, als ob wieder eine Schraube zwischen Getriebe und Motor schleift. Ein Blick in den Hohlraum des Adapters lässt frische Schleifspuren an der Schwungscheibe erkennen. Ron hat zwar noch nie ein Getriebe abgebaut, aber ihm ist auch klar, dass wir so nicht weiter fahren können. Nach Rücksprache mit seinem Chef=Papa macht er sich mit Armins Unterstützung an die Arbeit. Das bedeutet, die Kupplung muss geöffnet werden, der Motor mit Getriebe (380 kg) nach hinten versetzt und das Getriebe vom Motor getrennt werden. Schon beim Öffnen fällt eine Schraube heraus, eine weitere ist halb rausgedreht und schleift an der Schwungscheibe. Also hat Yanmar in Panama nicht viel besser gearbeitet als unsere türkischen „Freunde“! Beide hielten es nicht für nötig, die Schrauben mit Loktite zu befestigen. Diesmal wird es gemacht! Zum Glück hat Armin die noch gut erhaltenen Schrauben der Reparatur von Panama aufgehoben, so dass wir die jetzt zerstörten ersetzen können. Bei der Arbeit am Getriebe findet sich unter dem Motor eine Distanzscheibe, die offensichtlich schon lange da liegt und zur Lichtmaschine gehört. Die genauere Untersuchung der Befestigung der Lichtmaschine zeigt, dass diese Distanzscheibe fehlt. Die ist wohl schon den Türken runter gefallen! Aber das macht ja nichts, wenn man es nicht findet, montiert man eben ohne! Für Ron heißt das, die Lichtmaschine muss noch mal abgebaut werden, die Distanzscheibe eingesetzt und alles wieder zusammengebaut werden. Inzwischen ist es 1900 und stockdunkel. Aber das wohlige Brummeln von Mr. Yanmar beim anschließenden Probelauf treibt den beiden Männern ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht!
Alles in Allem haben wir riesiges Glück gehabt und unsere Schutzengel haben wirklich ganze Arbeit geleistet. Der Ausfall von Lichtmaschine oder Getriebe allein kann schon äußerst kritisch werden, aber dass beides zusammenfällt ist unglaublich! Dass wir hier, gestrandet vor dem VoliVoli-Resort, so schnell Hilfe bekommen würden, haben wir nicht erwartet. Ron ist ein echter Glücksfall für uns. Der Junge arbeitet kompetent und gewissenhaft. Seine Einstellung „mit dem Auto kann ich jederzeit am Straßenrand stehen bleiben, aber wenn der Bootsmotor ausfällt kann das lebensgefährlich werden“ zeugt von Verantwortungsgefühl. In den kurzen Arbeitspausen, in denen der Flüssigkeitsverlust aufgefüllt wird, erzählt er viel von Fidschi und von sich. Am APTC (Australia Pacific Tecnical College) hat er seine Ausbildung zum Mechaniker gemacht. Sein Bruder arbeitet in Neuseeland ebenfalls als Mechaniker. Für Fidschianer ist die Ausreise aus dem Land sehr erschwert worden. Sie benötigen eine persönliche Einladung aus dem Ausland. Damit wird die Abwanderung der Jugend gebremst. Auch von dem Hurrican, der im Februar 2016 weite Teile des Südpazifiks heimsuchte, erzählt er. Es wurden Spitzengeschwindigkeiten von über 300 kmh gemessen, dann flog die Messeinheit davon! In seinem Dorf sind 80 % der Häuser zerstört worden. Aber sein Elternhaus blieb wunderbarerweise unversehrt. Am Ende berechnet er, wieder nach Rücksprache mit dem Chef=Papa, für die Arbeit eines ganzen Samstags 800 Fidschi-Dollar, das sind ungefähr 340 Euro.

Ein Kommentar

  1. Nochmals großes Lob für die Mechaniker dieser Welt, speziell RON. Dieser Mann hat euch zur richtigen Zeit am richtigen Ort kompetent geholfen. Er ist jeden Cent wert!
    Schade, dass euch die Schlamperei mehrerer Pfuscher sogar jetzt noch einholt!

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