Von Dominika zu den Iles des Saintes

Mittwoch, 25. April 2018

Die Nacht ist etwas unruhig. Auch vor Anker oder an der Boje muss das Verhältnis von Wind zu Welle passen. Normalerweise dreht sich das Boot mit dem Bug in den Wind und die Wellen laufen zu beiden Seiten am Rumpf entlang. Das führt nur zu Nickbewegungen. Ist es aber windstill legt sich das Boot quer zur Welle und schaukelt von einer Seite auf die andere. Wir hatten schon ruhigere Ankerplätze!
Dominika, ich habe schon viel darüber gelesen und im Fernsehen gesehen. Auch die Fotos unserer Segelfreunde in Facebook zeigen die Schönheit der Insel. Die Überlegung, hier doch einen Tag zu bleiben, lassen wir jedoch schnell fallen heute Morgen. Wie schon 2009 hüllt sich Dominika in Nebel und Regenwolken. So bekommen wir unseren persönlichen Eindruck nur vom Wasser aus. Dominika riecht wie Polynesien! Es wird wohl noch viel auf offenen Feuerstellen gekocht, gestern Abend war der Schein der Flammen am Ufer zu sehen. Dominika klingt auch wie Polynesien! Ständiges Hundegebell vermischt sich seit dem frühen Morgen mit dem vielstimmigen Krähen der Hähne. Die Insel scheint zumindest in Ufernähe dichter besiedelt zu sein als z. B. St. Vincent. Die Häuser an den Bergrücken sehen von weitem sauber und intakt aus, während am Ufer Unmengen Bauschutt und Ruinen zu erkennen sind, wohl die Reste des letzten Hurrikans.
Zunächst motoren wir bei um 5kn Wind an der Küste entlang Richtung Norden und hinüber zu den Iles des Saintes. Dominika liegt zeitweise so in Regenwolken, dass es nicht mehr zu sehen ist.
Erst auf den letzten SM der 40SM langen Strecke heute frischt der Wind auf und wir können segeln. Eigentlich wollen wir durch den Passe du Sud Ouest zwischen den Inseln Terre D`en Bas und Terre D`en Haut durchfahren. Aber dann müssten wir gegen den Wind motoren. So umrunden wir die Inselgruppe und laufen den östlichen Passe du Grand Ilet an. Kurz davor passiert dann alles gleichzeitig. Vor uns tanzen in den Wellen mehrere aneinander gebundene Plastikflaschen, an denen anscheinend ein Netzt hängt, der Wind geht auf 20kn hoch, es fängt heftig an zu regnen und die Sicht verschlechtert sich massiv. Armin dreht ab und mit schlagenden Segeln umfahren wir zunächst das Hindernis. Bis die Segel geborgen sind, bin ich nass! Langsam unter Motor, immer wieder solchen Flaschenbündeln ausweichend, nähern wir uns der im Regennebel liegenden Durchfahrt zwischen den Inseln. Zum Glück hält solches Wetter hier ja meist nicht lange an, und als wir die Bucht vor Bourg des Saintes erreichen, scheint schon wieder die Sonne. Das Aufpicken der Boje und Einfädeln der Leine gelingt mir mit dem neuen Bojenhaken problemlos. Ich bekomme sogar Applaus von ein paar Italienern, die gerade mit dem Dingi vorbei fahren, und schon zu Hilfe eilen wollten.
Bis zum Abend wechselt Sonnenschein mit Nieselregen, für uns heißt das beständig Luken auf, Luken zu, sonst regnet es rein!

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