Von Ijmuiden nach Brest

Dienstag, 20. August, bis Freitag, 23. August 2019
Am Dienstag hat sich das Wetter etwas beruhigt, der Hafen leert sich, alle brechen auf. Wir fahren zunächst an die Tankstelle. Es ist Self-Service, die fünfte Kreditkarte wird dann akzeptiert, immer das gleiche Theater! Um 1030 verlassen wir den Schutz der Marina und werden schon in der Hafeneinfahrt mit Wind und Seegang empfangen. Kaum in freiem Wasser wird es noch heftiger. Zwar bleibt der Wind unter 20kn, allerdings genau auf die Nase, aber es steht eine kurze, ruppige Welle. ASHIA vollführt Bocksprünge wie ein Rodeo-Pferd, und das nicht etwa weil sie froh ist von den Leinen los zu sein! Also die Wettervorhersage war anders! Aber egal, zum Spätnachmittag soll der Wind weiter nachlassen, da müssen wir jetzt durch, wir wollen weiter!
Nordsee, das sind gigantische Off-Shore-Windparks, unzählige (Bohr-) Plattformen, diverse Sperrgebiete, betonnte und unbetonnte Untiefen, Wracks mit und ohne Bojen, Fahrwassertonnen und die verschiedenen Verkehrstrennungsgebiete (VTG), Strömungen und hohes Schiffsaufkommen, nein, die Nordsee rangiert auf der Liste unserer bevorzugten Fahrtgebiete sicher ganz unten!
In der Nacht zum Mittwoch lässt der Wind weiter nach, 10 – 15kn, kommt aber unverändert von vorne. Die Welle wird weniger, ASHIAs Bewegungen werden ruhiger, so dass man nicht mehr im Schlaf von der Matratze gehoben wird. Im Laufe des Tages passieren wir die Kreidefelsen von Dover. Wir motoren auf der englischen Kanalseite neben dem in Richtung Atlantik laufenden VTG. An BB ziehen die Frachter und Tanker vorbei wie Perlen an der Schnur. Dazu kommen von StB die Schiffe aus der nördlichen Nordsee auf ihrem Weg ins VTG. Richtig eng wird es dann durch die Fähren zwischen Dover und Calais. Dank AIS sehen wir aber alle und kommen durch. Armin ist da immer total cool, vertraut dem AIS, während ich doch öfters etwas nervös werde, wenn es eng wird. Das ist ungefähr so, wie wenn man zur Rush-Hour den Stachus am Rollator überqueren müsste!
Die zweite Nacht ist ruhiger, der Wind ist inzwischen unter 10kn und See flacher. Wir motoren ohne Unterbrechung, je nach Kurs kommt der Wind mal etwas seitlich, so dass wir Segel zur Unterstützung setzen, aber das ist nach längstens zwei Stunden wieder vorbei. Unsere Geschwindigkeit schwankt zwischen 3 und 9kn, je nach Richtung der bis zu 3kn starken Strömung. Eine kleine Schule Delphine begleitet uns eine Weile.
Wir sehen die Ufer der Kanalinseln an BB liegen. Natürlich erreichen wir die Passage zwischen dem französischen Festland und den vorgelagerten Inseln zur Unzeit! Es ist stockfinster und die Strömung würde uns entgegenlaufen. Zwar ist das Fahrwasser betonnt und befeuert, doch wir entscheiden uns, den 20 SM längeren Weg außen herum zu nehmen.
Gegen Mittag sind wir vor Brest, wo wir im ruhigen Wasser versuchen, unseren eingebauten FluxGate-Kompass zu kalibrieren. Leider ohne Erfolg.
Um 1230 laufen wir in die Marina Du Chateau ein und machen erst mal an der Tankstelle fest. Auch hier Self-Service. Allerdings ist hier tanken gar nicht so einfach! Pro eingesteckter Kreditkarte gibt es für exakt 119€ genau 78,60l Diesel. Dann muss der Tankrüssel zurück in die Zapfsäule, Kreditkarte wieder einstecken, Spritsorte wählen, Pin eingeben, auf ein Neues! Da wir über 400l benötigen, spielen wir das Spiel sechsmal! Mit vollem Tank geht es dann zum Liegeplatz. ASHIA bekommt ihre verdiente Süßwasserdusche, dann packen wir die Fahrräder aus. Es ist auch hier der Hafen der langen Stege und Wege. Im Marina-Büro bekommen wir eine Willkommenstüte mit Prospekten, Keksen und einer Mülltüte für recyclebaren Abfall. In einem der vielen Lokale im Hafen lassen wir uns erst mal Aperol und Eis bzw. Käsekuchen schmecken. Die anschließende Radtour in die Umgebung auf der Suche nach einem Supermarkt bleibt erfolglos, endet aber in einer Crèperie! Allerdings muss ich sagen, die Holländer können es besser! Zurück an Bord sind wir platt, keiner hat in den drei Nächten viel geschlafen, und verziehen uns jetzt in die Koje.










2 Kommentare

  1. Endlich weg von den holländischen Kalorien 🤣🤣 aber das hört sich auch nicht weniger an 🤔😉 gut, dass ihr heil in Brest angekommen seid. Holt erstmal Schlaf nach und hofft auf besseres Wetter 👍😊

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