Mittwoch, 16. August 2017
Es ist eine kurze Nacht. Die letzten Meilen im Dunklen zwischen Riffen und Sandbänken mit zunehmendem Schiffsverkehr (immer an der engsten Stelle!) erfordert volle Aufmerksamkeit. Ab 0500 wachen wir zusammen im Cockpit. Die Lichter der Zivilisation sind am Horizont schon lange zu erkennen. Um 0700 fahren wir in die Fanny Bay ein. Durch eine betonnte Fahrrinne geht es zur Cullen Bay Marina. Auf der uns von WorldARC gegebenen Telefonnummer der Biosecurity meldet sich der Lockmaster (Schleusenwärter) der Marina. Die weitere Kommunikation erfolgt dann über UKW 11. Wir werden angewiesen mit BB auf der StB-Seite des Fähranlegers vor der Schleuse festzumachen. Um 0830 gehe es weiter. Wir frühstücken und warten! Als nach 0900 noch immer nichts passiert ist, ruft Armin wieder Kanal 11. Er soll mit den Papieren ins Marina Büro kommen! Ja hätte sie das nicht gleich sagen können? Jetzt geht ein irres Theater los, dessen tieferen Sinn wir erst später erfahren sollen. Es geht um Marine Pest. Kein Schiff darf in die Marina hinein, das nicht vorher von einem Taucher auf Muschelbewuchs untersucht wurde und dem in alle Salzwasserborddurchlässe eine Desinfektionslösung gesprüht wurde, die 10 Stunden verbleiben muss. Es betrifft aber nur Schiffe, die von außerhalb australischer Gewässer kommen. Das Problem ist, im Gebiet von Afrika, Asien und besonders Papua Neu Guinea gibt es Muscheln, die in Australien nicht vorkommen. Im fließenden offenen Meer können diese Muscheln der heimischen Population nichts anhaben. Da aber alle vier Marinas von Darwin wegen des Tidenhubs von 7m nur über Schleusen zu erreichen sind und somit im inneren stehendes Wasser ist, können die eingeschleppten „Ausländermuscheln“ sich verbreiten und die eigenen verdrängen. In der Cullen Bay Marina war dies 1999 der Fall. Die Marina musste über Wochen gesperrt werden und das Wasser desinfiziert, bis die Fremdpopulation vernichtet war. Um eine Wiederholung zu vermeiden gibt es die hull inspection und das treatment. Nun, das leuchtet irgendwie ein. Nur warum kommuniziert World ARC das nicht so, sondern lässt uns glauben, das wäre ein australisches Problem und wir wundern uns, warum man dann nicht in Mackay schon geschaut hat.
Wir sind ganz bewusst auf dem Weg nach Darwin dicht an der Küste in australischen Gewässern gesegelt und haben die Quarantäne-Zone um PNG nicht befahren, um dieses Treatment zu umgehen. Außerdem ist unser Unterwasserschiff blitzsauber und vor 6 Wochen in Denarau frisch gestrichen worden. Es scheint bei Biosecurity ein großes Problem zu sein, ob wir nun das Treatment benötigen oder nicht. Um uns die Wartezeit zu verkürzen, werden wir vom Lockmaster durch das Marina-Gelände geführt. Er zeigt uns unseren Liegeplatz, die Sanitärräume und Abfallsammelstelle, kommentiert alle Restaurants und wir warten alle auf eine Entscheidung der Biosecurity. ARABELA liegt seit gestern ebenfalls am Steg. Andrej und Sergej öffnen natürlich zur Begrüßung erst mal eine Flasche Sekt! Endlich, nach dem Mittagessen dürfen wir durch die Schleuse in die Marina fahren, das Treatment wird dann um 1600 am Liegeplatz gemacht! Muss man nicht verstehen!
ASHIA bekommt jetzt endlich ihre verdiente Süßwasserspülung, dann brauchen wir drei mal eine Pause.
Abends gehen wir mit ARABELA koreanisch essen. In einer Vertiefung des Tisches ist ein Gasgrill montiert und Stücke von Rindfleisch, Hühnchen, Schweinebauch und Gemüse grillt man selber. Sergej übernimmt wieder mal das Grillen. Statt Messer für jeden gibt es eine Schere für den Grillmeister. Damit wird das fertige Fleisch in Stücke geschnitten und jeder nimmt sich vom Grill, was er mag. Dazu ein leckerer Riesling, ein gelungenes Abendessen. Dessert gibt es dann auf ARABELA. Die beiden Russen fliegen morgen für zwei Wochen nach Hause und wir müssen helfen, ihre Obstvorräte zu vernichten! Tiefgefrorenes Fleisch haben sie uns mittags schon geschenkt. Dafür übernimmt Armin die Rechnung für`s Abendessen. Oh, Andrej ist fast beleidigt. Seine Aussage, dass er sich dafür revanchieren wird, klingt fast wie: „Das wirst Du büßen!“ Nun, was er an Hochprozentigem zum Dessert auftischt, ist Buße genug! Grappa, Calvados, Wodka und Likör vom Feinsten stehen in der Bar auf ARABELA! Aber wir haben ja aus Erfahrung schon gelernt und halten uns sehr zurück! Es ist jedenfalls ein sehr schöner und unterhaltsamer Abend mit den beiden.
Essen und Trinken hält bekanntlich Leib und Seele zusammen.